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Im Gespräch mit Tilly and the Wall

neelykianna.Tilly and the Wall? Das war doch das Kinderbuch mit der Maus, oder? Nicht ganz, das hieß Tillie and the Wall, aber das führt uns doch schon in die richtige Richtung. Denn genau der Titel dieses Kinderbuchs verlieh Tilly and the Wall ihren Namen. Kindisch? Entzückend! Durchaus entzückend waren sie auch während unseres Interviews vor ihrem Auftritt als Opener für Cansei de Ser Sexy, als wir die Möglichkeit hatten alle Tillies zu einer kleinen Fragerunde einzuladen. So saßen wir gemeinsam mit Sängerin und Bassistin Kianna Alarid, Keyboarder Nick White, Stepptänzerin Jamie Pressnall, Sänger und Gitarristen Derek Pressnall und Sängerin und Gitarristin Neely Jenkins im Kreis vor dem Gebäude 9, während CSS lautstark ihren Soundcheck machten.

Ihr seid zum zweiten Mal in Deutschland, nicht wahr? Wie gefällt es euch hier?

Kianna: Es ist total schön!
Nick: Wir lieben es!
Kianna: Es ist auch der perfekte Tag heute.

 

Könnt ihr in ein paar Worten resümieren, wie die Band zu Stande kam?

 

Nick: Vor fast fünf Jahren haben wir uns alle in Omaha zusammen gefunden. Derek und ich sind von Atlanta hochgezogen und die Mädels hatten bereits zuvor gemeinsam in Bands gespielt. Wir hatten uns zuvor freundschaftlich getroffen, bis wir dann angefangen haben Musik zu machen und dann die Band gegründet haben.
Kianna: Wir sind vorher eher immer zusammen rumgehangen, haben uns gegenseitig etwas vorgespielt und irgendwann ging das dann mehr so „Oh, das würde sich an dieser Stelle cool anhören“ oder „Hey, ich könnte den Teil singen“ oder so ähnlich, also haben wir eine Band gegründet ohne davor wirklich darüber geredet zu haben.
Also war die Gründung der Band etwas Selbstverständliches für euch?
Kianna:
Ich glaube, das war etwas ganz Natürliches für uns.
Nick: Das Einzige, was wirklich hart ist, ist wenn wir Platten rausbringen. Denn wir touren ja jetzt überall – in den Staaten, in Europa und Kanada. Wenn wir also eine Platte veröffentlichen, müssen wir einen Großteil unserer Zeit mit Touren verbringen. Wir sind vorher nie auf so viele lange und auch so viele verschiedene Tourneen gegangen. Das ist echt eine Umstellung, aber jetzt ist es super. Wir haben uns inzwischen wirklich daran gewöhnt.

 

Wann habt ihr angefangen eure Instrumente zu spielen?

Nick [an Kianna gewandt]: Du hast schon lange Bass gespielt.
Kianna: Ja, ich habe angefangen, als ich 15 war. Ich hab Bass gespielt, das Ganze aber nie so richtig ernst genommen. Und ich habe in beschissenen Bands gespielt. [lacht]
Derek: Ich habe wohl auch mit 15 angefangen Gitarre zu spielen. Ich war so ungefähr 15 oder 14. Es könnte auch mit 13 gewesen sein. Irgendwann, ich weiß es nicht so genau.
Nick: Ich habe angefangen Klavier zu spielen, als ich ungefähr elf war.

 

Hattet ihr jemals das Gefühl, dass ihr für eure Band etwas opfern musstet? Einige von euch hatten ja zuvor als Lehrer gearbeitet.

Kianna: Neely hat das wahrscheinlich schon. Sie war diejenige, die ihren Job kündigen musste. Ich glaube nicht, dass irgendwer von uns außer ihr wirklich einen sicheren Job gehabt hat, sie hatte eine richtige Karriere. Sie musste wirklich lange darüber nachdenken, aber sie kann immer noch als Vertretungslehrer arbeiten. Sie hat es am besten von uns allen erwischt.
Nick: Es gibt wirklich nichts, das ich für die Band eintauschen würde. Auch nichts von dem, das wir aufgegeben haben.
Kianna: Aber es ist nicht leicht immer so lange von Zuhaus weg zu sein, wisst ihr?
Nick: Wir haben ja auch ein Privatleben.
Kianna: Ja, das Privatleben zu meistern ist ziemlich schwer, aber das ist alles machbar.

 

War es für euch von Anfang an klar, dass ihr Jamie zum Steppen in der Band haben wollt oder wolltet ihr ursprünglich einen Drummer?

