Artur Schock ist verantwortlich für das Booking bei Audiolith Records. Er sorgt dafür, dass wir diesen Sommer fast auf jedem Festival Bands wie Egotronic, Frittenbude oder Bratze begegnet sind und holt sie in die Clubs der Städte. Da wir mal nachhaken wollten, was da genau vor sich geht, haben wir ihn in seinem Büro in Berlin besucht und mal nachgefragt, was derzeit so auf dem Plan steht.
Erzähl mal… Wie bist du denn eigentlich zum Audiolith Booking gekommen?
Artur: Ich war schon damals befreundet mit Hoerm, der bei Egotronic gespielt hat. Dazu kam es, weil ich schon früher Konzerte organisiert hab für Egotronic und ihn so kennengelernt hab. Dann gab es vor einigen Jahren das Angebot für Egotronic, eine Tour durch Russland zu machen. Und da ich russisch kann, hab ich mich für die Tour als Dolmetscher beworben und denen außerdem erzählt, dass ich auch mischen kann. Konnte ich allerdings gar nicht, ich wollte einfach nur mitfahren. Ich dachte, dass das mit dem Mischen nicht so schwer sein kann und ich das irgendwie gebacken kriege. Das war dann doch schwerer als gedacht, aber ich war dabei und Lars und Plemo und einige andere Leute waren auch am Start und wir sind zwei Wochen durch die Gegen getourt dort. Wir hatten eine schöne und ereignisreiche Zeit und ich bin dadurch eben mit Lars und den Leuten in Kontakt gekommen. Dann hat mich Torsun gefragt, ob ich das komplette Booking für Egotronic übernehmen will, da die dafür noch niemanden hatten und keine Lust und Zeit mehr dafür, das immer selbst zu erledigen. Das fing dann so an, dass Hoerm mir ein paar Zettel gegeben hat mit E-Mailadressen von Kontakten aus unterschiedlichsten Städten, mir eine Mailadresse eingerichtet hat und dann konnte ich loslegen. Das hat sich dann so entwickelt, dass ich irgendwann meine eigenen Booking-Agentur unter dem Namen Produkt geführt habe. Egotronic sind größer geworden mit der Zeit, bei Audiolith sind neue Bands dazugekommen, die mich dann beauftragt haben mit dem Job. Da Lars und ich somit sowieso sehr eng zusammengearbeitet haben, sind wir dann irgendwann dazu übergegangen, das unter einem Dach zu machen und Audiolith zu einem modernen 360° Musik Action Network aufzubauen.
Und du machst das Booking nach wie vor ganz allein, auch wenn Audiolith inzwischen so groß geworden ist?
Artur: Ja, auf jeden Fall. Es ist beim Booking, wie es aufgebaut ist, auch schwierig, neue Leute mit ins Boot zu holen, da das ja größtenteils über persönliche Kontakte läuft. Das kann man nicht von heute auf morgen jemandem beibringen. Ich hab das ja auch nie gelernt, sondern mir selbst erschlossen. Ich weiß ja nicht, wie das größere Agenturen machen, aber ich stell mir das schwierig vor. Auch wenn es langsam an der Zeit wird, dass mir jemand unter die Arme greift. Wir suchen da schon nach neuen Leuten für die Zukunft. Aber ich habe halt auch keine Lust, mir einen Praktikanten zu holen, der dann nichts anderes machen darf, als für mich Plakate zur Post zu bringen. Das wäre ja nicht angemessen.
Wie läuft es bei dir eigentlich mit der Kommunikation nach Hamburg? Musst du das immer mit Lars absprechen, was du tust, oder seid ihr beide eigenständig?
Artur: Das ist alles ziemlich diffus bei uns, wir haben da keine klaren Regeln. Was das Booking betrifft, muss ich ihm nicht bescheid sagen, wir sind quasi zwei autonome Firmen. Aber was wichtige Entscheidungen angeht, sprechen wir das schon ab. Ich informiere ihn und er arbeitet mir auch oftmals zu, da viele Kontakte durch ihn kommen, da Audiolith ja schon ziemlich an seiner Person hängt. Aber die Entfernung ist dabei kein Problem, wir skypen viel, leiten uns Mails weiter und begegnen und ja auch recht häufig auf Tour, wenn wir die Bands begleiten. Man sieht sich im Schnitt schon so jede zweite Woche.
Du kümmerst dich mit deinem Booking ausschließlich um Audiolith Acts, oder?
Artur: Seitdem wir das unter gemeinsam Namen machen auf jeden Fall.
Und das reicht dir zum Leben?
Artur: Ja, schon. In Berlin ist das ja auch möglich, die Stadt ist nicht so kostspielig. Man muss schon drauf achten, wofür man sein Geld ausgibt, aber ich brauch auch gar kein Luxusleben mit tausenden von Euro im Monat. Ich komm gut damit aus.
