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Gisbert zu Knyphausen – Gisbert zu Knyphausen

„Gisbert Zu Knyphausen“ ist ein Name, der schon seit einigen Jahren durch die musikbegeisterten Münder dieses Landes geistert. Allerdings wurden die Stimmen in letzter Zeit immer lauter, denn was lange währt, wird endlich gut: Der zugezogene Hamburger bringt nun nach einigen in Eigenregie veröffentlichten Songs sein erstes Album heraus. Und bei all der Musik, die da derzeit aus Hamburg kommt – Sowas Schönes durfte man schon lange nicht mehr hören.

„Ich und die Leidenschaft – Was für eine ungewohnte Kombination.“

Da ist dieser 28jährige, verwirrte und verstrubbelte Mann, der auf Fotos immer stets so schaut, als ob in seinen Augen alle Dinge lesbar wären, die er nicht Worte verpacken kann. Doch größtenteils schafft er es ja glücklicherweise, seine Gedanken in Songs umzuwandeln. Wer also dem Charme von diesem jungen Herren nicht allein beim Anblick verfallen ist, der wird es spätestens beim Reinhören in das Album sein. Ich war nach dem ersten Hören geradezu schockiert, wie jemand es schaffen kann, solche Musik zu machen, solche Texte zu schreiben, die genau das auf den Punkt bringen, was jeden von uns beschäftigt, bedrückt, erfreut, wütend oder traurig macht und hellhörig. Okay, das haben wir, gerade aus der „Hamburger Schule“-Stadt, ja immer sehr häufig, dass sich Musiker und Bands daran versuchen, den Nerv der Zeit zu treffen und die Zuhörerschaft auf sich aufmerksam zu machen. Aber so gekonnt hat das schon lange niemand mehr geschafft. Doch es sind nicht nur die Texte, die Gisberts Einmaligkeit beweisen, seine Stimme ist rauh, männlich, aber zerbrechlich. Und auch seine Art zu singen ist wunderbar und eigen. Er stolpert über Wörter, er redet mit dem Hörer, spricht ihn an, er singt, er schreit, er lässt es einfach alles so aus sich rausfallen. Man hat das Gefühl, dass Gisbert das, was er da singt, genau in dem Moment zu erleben scheint, als ob er es mit einem teilen möchte, unterlegt mit „jaja“ oder anderen Äußerungen, die das ganze noch persönlicher machen, als es unlängst schon ist.

„Doch Im Taumel, da fühlen wir uns wohl, ein Hoch auf den Alkohol.
Komm, einen noch, ich kann dich noch sehen.
Und wir rauchen immer viel zu viel,
Doch wir sehen gut dabei aus.
Ja, wir tun das mit Stil.“

Zu der musikalischen Untermalung dieses doch sehr textbezogenen Albums muss ich sagen, dass mir die ruhigeren und akustischen Songs am besten gefallen. Das sind auch die, die auf der Platte dominieren. Es passt eben sehr gut zusammen. Es ist allerdings nicht nur Gisbert an der Gitarre, sonder eine ganze Band, die ihn da unterstützt. Bass, elektrische Gitarre, Schlagzeug, alles dabei. Dass man das ausnutzen muss, war natürlich glasklar: So findet man auch einige richtige Rocksongs auf dem Album. Das sind dann diese Momente, wo Gisbert richtig aus sich rausgehen kann.

„Und ich gebe zu: Ich bin ziemlich kriegsgeil!
Ich will dabei sein, wenn das alles explodiert!
Und dann tot sein, oder aufstehen, aus Asche und Trümmern
-Und zusehen, dass der Laden wieder funktioniert, oh ja!“

Die Momente, wo die Musik ekstatisch wird und explodiert. Es geht also auch diese Variante. Nichts mehr mit einsamer Singer/Songwriter-Wolf, wie es noch mit seinen eigens produzierten Songs war.

Zum Schluss eine Anekdote: Ich war vor kurzem entfernt wohnende Freunde besuchen. Auf der Rückfahrt hörte ich dieses Album over and over. Und Gisbert schafft es wirklich, alles auf den Punkt zu bringen, was mir in dem Moment durch den Kopf geisterte. Alle Freude, Emotion und auch Traurigkeit. Aber seien wir ehrlich – Es gibt keine Situation, die man mit dieser Platte nicht assoziieren kann. Ein Album voller Herzblut, Liebe, Frohsinn und Ärgernis über diese Welt. Und man ist dann doch sehr froh, dass dieser junge Mann eben noch mehr kann als verstrubbelt und charmant aussehen.

„Und ich singe meine Lieder – Wohin das führt? Wir werden sehen.
Sie sind meine Art, mich vor dem Leben zu verneigen!
Und ich verrenk mir mein Gehirn, bloß um zu sagen, was ich will.
Das ist nicht viel, aber auf jeden Fall besser als schweigen!

„Gisbert zu Knyphausen“ erscheint am 25.04. auf PIAS.

5 comments

  1. b. says:

    Ich mag es nicht wenn man Sätze mit „und“ beginnt. Gisberts Musik gefällt mir aber auch sonst nicht so. Faszinierend ist, dass ich kaum jemanden kenne, dem wie mir, seine Lieder nicht gefallen. Von jeder Seite wird seine Musik bejubelt.

  2. Martina says:

    Für mich ist Gisbert einer der großartigsten und einzigartigsten Musiker, die es derzeit auf deutschem Boden gibt. Die einzige Person, die ihm das Wasser reichen kann, ist Udo Lindenberg.

  3. Mareike says:

    Dieses Album ist einfach super.
    Kann man sich das eigentlich überhören Chrissie?
    Wenn ja, dann erschieß mich bitte -.-

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