Was machen sechs Belgier Anfang zwanzig in einem einsamen, abbruchreifen Haus mitten in den Wäldern der Ardennen? Sie nehmen eines der wohl besten Popalben 2008 auf. Die Jungs von „Girls in Hawaii“ (nein, es handelt sich hier nämlich nicht um blumenkettenbehangene Mädchen) haben nach ganzen vier Jahren, in denen man sich eine Fortsetzung des Debüts „From here to there“ herbeisehnte, ihr zweites Album „Plan your escape“ veröffentlicht und enttäuschen natürlich nicht. Plötzlich fällt einem wieder ein, warum man diese Musik so liebt. Bittersüßer Gitarren und eine einfach unverwechselbare Stimme des Sängers Antoine Wielemans. Das Warten hat sich gelohnt.
Da hält man dieses Album in den Händen und schon beim bloßen Betrachten des Booklets weiß man, Lieder, die in so einer Natur entstanden sind, können eigentlich nur gut sein. Keine engen Studios, keine stressenden Produzenten, völlig abgeschieden vom Alltagstress und den Kopf frei. Stattdessen alle Zeit der Welt, knartschende Dielen, ein paar Schlafsäcke und genügend Raum für Gedanken und Experimente. Die einmalige Atmosphäre, die dort geherrscht haben muss, findet sich auch in den Liedern wieder. So beginnt „Plan your escape“ mit der Singleauskopplung „This farm will end up in fire„, des wohl gleichzeitig besten Lieds des Albums.
Die „Girls“ haben es einfach drauf, eingängige Melodien zu schaffen, die trotzdem nicht langweilig klingen. Antoine singt so sehnsuchtsvoll, dass man sich von seiner Stimme am liebsten davon treiben lassen möchte. Dazu wunderschöne Arrangements und ein feiner akustischer Sound und so viele Details, die einem erst nach mehrmaligem Hören wirklich auffallen. Hier scheint kein Ton durch Zufall entstanden zu sein.
„Couples on TV“ beginnt mit einer einsamen Mandoline und weitet sich zu einem breitem Orchester aus, „Plan your escape“ ist ein einziges Knacken und Rauschen, ebenso „Road to Luna“ knistert so vor sich hin und man fragt sich das ein oder andere Mal: was zum Teufel ist das eigentlich für ein Geräusch, dass sich so perfekt in die Melodie einhüllt? In „Sun of the Sons“ taucht plötzlich etwas auf, das wie Glocken klingt (und das in der Wildnis?)..ein anderes Mal meint man Hundebellen zu vernehmen, das nächste Lied beginnt mit Regentropfen. Jeder Song hat seine eigenen kleinen Geheimnisse.
Ein Album, das nach vier Jahren Wartezeit ein großartiges Debüt weiterführen soll, hat es sicherlich nicht leicht. Die Erwartungen sind ganz klar hoch. Aber haben wir wirklich eine enorme Weiterentwicklung erwartet und gewollt? Ist es nicht völlig ok, das „Plan your escape“ einfach genauso wunderschön klingt wie der Vorgänger? Weder besser noch schlechter, sondern einfach nur schön. Das reicht doch.
Neben der Deutschlandtour darf man sicherlich auch auf einige Festivalauftritte gespannt sein. Wer die Möglichkeit hat, sollte sich diesen Ohenschmaus nicht entgehen lassen.
22.4. Heidelberg, Karlstorbahnhof
23.4. Hamburg, Übel und Gefährlich
25.4. Berlin, Lido
26.4. Dresden, Starclub
28.4. Wien, B 72
29.4. München, Ampere
30.4. Leipzig, Nato
VÖ: 21.3.08
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