„Rock’n Roll verzeiht dir nichts!“ – das war der Titel von Olli Schulz‘ Lesetour, mit der er innerhalb von fünf Tagen fünf deutsche Städte begeistern sollte. Vor seiner Karriere als Musiker mit dem Hund Marie arbeitete Olli nämlich als Roadie und Plattenverkäufer bei Konzerten von wichtigen Leuten, wie Peter Maffay und den Backstreet Boys. Aus dieser Zeit gibt es so viel zu berichten, dass Olli einfach mal ein Buch geschrieben hat.
Der Ballsaal des Übel&Gefährlich’s in Hamburg ist bis auf den letzten Platz ausverkauft und bis auf die letzte kleine Lücke mit Stühlen besetzt. Alle warten gespannt und mit Vorfreude – denn kann man von einem Buch, das Olli Schulz verfasst hat, doch nur Lachkrämpfe und damit verbundene Bauchschmerzen erwarten.
Um halb zehn betritt Olli die Bühne, er setzt sich an seinen Tisch und schlägt das Buch auf. Begleitet wird er von seinem Lektor, der dann und wann Kommentare einwirft, dessen Funktion man allerdings nicht so ganz versteht, aber egal, denn Olli beginnt zu lesen und schon in den ersten Minuten wird klar: Das Buch ist ein Knaller.
Olli liest so euphorisch und gut gelaunt, dass er sich oft verspricht und den Satz noch einmal neu beginnen muss, doch stören tut das eigentlich niemanden, denn die Storys, die der Hamburger zu erzählen hat, sorgen auch für gute Laune im Publikum. So weiss Olli zu berichten, was sich hinter den Kulissen eines Boygroupkonzerts abspielt, warum seine Kollegen ihr bestes Stück auf der Toilette fotografierten, was schreiende Teenies in Hysterie so alles zu stande bringen … und wie es ihm so ging, damals, so mittendrin.
Ein Blatt wird hier jedenfalls nicht vor den Mund genommen, und schnell wird klar: Olli Schulz ist eine ganz schöne Lästerbacke, aber geben wir es doch zu, Klatsch und Tratsch hört man sich eben gerne an.
Wer wissen will, was es mit „Horseworld“ auf sich hat, und warum Pferde aus einem Brunnen zu Olli sprachen, sollte sich unbedingt ein Exemplar des Buches zulegen.
Nach zehn Minuten „Raucherpause“ ist die Lesung beendet und Olli füllt den zweiten Teil des Abends mit einigen Liedern aus seinen drei Alben „Brichst du mir das Herz, dann brech ich dir die Beine“ (2003), „Das beige Album“ (2005) und „Warten auf den Bumerang“ (2007). Klassiker wie „Human of the week“ sorgen ebenso für Stimmung wie Coverversionen (mit ein bisschen Schleichwerbung) von Ollis Lieblingspunkband „Razzia“. Lustige Lieder werden gemischt mit ein bisschen Melancholie und heraus kommt das, was man an diesem Mann so liebt. „Das war ja wirklich ein gelungener Abend“.
„Ich bin so eine Art Unterhalter“ sagte Olli vor langer Zeit in einem Interview. Als Comediant sieht er sich trotzdem nicht. Über seine Lieder sagt er: „Das ist meine Art, das Leben aufzufassen, wenn ich nicht glücklich bin. Ich finde schon, dass das ernste Angelegenheiten sind. Aber ich wollte halt nicht den Zeigefinger rausholen.“
Olli Schulz und der Hund Marie arbeiten zur Zeit an einer neuen Platte, die noch 2008 erscheinen soll. Man darf gespannt sein.Im März und April geht Olli Schulz noch einmal auf Tour, dann allerdings ohne Lesung und nur mit Gitarre, doch auch das sollte man sich nicht entgehen lassen. Die gesamten Daten findet ihr auf:
www.ollischulz.com