Juri Gagarin, das sind Sergej Halosin und Arnold Kinzel. Über ein halbes Jahr ist bereits ins Land gestrichen, seit sie ihr Debütalbum „Energia“ auf den Markt warfen, einige Liter Wodka sind uns auf ihren Konzerten schon die Kehlen hinuntergeflossen – Und das Wichtigste: Sehr viel Spaß hatten wir mit ihrer Musik. Es ist also eigentlich schon längst überfällig, dass wir an dieser Stelle mal nachhaken, was denn so geht. Ein Interview mit Juri Gagarin beim Dockville-Festival.
Wie gefällt euch das Dockville-Festival?
Säge: Wir sind zum ersten Mal da und bis jetzt ist alles top. Es ist zwar noch etwas matschig, aber das Wetter wird ja besser. Da kriegen die Leute dann bessere Laune und gleich wird dann hoffentlich ordentlich geraved! Dann holen wir noch ne Flasche Schnaps raus…
… Und dann läuft das schon.
Säge: Dat läuft!
Wie kommt denn eure Musik generell live an, ihr habt ja nun auch schon eine handvoll Konzerte gespielt?
Säge: Bisher immer gut, ich hab noch keine negativen Reaktionen bekommen. Aber das ist ja auch einfach Gute-Laune-Musik. Wenn man sich und seine Musik nicht allzu ernst nimmt auf der Bühne, dann ist das sowieso die beste Voraussetzung. Wir vermitteln eben eine Art Leichtigkeit.
Arnold: …Die Leichtigkeit des Seins!
Säge: Wir kommen raus auf die Bühne und haben gute Laune und die Leute merken das dann auch und das steckt an. Es ist einfach wichtig, dass man nicht zu ernst nimmt, was man da grad macht.
Arnold: Das find ich ist sowieso ganz oft ein Problem. Wenn sich Leute zu ernst nehmen, mit dem, was sie machen, dann wirkt das so verspannt und unangenehm.
Säge: Da bleibt eben der Spaß auf der Strecke, das solls ja auch nicht sein. Wenn man wochenlang auf Tour ist und sich die ganze Zeit Gedanken machen würde, wie das und das ankommt und ob alles klappt, da wirst du doch bescheuert bei. Da macht man eher einen Schritt nach hinten anstatt nach vorn.
Gibt es denn auch ein Konzert, wo ihr sagen würdet, dass das bisher euer Bestes war?
Säge: Fusion war auf jeden Fall der Hammer.
Arnold: Fusion war der Oberhammer!
Lag das daran, dass so viele Leute da waren?
Säge: Auch, ja. Also, ich hab das einfach nicht so krass erwartet. Man hat ja schon gehört, dass Fusion toll sein soll und sowas. Und dann war ich auch schon einen Tag vor unserem Auftritt da und hab mir das alles ein wenig angeguckt und dachte mir auch: „Joa, ist ja ganz nett so.“ – Aber ich hab eben einen solchen Andrang nicht erwartet. Da stand echt ein Haufen Leute vor der Bühne und man kam da gar nicht mehr rein, weils so voll war. Und man fängt an und es geht sofort ab. Das war echt die Hölle, der Wahnsinn. Nach dem Auftritt musste ich echt erstmal rausgehen an die frische Luft und checken, was da grad so passiert ist.
Arnold: Das war auch die Jahre davor nie so heftig. Ich war einmal da mit Plemo und einmal mit Tante Renate. Und da ging es nie SO ab. Dieses Jahr war es auf jeden Fall extremer.
Säge: Das liegt, denke ich, auch an der Audiolith-Sache. Das ist ja inzwischen wirklich schon eine Marke. Du musst nur irgendwo hinschreiben: Audiolith. Und schon geht die Party!
Und wo wir schon beim Besten sind; welches war das schlechteste Konzert?
Arnold: Das war irgendwann ganz am Anfang. Da waren wir mit Dance Inc. und Tante Renate und Plemo unterwegs… Das war die erste Audiolith-Tour und genau gesagt das letzte Konzert dieser Tour, in Magdeburg; und da war sage und schreibe 1 Zahlender! Und das Essen war auch kacke. Das waren so Bohnen und die haben wir dann mit Bier garniert, damit es einigermaßen schmeckt. Und dem armen Typen, der gezahlt hat, dem haben wir dann sein Geld wiedergegeben und trotzdem alle gespielt. Wenn auch nur Kurzprogramm, alle schnell auf die Bühne, was gemacht und fertig wars. Wobei man von schlecht ja auch nicht reden kann eigentlich, es war halt nur unfassbar witzig.
Säge: Außerdem hat Jan von The Dance Inc. den Abend solo an seienr Gitarre gespielt. Und das war echt der Hammer, damit hat er alle niedergeknüppelt. Das ist ja wirklich einzigartig. Jan und seine Gitarre, da brauchst du beinahe keine Band mehr.
Arnold: Renate hat dann auch nur Schwachsinn gemacht auf der Bühne. Aber ach, das war sowieso ärgerlich, weil wir irgendwie aus Zürich kamen oder so und für den Mist und deshalb die ganze Nacht durchgefahren sind.
IHR fahrt?
Säge: Naja, Hinfahren geht ja meistens noch, das Rückfahren wird dann meist irgendwelchen Taxifahrern überlassen. Oder ich fahr zurück, weil ich dann sage (lallt): „Jaaa, ich kann noch fahren!“
Was ist eure liebste U-Bahn-Station in Hamburg?
Säge: Ich fahr gar nicht mehr U-Bahn, weil ich immer mit dem Auto fahre. Ich hab nämlich ein Auto jetzt! Aber ich würd mal sagen Feldstraße, was. Das ist eben so eine Art Angelpunkt. Da ist ja einmal der Bunker, mit dem Uebel&Gefährlich, ein paar Meter weiter ist das Karostar, mit dem Audiolith-Büro und so weiter. Da gibt es alles. Und leckeres Essen auch noch. Der Falafel! Der beste Falafel der Welt, oder zumindest der Größte, der ist SO lang (zeigt mindestens die Länge seines Unterarms).
Stimmst du zu, Arnold?
Arnold: Ohja, ich stimme zu, Feldstraße, mit dem Falafel hat er mich jetzt echt überzeugt!
Säge: Aber ich verbinde mit einer Bahn-Station jetzt nichts Persönliches. Da passiert ja nicht viel.
Nein? Da könnten wir dir aber Geschichten erzählen!
Säge: Dann seid ihr wohl mehr unterwegs nachts als ich. Also, mit der Bahn zumindest.
Friederike hat ja die Vocals zum Song „Supermarkt“ auf eurem Album beigesteuert. Könntet ihr euch vorstellen, in Zukunft noch mehr mit ihr zu arbeiten?
Säge: Ja, wir haben ja bereits zwei Lieder mit ihr gemacht. Einmal eben „Supermarkt“ und dann noch einen Remix von einem Song meiner alten Band. Und Friederike soll uns in Zukunft auch öfter begleiten, als feste Sängerin in der Band.
Und macht sie dann immer die Vocals, oder könntet ihr euch auch vorstellen, mal selbst zu singen?
Säge: Ach, eher nicht. Ich kann ungefähr so gut singen wie ein Stein. Und ein Stein ist ja schonmal sehr leise so!
Arnold: Naja, nicht, wenn du sie aufeinanderhaust, weißte.
Säge: Ja, das stimmt natürlich, aber meinste das hört sich gut an, wenn ich so mache: (An dieser Stelle bitte Quieck-Geräusche vorstellen)?
Arnold: Najaaaaa….
Säge: Aber mehr kann ich echt nicht! Nunja. Wo waren wir denn eigentlich? Also, Friederike wird auf jeden Fall auch mit auf Tour kommen dann und alles, weil das einfach auch vom Bild her besser aussieht. Da passiert dann mehr auf der Bühne, wenn da jemand ist, der singt. Da hört man auch hin und schaut dann hin, weißt du? Da sieht man dann einfach mehr als nur die zwei besoffenen Punker die irgendwie auf die Tasten hauen.
Arnold: Ich denke auch, dass der Mensch auch noch sehr sprachorientiert hört. Von daher wird das wohl noch ne Spur besser laufen, wenn man einen Sänger oder eine Sängerin dabei hat.