Nick: Wir haben über einen Drummer nachgedacht, aber nicht wirklich lange.
Derek: Ja, ich glaube, als Jamie angefangen hat zu steppen, hat es sich einfach normal und richtig angefühlt, da haben wir uns gedacht: „Ach, Scheiß drauf!“. Wir haben uns nie nach einem Drummer umgesehen, aber wir benutzen auch ein Schlagzeug bei Aufnahmen für bestimmte Songs. Wir begrenzen uns nicht nur auf das Steppen, wir verwenden alle möglichen Arten von Percussions und auch elektronische Beats.
Nick: Als wir die Band gerade gegründet hatten, hat Jamie auch Gitarre gespielt und gesungen. Ich glaube, wenn sie nicht angefangen hätte zu steppen, wären wir jetzt wahrscheinlich mehr in der Folkrichtung, eine Band mit akustischer Besetzung, aber immer noch ohne Schlagzeug.
Kianna: Dann würden wir auch nicht in Köln spielen.
Nick: Nicht in Köln spielen… wir würden-
Kianna: -überhaupt nicht spielen.

 

Ihr habt erst kürzlich im Vorprogramm von Razorlight gespielt. Ist es komisch für euch ein so anderes Publikum zu haben als ihr es gewohnt seid?

Kianna: Es war toll! Es war großartig!
[Jamie schließt sich uns an, nachdem sie die klemmende Bustüre öffnen konnte]
Kianna: Es war riesengroß, aber es hat wirklich Spaß gemacht.
Wir haben Razorlight auch live gesehen und vor uns stand ein Typ, der nicht aufhörte sich über die Vorband zu beschweren…
Kianna:
Ja, das kann ich mir vorstellen. Bei uns war das glücklicherweise nicht so.
Jamie: Das Publikum hat viel positiver auf uns reagiert, als ich mir vorgestellt habe. Gegen Ende haben sie sich wirklich darauf eingelassen. Ich hatte erwartet, dass sie uns völlig ignorieren.
Nick: Wir waren schon so oft als Vorband für andere unterwegs, dass wir es einfach gewohnt sind. Es ist egal, welche Resonanz wir bekommen.
Derek: Ich glaube, wir waren mehr damit beschäftigt, wie unsere Musik sich anhören würde, als damit, dass wir in einem riesigen Venue spielen würden.
Jamie: Wir denken uns dann: „Egal, wir spielen so oder so!“
Kianna: Es war einfach nur riesengroß.

 

Viele eurer Fans denken, dass „The Freest Man“ von Conor Oberst handelt. Stimmt das?

Kianna: Ich denke, alle Songs können verschieden ausgelegt werden und sie können das so interpretieren, wie sie wollen. Sie müssen nicht die Wahrheit hinter irgendetwas kennen. Manche Lieder können sogar von mehreren Personen handeln, die sich alle in einem Charakter entfalten, den man beschreibt, wisst ihr? Man sieht, wie gewisse Dinge im Leben anderer geschehen und manchmal sieht man bei verschiedenen Menschen ganz ähnliche Dinge… Also… mehr sage ich nicht. [lacht]

 

Habt ihr das Gefühl, dass ihr einen gewissen Vorteil habt, weil ihr auf Conor Obersts Label unter Vertrag seid? Dass es also einfacher ist, euch kennen zu lernen?

Kianna: Ja, auf jeden Fall.
Nick: Und wir hatten auch wirklich Glück, die erste Band auf dem Label zu sein.
Kianna: Dadurch dass sie für das Label soviel Aufmerksamkeit von der Presse bekommen haben, haben wir diese Aufmerksamkeit automatisch auch bekommen
Nick: Ja, genau.

 

In euren Songs beschreibt ihr immer wieder die manchmal ziemlich beschissenen Leben der Jugendlichen von heute, so dass der Hörer sich wirklich in den Songs wiederfindet, aber trotzdem ein Lächeln auf den Lippen haben kann. Sind das eher persönliche Songs für euch oder schreibt ihr sie für eine bestimmte Zielgruppe?