Wieso ist es eigentlich so, dass nicht alle Audiolith Acts bei dir unter Vertrag sind? Supershirt zum Beispiel sind ja bei Amadis.
Artur: Es sind nicht alle bei mir, das stimmt. Es gibt Clickclickdecker und Der Tante Renate, die einfach schon viel länger bei Audiolith sind als ich und ihre festen Strukturen haben, die einfach schon perfekt funktionieren. Und bei einigen neueren Sachen mische ich mich auch nicht ein, weil das keinen Sinn macht, so viele Bands zu betreuen. Da fehlt einem dann irgendwann die Zeit, sich wirklich auf jeden Künstler zu konzentrieren. Ich betreue um die 10 Acts und das ist genau richtig, um jedem genug Zeit zu schenken.
Die Audiolith Pferdemärkte, die derzeit stattfinden, sind neben den Audiolith Festen das Größte, was ihr jemals auf die Beine gestellt habt…
Artur: So groß sind die Pferdemärkte ja auch nicht, das gleicht ungefähr den Festen. Aber klar, so Sachen wie die Abende beim Hurricane oder Southside waren dann schon groß. Aber die haben wir ja nicht komplett selbst organisiert, da haben wir einfach unsere Bands auf die Festivals geschickt. Aber unsere eigenen Festivals in Würzburg oder München mit über 1000 Leuten waren auch nicht übel. Oder Schlachthof Wiesbaden, wo ein Audiolith Fest sogar zwei Tage lang ging.
Und was soll danach jetzt noch kommen? Ist das Maximum nicht langsam erreicht?
Artur: Wir wollen eine Showebene mit reinbringen! Schwertspucker und Feuerschlucker! Außerdem haben wir ein neues DJ-Team am Start, den Zappelnden Löwen, den wollen wir jetzt auch langsam auf die Leute loslassen.
Und um was handelt es sich genau bei Zappelnden Löwen?
Artur: Ein DJ-Team, das auch in Richtung Animation gehen soll. Moderationen, Animationen, die Leute im Publikum noch direkter ansprechen, um eine Gemeinschaft bei einer Party aufzubauen und nicht einfach nur die Tracks runterzuspielen.
Und wer steckt dahinter?
Artur: Das werdet ihr dann sehen! Das ist noch unser kleines Geheimnis. Noch ganz ohne Facebook Seite!
Und was habt ihr abgesehen davon noch geplant für die Zukunft?
Artur: Ich kann dir ja mal meinen Kalender zeigen. Da ist für das nächste Jahr tatsächlich noch überhaupt gar nichts geplant. Kein Termin. Das ist ein bisschen merkwürdig, weil es langsam mal losgehen sollte für 2011, aber es ist derzeit auch so, dass alle noch ziemlich benommen sind von den Ereignissen in letzter Zeit und es traut sich keiner, so richtig weitere Pläne anzustellen. Eine kleine Pause ist eben auch mal angesagt. Aber im Prinzip machen wir einfach so weiter wie immer. Wir haben gar keine Lust darauf, immer größere Hallen zu buchen oder sonstwas. Es ist nicht das Ziel, immer bombastischer zu werden. Bei großen Konzerten geht eben auch oft das Feeling verloren, das man von Clubkonzerten her kennt.
Stellt es denn ein Problem dar, dass einige eurer Zugpferde grad erst Alben rausgebracht haben, sprich Bratze, Egotronic und Frittenbude?
Artur: Ich glaube nicht. Erstens kommen ja in nächster Zeit noch einige große Sachen. Saalschutz und Ira Atari bringen Alben raus. Außerdem glaub ich auch, dass das bei den von dir genannten Bands eher ein schleichender Prozess ist. Das geht ja nicht von 0 auf 100, viele werden auch jetzt erst auf die Alben aufmerksam und im Laufe der Zeit wird es dann mehr gehört. Bei Audiolith dauert es meistens eine Weile, bis das vollkommen in den Köpfen der Leute ankommt. Du siehst ja am Beispiel von „Raven Gegen Deutschland“, da finden sich immer noch neue Hörer, die sich dafür begeistern können, obwohl der Song schon vier Jahre alt ist. So wird das mit einigen Tracks der neuen Alben sicher auch sein, dass die erst im nächsten Jahr so richtig durchbrechen.
Wie gehst du als Booker von Audiolith eigentlich damit um, dass das Publikum von euch zunehmend jünger wird?
Artur: Das finde ich nicht schlimm. Vielleicht werden wir auch einfach älter? Als ich die ersten Konzerte mit Egotronic gemacht hab, war ich auch gerade mal 18 Jahre und kam mir schon mega reif vor. Und viele Leute, die sich jetzt engagieren sind eben auch in dem Alter. Das Publikum wird größer, vielleicht fallen dadurch die jungen Leute mehr auf.
