Startseite » Gnill – Ich werde mich mit dieser Makrele ins Ausland absetzen

Gnill – Ich werde mich mit dieser Makrele ins Ausland absetzen

Gnill? Wer soll das denn sein? Nie gehört. Wie auch, denn hinter dem Pseudonym versteckt sich grafzahl-Mastermind Florian Gelling, der jetzt mal eben seine erste Solo-EP auf Tumbleweed-Records herausgebracht hat. Ganze fünf Lieder aus dem Elektrorockpopbereich weist die Platte mit dem großartigen Namen „Ich werde mich mit dieser Makrele ins Ausland absetzen“ auf .. was auch immer Gnill uns damit sagen möchte.


„Of course, gnill is not a hassprediger, but he loves to sing about bombs and the roles assigned to anyone of us and the participation of everyone in this process. When he was young, gnill liked songs like „Give the anarchist a cigarette“ and „Everybody’s happy nowadays“ but that was long ago. Anyway, it doesn’t matter. If you are able to supply a large Anlage and a fat guitar amplifier, gnill may even play in your living room“.

Was soll man also über dieses Debut sagen? Es klingt erstmal interessant, diese Gitarren unterlegt mit dem Elektrobeat und den schlauen Texten. Das Booklet sieht aus wie ein Kinderbuch, aber das sei verziehen.
Los geht es mit „Für irgendwen“ .. eine gute-Laune-Melodie zum mitwippen, wie eigentlich die restlichen vier Lieder auch, der Text zeigt jedoch, dass Gnill sehr wohl von Selbstzweifeln geplagt ist.

All der Quatsch den wir so machen, meistens nur für irgendwen und es ist ganz schön schwer, da zuzusehen, es ist ganz schön schwer, nicht durchzudrehen

Weiter geht es mit „Artig“ … noch etwas elektronischer als der Vorgänger und erinnert mich phasenweise an komische Technobeats aus den 90er Jahren! Es geht hier um den Zwang sich der Gesellschaft und dem Alltag anzupassen. „Wir lesen die Zeitung, wir zünden keinen Springer an, wir lassen uns alles gefallen.“ Endlich Klartext. Am Ende in ständiger Wiederholung: Wir sind artig, da helfen keine Platten!! „Da können noch die alternativsten Cds in Euren Regalen stehen“ scheint er sagen zu wollen. Individuelle Angepasstheit war gestern.

Auf der einen Seite DIY Protzerei im Booklet, doch dann führen Lieder wie„Angst vor den Leuten“ auch Gnills Unsicherheit fort.

„Wir haben Angst vor den Leuten, die wir kennen, klingt übertrieben, doch ich weiss was du meinst, die hören so lange nicht auf bis du genauso wirst wie sie und vielleicht wird jemand sagen <ist doch gar nicht so schlimm, du darfst doch Kaffee trinken oder auch Tee, aber dort wo du hin willst kommst du sicher nicht hin>“.

Viertes und vorletztes Lied ist „Dein Problem“, das nicht so überzeugen kann wie seine Vorgänger, aber bei der ersten EP ist das wohl ok. Immerhin wirft es trotz eher langweiligem Rhytmus Parolen wie „Früher Halbgott, heute Wischmop!“ auf, also doch wieder was Gutes.

Den Abschluss macht „Der Mann von der Union“ mit einem ebenso abschlussreichem Text:

„Wer hätte wohl gedacht, dass ich so zerbrechlich bin, es kam so langsam, so still und so leise, wie ein Schaf auf einer Wiese ohne Gras und ohne Wind und die ganze Zeit sind wir alleine, oder bin ich der Einzige hier, den das interessiert? Und bin ich der Einzige, den das berührt? Und den das stört? Und ich halt zu dir.“

Och. Da möchte man dem kleinen Gnill doch einfach mal über den Kopf wuscheln. Langsam, still und leise könnte auch diese EP sich in die Köpfe der Menschen schleichen, also hört sie Euch doch einfach mal an.

www.myspace.com/gnillVÖ: 28.3.08

Wir freuen uns über deinen Kommentar: