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Kaizers Orchestra – Maskineri

Maskineri - Kaizers OrchestraNach drei Studioaufnahmen im heimischen Bergen brauchten „die Calexico des Nordens“ einen Tapetenwechsel, der sie nirgendwo geringeres hinführte, als in die heiligen Hallen der ehemaligen DDR-Rundfunkstudios in Berlin-Schöneweide. Mit besten Klang-Bedingungen und fern von Regulationen und Zensur haben Kaizers Orchestra mit „Maskineri“ nun ein weiteres Album mit düsteren, wahnwitzigen und schauderhaft schönen norwegischen Songperlen veröffentlicht – und sich weiter vom Polkapunkpop entfernt.

Einen ungewöhnlichen Bezug zu Deutschland hatte auch schon der Vorgänger, das Konzeptalbum „Maestro“, dessen Stücke inhaltlich um ein Nachkriegs-Irrenhaus unter der Leitung von Dieter Meyer kreisten. Die Stücke auf „Maskineri“ (zu Deutsch Maschinerie, wie der ein oder andere vielleicht schon vermutet hat) scheinen kein zusammenhängendes Konzept zu verfolgen, behandeln aber gewohnt düstere Themen. Auch wenn man die norwegischen Texte höchstens ansatzweise verstehen kann, sprechen Titel wie „Apokalyps meg„, das dunkle Cover-Artwork und die allgemeine Grundstimmung für sich.

Die Polkaelemente, die einen das Sextett immer eher auf den Balkan als nach Skandinavien hat einordnen lassen, und auf dem 2001er Debut „Ompa til du dør“ noch den Klang der Kapelle definierten (man denke an die legendären Ölfässer, die auch auf der Bühne verbrügelt wurden), sind auf „Maskineri“ kaum noch zu hören. Wer das neue Album mit dem eingängigen Vorgänger „Maestro“ oder den verrückten Live Shows vergleicht, wird bei den ersten Hördurchgängen zweifellos das gewisse Etwas vermissen, dass die Kaizers in den vergangenen Jahren so besonders gemacht hat. Doch „Maskineri“ ist keineswegs eine schlechte Platte, nur eben vielleicht nicht das, was der geneigte Fan erwartet und erhofft hätte.

Bei genauerem Hinhören eröffnet sich jedoch ein abwechslungsreiches, vielschichtiges Rock’n’Roll-Werk, das unterstützt durch Produzent Mark Howard (Bob Dylan, U2, Tom Waits) geradliniger und ausgereifter und immer noch unverwechselbar nach Kaizers Orchestra klingt.

Schon der Opener „Moment“ kommt sehr beschwingt daher, mit Trompeten, karibischem Glockenspiel und grellen Gesangseinlagen. Nach dem träge flehenden „Apokalyps meg“ folgen meine persönlichen Höhepunkte der Platte: „Den andere er meg“ (Der andere bin ich) – eine düstere Ballade mit terantinoesquen Gitarren und Streichern, ausgeprägten Perscussion-Strecken und einer melancholischer Gesangsmelodie, die schließlich in einem Duett zwischen Janove Ottensen und Ragnhild Winterstø Røthing, der Frau von Kaizers Gitarrist Terje „Killmaster“ Kaizer, verschmilzt – und „Bastard sønn“ – angetrieben durch einen stampfenden Polka-Rhythmus, osteuropäisch anmutende Bläsereinsätzen und einem ganz speziellen Gesang, der auch rumänisch oder ungarisch sein könnte, wenn man es nicht besser wüsste. Das Titelstück und das finale „Ond Sirkel“ (Teufelskreis) könnten fast von einer französischen Ska-Truppe aufgenommen worden sein. Das flotte „9mm“ wurde bereits auf der letzten Tour als tanztauglich erprobt.

Kaizers Orchestra instrumentieren auf „Maskineri“ zwar insgesamt etwas sparsamer, wahrscheinlich aber immer noch vielfältiger als 90% ihrer Kollegen. An fast jeder Ecke jedes Songs lauert irgendwo ein ungewöhnlicher Klang, ob rasselnd, scheppernd, metallisch schwingend, kreischend, leiernd oder sanft trommelnd – zusammen mit dem nach Abwechslung lechzenden Gesangsorgan Ottensens bilden sich auch hier die Ebenen eines Gruselkabinetts heraus, die man erst nach und nach erschließen kann. „Maskineri“ vereint zwölf außergewöhnliche Stücke Rockmusik am Rande des milden Wahnsinns, die schon noch ihre Freunde finden werden und sich auch im Liverepertoire der Band nicht hinter den gefeierten Klassikern verstecken müssen.

Live wird „Maskineri“ in folgenden Städten dargeboten:

  • 31.03. Hannover – Capitol -> verschoben auf 29.August
  • 04.04. Frankfurt – Batschkapp
  • 05.04. Köln – E-Werk -> wird live auf http://concert-online.com übertragen
  • 07.04. Mannheim – Alte Feuerwache
  • 09.04. München – Backstage
  • 14.04. Dresden – Schlachthof
  • 15.04. Berlin – Postbahnhof
  • 16.04. Hamburg – Übel & Gefährlich

VÖ: 04.04.08

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