Derek: Ich glaube, das ist ziemlich gleichgewichtig. Man schreibt einige sehr persönliche Lieder, aber es gibt auch welche, die allgemeingültig sind.
Kianna: Jeder macht ähnliche Phasen durch. Wenn man selbst mit etwas zu kämpfen hat, ist es beruhigend zu wissen, dass man nicht der Einzige ist, der diese Phase durchmacht. Jeder hat irgendein Problem, jeder hat überall einmal einen schweren Tag, ganz egal, was passiert. Man schreibt zwar über Persönliches, aber im Wissen, dass es andere hören und auch verstehen werden.
Nick: Wir wollen alle unser Leben genießen, aber wir wollen dabei auch ehrlich darüber schreiben.
[Neely kommt hinzu]

 

Was haltet ihr davon, dass es zur Zeit so einfach ist, sich illegal Musik mithilfe des Internets zu besorgen? Es gibt ja beispielsweise auch Bootlegs eurer Konzerte und euer Album ist auch vor dem offiziellen Release schon online gewesen.

Jamie: Als das Album zu früh im Internet aufgetaucht ist, das war echt blöd.
Kianna: Es war aber nicht, weil es zu früh aufgetaucht ist. Das war wegen persönlicher Gründe. Aber, dass es dann schon vorher aufgetaucht ist, das war uns relativ egal, wir dachten uns, dass manche es trotzdem kaufen werden.
Jamie: Dass man Songs über das Internet bekommen kann ist großartig. Es ist so toll für kleine Bands. Dass Leute in Deutschland unsere Musik kennen, hätte nie passieren können, wenn es das Internet nicht gäbe. Ich denke, es ist echt toll und es ist ein wirklich gutes Werkzeug.
Neely: Es ist offensichtlich der nächste Schritt. Die Leute sollten sich lieber daran gewöhnen.
Nick: Das mit dem Album war so blöd, weil es zuerst jemand hoch geladen hat, der eine vorab veröffentlichte Version davon hatte. Und wenn Alben vor ihrem eigentlichen Veröffentlichungstermin im Internet auftauchen, ist das immer ein ganz komisches Format und so bekommen die Leute das Album nicht so präsentiert, wie man es wollte. Man legt die Reihenfolge der Songs fest und das Artwork und andernfalls sind es einfach ein paar Songs aus dem Internet.
Kianna: Wir haben uns das alles einige Tage überlegt und haben über alles, was wir tun wollen so lange nachgedacht und dann war es einfach da. Wir waren schon ein bisschen enttäuscht. Aber es tut nicht weh.
Nick: Nein, es tut nicht weh.
Jamie: Ich denke, dass sich die Musikindustrie verändern und das Internet mehr nutzen wird. Es scheint mir, als ob kleinere Labels das schon so machen und ich denke Majorlabels werden das auch bald tun müssen, weil sie dazu schlichtweg gezwungen sind.

 

Was habt ihr in der nähren Zukunft vor?

Nick: Direkt nach der Tour gehen wir nach Kalifornien, um dort ein Festival zu spielen und dann haben wir etwas frei. Danach gehen wir hoffentlich dorthin zurück, wo wir auch Bottoms of Barrels geschrieben haben, und versuchen anzufangen an neuen Songs zu arbeiten.

Bei unserem letzten Interview haben wir My Chemical Romance gefragt, ob sie eine Frage für euch haben.
Kianna: Oh mein Gott! Nein, echt?
Neely: Wie großartig!
Frank würde gerne wissen, ob Jamie zu einem Click Track oder einem bestimmten Beat übt, um den Rhythmus halten zu können.
Jamie: Nein, ich kann nicht zu einem Click steppen, weil es sich so ähnlich anhört wie mein Steppen. Wir haben alles Mögliche ausprobiert, aber ich kann es einfach nicht. Wenn wir aufnehmen-
Derek: -höre ich den Click und spiele Gitarre-
Jamie: -und ich steppe dann dazu-
Derek: -und sie steppt zur Gitarre.
Jamie: Ich denke, dass das Steppen besser zu den Songs passt.
Kianna: Ein Schlagzeug ergäbe Sinn, aber… ja, es klingt einfach passender.
Derek: Wenn wir etwas aufnehmen, müssen wir mit Clicks arbeiten, so dass die Spuren von jedem im gleichen Tempo hinzugefügt werden kann.
Jamie: Bei Wild Like Children hatten wir dieses System noch nicht. Damals habe ich Neely zugesehen, wie sie sich im Takt auf die Oberschenkel geklopft hat und dann habe ich versucht mit Kopfhörern zu ihrem Tempo zu steppen. Es war so lustig. Ich glaube, man merkt bei Wild Like Children, dass es weniger synchron ist. Einmal hatten wir Stops auf einem Tape, die überhaupt nicht an der Stelle waren, an der sie sein sollten und das war wirklich schrecklich. Aber wir haben unsere Lektion gelernt.

 

 

Danke für eure Zeit! Wir hoffen, dass ihr ganz bald wieder kommt!

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