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Howling Bells – Radio Wars

Howling Bells - Radio WarsWenn der Winter mal wieder kein Ende nehmen will und man sich abends zum gemütlichen Musikgenuss in die heimische Kemenate zurückziehen will, braucht es den passenden Soundtrack dazu. Die Howling Bells liefern ihn: verträumt, versponnen und von einer angeborenen Wärme beseelt nähren sie mit „Radio Wars“ die vage Hoffnung auf die ersten Knospen des Frühlings.

So beschrieben zahlreiche Gazetten in der Vergangenheit die Musik der Mannen um Sängerin Juanita Stein treffenderweise als „Indie Noir“. Diese Düsterheit lässt sich zwar auf „Radio Wars“ nicht mehr so konstant feststellen wie auf dem selbstbetitelten Debüt, doch es finden sich immer wieder Momente, die anders klingen, feingeistiger klingen und die die Howling Bells deutlich von Indierock-Schemata abheben. Hier eine ziehende Slide-Gitarre, dort ein verschwurbelter Folk-Beat, dazu die laszive, mysteriöse Stimme von Juanita Stein. Musik wie für daunenweiche, wattierte Träume.

So entstehen mystische Schönheiten wie „Nightingale“ , während die zweite Hälfte des Albums in Sachen Tempo und Radiotauglichkeit etwas anzieht, wie beispielsweise die stimmungsvolle Singe „Into The Chaos“ unter Beweis stellt. Im Ohr bleiben die immer einfallsreichen Hooks, sie sind im Grunde das charakteristisch herausbrechende Merkmal der vier im Londoner Exil lebenden Australier. So ohrenbetäubend im positiven Sinne, eingekuschelt in Steins wohligen Stimmreigen, irgendwie auch „down under“, was auch immer das genau in dem Zusammenhang heißen mag.

Zugegebenermaßen bin ich kein großer Freund von Sängerinnen, zumindest was den Bereich angeht, den man in unseren Breiten simpel „Rock“ schimpft. Zu oft können sich weibliche Stimmen kräftemäßig einfach nicht gegen Gitarrebassschlagzeug behaupten und krakeelen immer etwas neben der Spur. Doch bei den Howling Bells passt alles, ganz einfach weil die Instrumentierung sich zu jedem Zeitpunkt nach dem Gusto Steins zu richten scheint, hörig und ergeben im Rausch der Sangeskunst.

Mancher Gelegenheits-Gitarrist oder Wochenend-Drummer mag diese Tatsache negativ auslegen, doch was spricht schon dagegen, wenn eine Band ihre Möglichkeiten des möglichst effektiven Erzeugens von Atmosphäre voll ausschöpft? Für alle, die schon immer wissen wollten, wie es klingt wenn sich Air und PJ Harvey zusammen in einem märchenhaften Wolkenschloss einschließen, sind unterkühlte Winterabende zukünftig passé.

Radio Wars erscheint am 27. Februar 2009 via Rough Trade.

One comment

  1. Rafael says:

    Gut geschrieben.

    Glaube kaum, dass sie ihr Debüt übertreffen werden können, doch es bleibt zu hoffen, dass sie nah herankommen werden, auch wenn die Musik nicht mehr so „dunkel“ ist.

    Hoffentlich kommen sie dann bald auch endlich mal auf ne kleine Deutschlandtour rüber.

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