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Leichtmatrose – Gestrandet

Eigentlich hatte ich Leichtmatrose ja schon verdrängt aus meinen anspruchsvollen Gehörgängen, aber als ich zuletzt durch Saturn schlenderte und sein Album „Gestrandet“ im Regal entdeckte, kam es hoch in mir: ‚Wie, dieser Humbug hat es tatsächlich geschafft, Aufmerksamkeit zu bekommen?‘ – Ohje. Aus diesem Anlass möchte ich mich nun doch offiziell mit dem Album auseinandersetzen.

Beginnen wir mit der offensichtlichsten Problematik des Herren Andreas Stitz: Seinem Image. Natürlich bietet es sich an, wenn man schon den Titel des Seefahrers im Künstlernamen trägt, sich auch dementsprechend zu verhalten. Aber bitte, muss das sein, dass sich ein erwachsener Mann in hautenge Matrosenkostüme quetscht? Ich denke nicht. Gipfeln tut das Ganze im Plattencover. Dort steht unser einsamer Leichtmatrose auf einem sinkenden Schiff, guckt dabei aber so, als ob ihn das Versinken nicht sonderlich interessiert und hinter ihm schwebt der Mond über einer grausig schlecht designten Meeresumgebung. Grusel. Übrigens, wundert es irgendwen, dass im Promo-Paket zum Album ein Tatoo vom Antlitz des Musikers beiliegt? Ohne Worte.

Auch die Musik hinter der Fassade vermag es nicht, zu überzeugen. Fast durchgängiger dunkler Wavepop. Der Versuch, eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, wirkt im Fall von Leichtmatrose so lächerlich, dass man ihm gerne Beileid aussprechen würde. Leichtnarkose? Auch die Texte lassen jeglichen Anspruch vermissen und handeln häufig, um mal wieder das Leitmotiv aufzugreifen, von Seereisen. Wow, welch Überraschung.

„Ich bin U-Bootkapitän und fand es immer schön, allein zu sein.
Ja ja, irgendwann reise ich durch den Ozean,
das hab ich immer so gern getan.
Ja, irgendwann.“

Das einzige gute Stück auf dem Album ist ein Remix von Plastic Noise Experience. Dazu lässt es sich immerhin gut tanzen – Zumindest wenn man so betrunken ist, dass man über den billigen Text hinweghören kann.

Ich glaube es lohnt an dieser Stelle nicht sonderlich, ein Fazit zu ziehen. Viel Positives abgewinnen kann ein Mensch mit gesundem Musikgeschmack diesem Album jedenfalls nicht. Ach: Der „Leichtmatrose“ ist übrigens der niedrigste Anstellungsgrad von Seeleuten. Das ist dann aber auch das einzige, das der Künstler im Bezug auf sein Projekt richtig begriffen hat.


VÖ: „Gestrandet“ erschien am 24.04.2009 auf Ferryhouse.

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