Aber es ist ja auch so, dass ihr 16-jährige oder noch Jüngere im Publikum habt. Wie geht ihr damit um? Schließlich darf man in dem Alter üblicherweise noch gar nicht in Clubs.
Artur: Das lernen wir mit der Zeit, damit umzugehen. Man muss darauf achten, dass die Konzerte rechtzeitig zu Ende sind. Das ist für einige der Bands ungewohnt, da man im Bereich elektronischer Musik ja eher daran gewöhnt ist, um 1 Uhr oder 2 Uhr nachts die Bühne zu betreten. Und jetzt muss man eben schon schauen, dass das bis Mitternacht gelaufen ist und manchmal um 19 Uhr schon anfangen. Das ist ungewohnt, aber liegt nicht nur am Publikum, sondern auch daran, dass wir immer mehr mir professionellen Konzertveranstaltern zusammenarbeiten, die auf den Jugendschutz Wert legen.
Die Audiolith Dorfdisko Tour war ja auch für euch eine ungewöhnliche, aber grandiose Geschichte. Wird sowas nochmal kommen?
Artur: Eigentlich machen wir das ja die ganze Zeit, dass wir auf Dörfern spielen. Das war an sich jetzt nichts Neues. Das waren Veranstalter, mit denen wir schon immer zusammengearbeitet haben. In Döbeln sind jetzt gerade wieder zwei Shows gewesen und in Oelde ist auch schon wieder was geplant. Das Besondere bei der Dorfdisko Tour war eben diese Ballung an kleinen Städten und dass wir Pressevertreter dabei hatten. Weitere Aktionen in der Art können wir uns aber auf jeden Fall vorstellen.
Vor kurzer Zeit habt ihr eine Bestechungsaktion gestartet. Erzähl uns doch bitte mal, was es damit genau auf sich hatte?
Artur: Diese Bestechungsaktion wird fälschlicherweise Bestechungsaktion genannt! Bei einer Bestechung gibt man ja jemandem etwas und erwartet dafür etwas Konkretes, das war aber bei uns nicht so. Unser Ziel war es einfach berühmten und bekannten Menschen etwas Gutes zu tun und dadurch den Namen unserer Firma bekannter zu machen. Wenn es einen Zweck gab, war es also höchstens der Werbezweck. Wir wollten uns empfehlen als solventer und ehrenwerter Partner! Wir sind inzwischen eine gut positionierte und ernst genommene Firma, die aber immer noch nicht in gewisse Bereiche vorgedrungen ist. In manchen Abteilungen der Kreativ- und Medienbranche sind wir noch nicht angekommen. Das wollten wir ändern und dachten, dass es der beste Weg wäre, sich selbst zu empfehlen. Ein Unternehmen aus der Hansestadt Hamburg, das der kaufmännischen Tradition verpflichtet ist. So haben wir dann ein Schreiben herausgeschickt und als Untermauerung, dass wir es ernst meinen, ein Geldgeschenk à la 50€ beigelegt. Diese Menschen haben ja viel Stress und viel Arbeit und wir wollten, dass die sich damit eine schöne Zeit machen und mal entspannen können.
Dann hättet ihr gleich Wellnessgutscheine beilegen können!
Artur: Das weiß man nie, wie das ankommt. Das ist ja ein übliches Geschenk, ähnlich der regulären Flasche Wein. Geschmäcker sind bekanntermaßen verschieden und mit den 50€ kann der Beschenkte dann anstellen, was er möchte! Allerdings ist leider einiges zurückgekommen von dem Geld…
Was waren denn die krassesten Reaktionen?
Artur: Wir wollen keine Namen nennen und nichts veröffentlichen, da es keine reine Promo-Aktion, sondern interne Firmenkommunikation ist. Aber was uns überrascht hat, ist, dass uns mehrfach mit der Rechtsabteilung gedroht wurde und dass viele fast schon angewidert reagiert haben und gesagt haben, dass wir uns nie wieder melden sollen. Damit haben wir nicht gerechnet, dass so ein schönes Geschenk so negativ ankommt. Aber es gab auch welche, die das Geld zurückgeschickt haben mit der Begründung, dass die moralischen Grundsätze das verbieten, sich aber bedankt haben für das Angebot. Aber im Großen und Ganzen war das schon ein Erfolg und eine Erfahrung! Schließlich haben wir auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Jaja… Nächstes Mal an Mainstage schicken, wir freuen uns drüber. Danke für das Interview!
Artur: Geht klar! Vielen Dank!
Hier entlang zu unserem Interview mit Artur zur Dorfdisko Tour.
Love this guy!
puh, also, ich würde nichts lieber tun als plakate zur post zu schlüren
oh hutte
was wären wir
ohne dich!
brotlochlose künstler