Die Alpenrepublik Österreich vermag momentan mehr denn je, mit einer avantgardistischen Musikszene aufzuwarten. Kreisky oder Ja, Panik haben sich bereits in Deutschland freigeschwommen. Letztere sind mittlerweile gar in Berlin ansässig. Mit dem steirischen Noise-Rock-Trio Killed by 9V batteries ist bereits seit geraumer Zeit zu rechnen, denn die Band begeht im kommenden Jahr ihr 10-jähriges-Jubiläum. Das dritte Album „The Crux“ unterstreicht mehr als deutlich, dass die Österreicher nicht länger der ambitionierte Geheimtipp bleiben werden.
Von dem Umstand abgesehen, hätte schon der vorangegangene Lanspieler „Escape Plans Make It Hard To Wait For Success“ den Durchbruch des Trios verheißen können, so herrlich aufgekratzt, wie die großartigen Stücke daher kamen. Verstimmte Gitarren, wilde Schlagzeugtiraden, die ab und an dilletantisch den Rhythmus vorgaben, dem Klang des Albums aber zusätzliche Dringlichkeit verliehen und Wolfgang Moestl als genialer Zeremonienmeister, der seine Aggression mal wehleidig wimmerte, um sie anschließend umso imposanter weg zu schreien. Eine Mélange aus Sonic Youth und Beastie Boys. Ein Kunstwerk, das die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts karikierte und gleichermaßen als Kakophonie die Ästhetik kalt lächelnd zu konterkarieren bereit war. Seit dem sind drei Jahre ins Land gezogen und es wurde verhältnismäßig ruhig um das Kollektiv. Moestl, Trommler Mario Loder und Bassit Mario Zangl spielten vereinzelt Konzerte und rissen einige Auftritte im ehemaligen Ostblock a.
Von den Erfahrungen gegerbt, ist unstrittig, dass die drei Musiker mit „The Crux“ ein geschliffeneres Werk präsentieren, als es vorher von ihnen üblich war. Zweifelsohne hat die Band einen Entwicklungsprozess durchlaufen, der sich auch darin zu erkennen gibt, dass Songschreiber Moestl der Facettenreichtum seiner Stimme bewusst geworden zu sein scheint. Lethargie, Euphorie, Unsicherheit- all das vermag der Sänger mittels seines Organs auszudrücken. Dabei klingt er auch gelegentlich amüsant. So etwa, wenn der schlacksige Moestl während „Don´t Feel Groovy“ seine Zeilen geradezu dahin fistelt. Darüber hinaus, komponieren Killed by 9V batteries geschmeidige Melodie-Linien mit hektischen Ausbrüchen, an denen alle Instrumente partizipieren, sich gegenseitig gar noch anzustacheln scheinen. Und dennoch, die Schlagzahl ist geringer, der Hörer findet Luft zum Atmen und Moestl setzt seinen lyrischen Staccato besonner ein, als bei vorherigen Werken. Charme hat letztlich beides: Ekstase und Kultur, aber nur wenigen Bands ist es vergönnt, beide Extreme dermaßen gekonnt zu verflechten. Der Zwei-Minüter „Worst Of Total Anarchy“ klingt fast so, als seien die Österreicher zu einer hippen Indie-Band avanciert: Wabernde Synthesizer, nicht übermäßig verzerrte Gitarren, ein gesittetes Schlagzeug und sanfter Gesang. Kurz darauf ist sie zurück, die schräge Kakophonie. „I’ll Never Be On Time“ heißt der nächste Song in dem sich die Instrumente überschlagen und Moestl seine Stimme quitschen lässt. „So I come up with a plan all time/ Ther’s no better way to listnen/ Just do what you can.“
Was sie können, scheinen die drei Herren bestens zu wissen. Ein proletarisches Allerlei, das zu dem noch deutlich tanzbarer geworden ist („Impulse Control“) und gelegentlich düsterer („All The People Bite Their Tongues Of“). Killed by 9V batteries sind aufwühlend wie eine heiße Tasse Espresso und beruhigend wie ein kühles Bier. Eine Symbiose aus Krach und wohligem Klang.
Der Weg ist bereitet. Hoffentlich beginnen die Musiker diesen baldigts nachhaltig zu beschreiten.
—
„The Crux“ ist seit dem 30. Sep. 2011 via Siluh erhältlich.