„Keep It Slow“ ist das erste Album der Schweizer Produzenten der Formation Low Motion Disco. Sie veröffentlichen ihr Album auf dem Label Eskimo Records, das schon Alben von Bands wie Lindstrom und Aeroplane herausbrachte. Und der Name ist hier Strategie: Nicht nur in jedem Liedtitel wurde irgendwo das Wörtchen „Low“ versteckt, auch die Musik ist dementsprechend downtempo. Genau das Richtige für ausklingende Sommerabende auf dem Balkon.
„The crowd that I want to reach is out at night.“
Bereits die Erklärung des Ursprungs vom Bandnamen ist mehr als sympathisch: Die Geschichte handelt von zwei unsportlichen und schüchternen Menschen, die bei Partys lieber am Rand stehen und Menschen beim Grooven zusehen, als selbst die Tanzfläche zu erstürmen. Sie nehmen aber dort, am Rand stehend, die Musik mindestens genauso intensiv wahr, tanzen innerlich, was die Seele hergibt, aber zeigen es einfach körperlich nicht so sehr wie andere. Den beiden Köpfen der Band war die Situation altbekannt und sie nahmen sich vor, Musik ins Material zu pressen, die genau diesem Gefühl entspricht.
So macht das Debütalbum „Keep It Slow“ seinem Namen alle Ehre und beim Lesen der Tags des Musiknetzwerkes last.fm kann einem nur unwohl werden: Techno? Wie bitte? Nie im Leben. Das hier ist House-, Chillout- und Minimal-Electro-Musik. Balearic-Grooves, Disco Dub und und akustische Gitarren geben sich die Klinke in die Hand. Musikalisch also sehr ruhig. Computergnerierte Sounds und handgemachte Musik verschmelzen, Geräusche aus der Natur und der Umgebung werden mit eingemischt: Im zweiten Track „Born On The Low Wind“ darf man sich zu mähenden Schafen hinfort träumen und „People Come In Slowly“ beginnt mit einem Motorgeräusch, das sich im Verlauf des Songs immer mehr zu einer elektronischen Hookline entwickelt. Zu dieser Musik lässt es sich unvergleichlich entspannen, aber auch mit dem Kopf kann man nicken, wenn man denn möchte. Einige Disco-esque Tracks findet man ebenfalls wieder, zu denen man auch tanzen kann – Man muss aber eben nicht. LOW Motion Disco.
Angesichts der Atmosphäre, die durch die genannten Aspekte entsteht, ist es nur folgerichtig, fast komplett auf Vocals zu verzichten. Man findet nur in einigen Tracks welche wieder und selbst dann nur hintergründig. Mehr würde auch das Hörerlebnis stören. Der Outro-Song „Keep It Low“ besteht allerdings nur aus Gitarre und Gesang – Allerdings auch auf ungewöhnliche Weise. In verminderter Aufnahmequalität hört man einen Vater, der mit seinem Kind das Zählen übt und zur Unterstützung dessen eben die Gitarre verwendet. Am Schluss bringt er ihm dann noch die Worte „Low Motion Disco“ bei. Sehr niedlich anzuhören und vermutlich das Ergebnis von privaten Aufnahmen einer der beiden Herren daheim.
Alles in allem lässt sich sagen, dass dieses Album wirklich eine gelungene Debütplatte darstellt. Schönes Motiv, sowohl als bunte und märchenhafte Malerei aufs Cover gedruckt, als natürlich auch spürbar in der Musik wiederzufinden. Aber Moment, sagte ich am Anfang, dass in jedem Liedtitel das Wort „Low“ vorkommt? Das stimmt nicht ganz. Zwei Ausnahmen gibt es: „Things are gonna get easier“ und „Love Love Love“ – Aber besser umschreiben und ergänzen könnte man das Konzept der Platte wohl kaum. Von daher: Mission accomplished!
VÖ: „Keep It Slow“ erscheint am 27.06.2008 auf Eskimo.