Säge: Und wenn da Texte sind, dann singt man eben auch gerne mit.
Ich appelliere ja daran, dass an auch elektronische Instrumente mitsingt, sowas klappt auch gut.
Säge: (Singt Scooter – Maria) … Stimmt, das ist ja wohl das beste Beispiel!
Aber Friederike wird in Zukunft schon bei jedem Konzert dabei sein, ja?
Säge: Derzeit ist es ja noch nicht so, aber wir machen grad eine neue EP und versuchen schon, dass sie da möglichst viel mit drauf ist. Dass sie in Zukunft nicht nur in 2 oder 3 Songs auftaucht, sondern eben in … 6 oder 7. Wir hätten es in Zukunft schon gerne durchgehend mit Gesang. Heute (Dockville Festival) noch nicht, heute muss sie selbst auf einem Festival irgendwo arbeiten, aber ansonsten ist das geplant.
Und du sagtest, ihr macht grad eine EP, also ist ein neues Album vorerst nicht in Sicht?
Säge: Noch nicht wirklich, nein. Wir sind derzeit relativ viel auf Tour und wollten, dass wir eben ein paar neue Songs haben. Deswegen machen wir jetzt erstmal die EP und hoffen, dass wir die, bis wir mit Frittenbude auf Tour sind, auch schon dabeihaben können, dass die bis dahin fertig ist. Das kriegen wir auch hin, denk ich. Hoffe ich.
Arnold: Jaaa, das klappt schon. Man muss sich ja nur vor den Rechner setzen und warten und irgendwann ist es fertig, das ist quasi wie Autofahren!
Säge: Ja, einmal Escape drücken und einmal Space und fertig ist das, schon hast du was aufgenommen.
Arnold: Hauptsache man drückt nicht aus Versehen Entfernen, oder „Delete www“ oder so.
Was wollt ich denn noch fragen…
Säge: War das nicht 2+2, oder sowas?
Ich glaub, es war eher 3+7.
Arnold: 5!
Säge: 8!
Ja, korrekt, ihr seid gut.
Arnold: Logisch.
Mal was zum Thema „Frei Saufen“: Ihr verschenkt immer schön Wodka bei euren Konzerten. Habt ihr da jemals Beschwerden bekommen?
Säge: Jaa, letztens auf dem Melt! erst. Da kamm dann so jemand und meinte: „Ihr habt letztens meine Schwester abgefüllt!“ – Sowas bekommt dann schon öfter mal zu hören. Oder als wir mal in Nürnberg gespielt haben, da hat es den DJ erwischt. Den haben wir so abgefüllt, dass der nicht mehr auflegen konnte danach. Der lag dann da so vor seinem Pult auf dem Boden, ganz witzig. Naja, aber das ist eben auch so eine Art Attitüde, wir müssen da ja Vorstellungen erfüllen. Wir sind zwei Russen und wir trinken gerne. Es gibt dann eben Leute wie Saalschutz, die machen das mit Rosen, oder Räuberhöhle, die mit Bonbons um sich werfen. Und wir nehmen dann eben Schnaps – Und das ist die meiner Meinung nach viel wirksamere Waffe!
Arnold: Da sind die Leute direkt wacher und heiterer!
Auf eurer Myspace-Page findet man einen Song namens „Buran“. Der ist ja nicht auf dem Album.
Arnold: Den haben wir erst hinterher gemacht. Da war das Album schon raus und zum Pressen gegeben und da passte das dann nicht mehr. Also wird der wohl erst auf das neue Album kommen dann.
Säge: Kevin dreht schon Video dazu!
Welcher Kevin, Mister Hamann?
Säge: Mister Hamann dreht ein Video dazu, genau. Der sammelt eine ganze Menge Liveausschnitte und dann wird er das zusammenfügen.
Arnold: Ich bin ja schonmal gespannt…
Säge: Ja, mal sehen, was man mit Windows Movie Maker so für Videos machen kann, was.
Warum heißt ihr eigentlich Juri Gagarin?
Arnold: Weeeil… wir genau so innovativ sind wie Herr Gagarin, uns gehört quasi der ganze Weltraum. Nun gut, das war jetzt Quatsch natürlich.
