Diese Woche traf sich die Hamburger Musikbranche im Grünspan auf der Großen Freiheit um dabei zu sein, wie der HANS verliehen wird. Oder selbst einen zu bekommen. Vielleicht auch um einen zu verleihen. Nur eins war gleich beim Einlass klar: Der HANS ist kein gewöhnlicher Musikpreis. Der HANS ist eine Party zu Ehren der Musikmetropole Hamburg.
Die Gewinnerliste liest sich jedoch nicht nur wie ein „Who is who“ der Hamburger Szene, sondern eher wie ein „Who is who“ der deutschen Musikkultur. Doch das Wichtigste zuerst: Moderiert wurde die Preisverleihung vor 500 Leuten von Marco Antonio Reyes Loredo. Das ist der Mann, der die „Konspirativen KüchenKonzerte“ ins Leben rief. Die Sendung ist übrigens auch nominiert. Er orientierte sich in Sachen Gardrobe an den großen Preisverleihungen der Welt, da er selbige mehrmals wechselte (Smallville bis Audiolith, alles dabei). Der Preis selbst wurde von Nils Koppruch designt und war nicht nur Hamburg-stylisch, sondern auch funktional und diente gleichzeitig als stromloser Verstärker. Wunderbar.
Nun zu den Gewinnern des Abends. Als Hamburger Künstler des Jahres wurden Tocotronic ausgezeichnet. Der Preis für das tollste Medienformat der Stadt ging an „Inas Nacht“ und würde überreicht von Roger Cicero. Ina Müller nahm den Preis in tollen schwarzen Lack-Pumps und mit Team entgegen. Danach gab sie dann noch ein Liedchen zum Besten. Geehrt für die herausragende Hamburger Künstlerentwicklung wurden Fettes Brot. Wobei die ja eigentlich auch aus Pinneberg kommen, aber das sei eine andere Geschichte, bemerkte der Laudator vorab. Die Hamburger Produktion des Jahres geht mehr als verdient an Jan Delay und sein Team für das Album „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“. Als Label des Jahres wurde Audiolith gekührt. Lars Lewerenz kam mit schwangerer Freundin und Mutter um dann den HANS mit einer Axt in seine Einzelteile zu zerlegen. Kein Scherz. Ungefähr genaus gespalten war seine Dankesrede, gleichzeitig die wohl längste Dankesrede des Abends. Einerseits sei er froh einen Preis für seine Arbeit zu bekommen, andererseits bekäme er den Preis dafür, dass er sich konstant selbst ausbeute. Die besten Programmmacher Hamburgs sind die Leute rund um das Reeperbahnfestival, welches sich in den letzten Jahren europaweit als innovative und kreative Veranstaltung etabliert hat und somit völlig zu recht den HANS bekommt. Der Preis für die Verpackung des Jahres ging an Smallville Records für die wunderbare Corporate Identity.
Dann gab es noch die Auszeichnung für den besten Hamburger Nachwuchs. In dieser Kategorie gewannen 1000 Robota. Hier gab es neben dem HANS auch noch €2.000. Wofür 1000 Robota den Preis genau bekommen haben, bleibt ein Rätsel. Laut Jury gibt es kaum eine so junge Hamburger Band, die auf eine derart intensive Auseinandersetzung über Musik, Image und Interviews zurückblicken kann. Na dann. Im Anschluss traten sie auf und zerlegten ihr Equipment. Vielleicht gewinnt im nächsten Jahr ja eine Band, die nicht durch jugendliche Arroganz punktet.
Neben Ina Müller und 1000 Robota gab es auch noch Live-Auftritte von Nneka und Bratze. Somit wurde ein breites Spektrum an der Hamburger Musik abgedeckt. Bis zum nächsten Jahr lieber HANS. So, ich muss jetzt los ein Smallville Records Shirt kaufen
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