Lässt man den Gastauftritt zur Jubiläumsgala der befreundeten Band Britta im Juni diesen Jahres einmal weg, ist doch ein ganzes Stück Zeit vergangen, seitdem man Jens Friebe und Band das letze Mal live sehen konnte. Anlässlich der Veröffentlichung der 50. Ausgabe der Literaturzeitschrift EDIT, die diesen Abend veranstaltete und ein Programm aus Lesungen und Performances präsentierte, spielte die Jens-Friebe-Band zum Abschluss in Leipzig.
Dabei war die Konkurrenz an diesem Abend nicht klein: Etwa Hunderttausend Menschen versammelten sich in der Innenstadt zu einem Lichterfest anlässlich der penetranten Wendefeierlichkeiten. Friebe witzelte: „Vor zwanzig Jahren hat Gorbatschow den Kommunismus verraten und ihr zündet dazu Kerzen an.“ Dass man zum Anfang den Song „Hass, Hass, Hass“ spielte, bekam so noch einmal einen anderen Beigeschmack. Ursprünglich verarbeitet Friebe darin das Gefühl des Ausgestellt-Seins und des Angeglotzt-Werdens dem man als jemand, der/die auf der Bühne steht, ausgeliefert ist. Ein Support-Konzert für Die Sterne war Anlass für dieses Stück.
In diesem Irrenhaus
In diesem Schweinestall
Wenn du es hier schaffst
Schaffst du es überall
Oh, Baby, Baby, gib ihnen, was dir passt
Sie haben dir was mitgebracht: Hass, Hass, Hass!
In der Dreierkombination aus Bass, Schlagzeug und Gitarre wurden viele Songs druckvoller, der Klang reduzierter. Das Schlagzeug, das stellenweise sehr dominierte, trieb die Songs voran. Manchen Songes tat das gut, bei anderen wiederum vermisste man Passagen, Stimmungen und Tiefen. Nicht ganz voll war das UT Connewitz an diesem Abend, die leicht gelichteten Reihen des Publikums waren dennoch interessiert und gespannt. Man spürte, dass dieses reduzierte Grundsetting Zuspruch fand. Charamant zu erleben war auch erneut, dass bei Jens Friebe und Band auftretende Unprofessionalität nicht überspielt wird, sondern beinahe ausgestellt. Friebe – wie gewohnt etwas introvertiert – wusste so mal nicht wie denn nun eigentlich die Gitarre zu stimmen sei, ein anderes Mal war der Sound nicht richtig abgestimmt oder der Bass fiel aus. Der Brillanz der Songs tat das dabei keinen Abbruch.
Zwei Jahre sind vergangen, seit Jens Friebe mit „Das mit dem Auto ist egal, Hauptsache dir ist nichts passiert“ seine letzte Platte veröffentlichte. An diesem Abend spielte er dennoch hauptsächlich Songs von eben jener, „aktuellen“. Mit „Theater“ konnte man auch einen Vorgeschmack auf ein mögliches nächstes Album erhalten. Das Stück kann man sich seit geraumer Zeit exklusiv auf unserem Online-Sampler anhören.
Der reguläre Part des Konzerts endete passenderweise mit „Die geheime Party„. Die Zugaben waren da schon spannender: Zunächst kam Jens Friebe alleine zurück auf die Bühne um den Hit „Gespenster“ in einer Version nur mit Gitarrenbegleitung zu spielen. Danach war mit dem Stück „Es hat keinen Namen“ endlich einer dieser schlageresk-poppigen Songs auf dem Programm, deren Sound Jens Friebe in Anfangszeiten so sehr vom Rest der deutschen Popmusiker_innen unterschied. Friebe sang allein zum Playback aus dem Laptop und schwang dazu die Hüfte. Bei der Berliner Band Jeans Team nennt man solche Songs treffenderweise: Gay-House-Party. Ich musste daran denken und schmunzeln. Danach war mit „Körper“ ein weiterer dieser trashigen Songs auf dem Programm, bei dem man sich am Schlagzeug noch einmal so richtig austoben konnte, bevor das Konzert endgültig mit „Abend voller Glück“ sein episches Ende fand.
Die Stimmung kochte an diesem Abend nicht über, es sprang auch kein so genannter Funken von irgend einer zu einer anderen Seite, und es wurden keine großen Gesten vollführt – und dennoch war es ein kurzweiliges, sehr, sehr schönes Konzert.
Weitere Fotos vom Konzert findet ihr hier bei uns.
Schöner Bericht mit netten Anekdoten ; ).