Säge: Es war so, dass wir schon einiges an Musik fertig hatten zu und uns dann irgendwann auch mal einen Namen überlegen mussten. Und da wir beide aus Russland kommen, war das schön, dass man da auch den Bezug zur Herkunft drin sieht. Und da zusätzlich unsere Musik ja auch sehr spacig klingt, war das naheliegend, das so zu machen. Und welcher Typ hat mehr mit dem Weltraum zu tun, als er so. Er war ja schließlich der Erste da oben.
Arnold: Wir hatten nicht nur Songs fertig, sondern auch schon einige Aufritte zugesagt – Aber noch keinen Namen für uns. Und dann mussten wir auf die Schnelle irgendwie was raushauen, das fiel uns ein, das kam gut an und so blieb es dann dabei.
Säge: Außerdem ist er ja angeblich bei einem Flugzeugunfall gestorben. Da man ja aber im Russland seine Helden nicht einfach so sterben lässt, wie sie gestorben sind, glauben wir dem anderen Gerücht: Er ist am Alkohol gestorben und wurde im Vollsuff tot in seiner Wohnung gefunden. Das finden wir viel schöner. Er war wohl depressiv und hat sich totgesoffen – Angeblich.
Und das passte dann auch zu euch, oder was soll man da jetzt reininterpretieren?
Säge: Ja, wir haben uns auch vorgenommen, beide so zu sterben.
Arnold: Großartig!
Lebt ihr eigentlich von eurer Musik, oder macht ihr noch was Anderes?
Säge: Ab nächstem Monat leb ich von der Musik, ja. Bisher hab ich noch Hartz 4 bekommen und von der Musik gelebt, wo ich wirklich für kämpfen musste. Jeden Tag – 8 Stunden lang! Und nächsten Monat bin ich dann da aber raus und dann leb ich von der Musik. Was dann nicht reicht, muss ich mir noch irgendwie dazu verdienen. Aber ich arbeite ja auch häufig noch bei Lars im Büro, das läuft schon.
Arnold: Und ich hab auch noch einen anderen Job, ich verticke Gitarren. Hartz 4 bin ich ja schon seit einigen Monaten raus. Und dann gelten wir jetzt sozusagen als selbstständige Künstler.
Das klingt gut!
Arnold: Mann mann mann. Dass ich mich jemals SO nennen würde.
Säge: Vor sechs Jahren hätten ja alle gelacht, wenn wir gesagt hätten, dass wir bald „Selbstständige Künstler“ sind.
Arnold: Das ist meine Kunst: (Imitiert elektronische Geräusche)!
Zum Schluss noch eine ganz wichtige Frage: Trinkt man Astra oder Beck’s?
Säge: Beck’s!
Arnold: Ja, ich auch. Astra schmeckt nicht.
Säge: Viele Leute sagen ja, sie trinken Astra, weil es schmeckt. Aber das ist gar nicht so, das einfach nur billliger, wie sie dann später auch zugeben. Und Astra hat eben auch diesen Coolness-Faktor hier in Hamburg. Obwohl, letztens hab ich gesehen, war eine Demo GEGEN Astra! Auf dem Schulterblatt. Weil die plötzlich 3 Flaschen weniger in die Kästen reintun und das immer noch gleichviel kostet.
Aber dann trinkt man auch definitiv Beck’s und nichts Anderes, oder? Holsten geht ja gar nicht.
Säge: Holsten geht noch, find ich.
Arnold: Ich finde ja, wenn schon kein Beck’s, dann muss es immerhin Jever sein.
Säge: Ich trink nachher auf der Bühne sowieso noch Polnischen Sommer…!
Arnold: Das Gras ist grün, der Himmel blau, ich hau mich voll wie ne Ebersau!
…Wir uns auch alle. Danke für das Interview!
Bilder vom Auftritt der Juris beim Dockville findet ihr hier.
Teit, digger!
Yieah! Super Interview, Chrissie-Dude!
Und super Juri Gagarin-Menschen!
Und super alles!
Hast du die Palette Becks, die wir für das Interview bekommen, schon in die Redaktion gebracht?
Ich hab bloß ne Palette Wodka bekomemn und die steht natürlich schon in der Redaktion. Bedien dich – Prost :D.
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