Hamburg entdeckt wieder den Punk für sich! Die Band Ludger ist derzeit in aller Munde der Hansestadt. Und das ist kein Wunder, denn hinter dem Namen stecken niemand geringeres als Kevin (Bratze), Rasmus (Herrenmagazin), Säge (Juri Gagarin) und Jörg (peters.). Und wie es so klingt, wenn solch geballte Manpower aufeinandertrifft, beweist das Quartett auf seinem ersten Tape „Auf Eis“.
So unterschiedlich die Einflüsse und Lebenswege der vier auch sind: Es scheint, als ob hier alle zu ihren Wurzeln zurückgefunden haben. Gestandene Männer, die wieder das Kind rauslassen und einfach das machen, wonach ihnen der Kopf steht. Und das Projekt ist deswegen so interessant, weil man die Protagonisten in ungewohnten Rollen erleben kann. Kevin, die Stimme hinter Bratze, nimmt hier den Bass in die Hand. Säge, der bei Juri Gagarin sonst nur Knöpfe drückt, drescht das Schlagzeug. Rasmus, sonst Trommler bei Herrenmagazin, spielt Gitarre und Jörg, Instrumentalist der inzwischen gestorbenen peters. greift zum Mikrofon. Heraus kommt wütender Trashpunk mit deutschen Texten. Musik, zu der man mit Bier in der Hand den Moschpit erobern und seiner Aggression lallend Form verleihen möchte.
Bedeutend dafür ist nicht zuletzt der Gesang von Jörg. Er kann im klassischen Sinne nicht singen, aber darauf kommt es hier auch nicht an. Er rotzt die Textzeilen heraus, schreit sich die Seele aus dem Leib und macht Dringlichkeit deutlich. Die Texte tun dann den Rest. Es geht um Hass, den man erlebt und Hass, den man verteilen muss. Es geht um die Probleme des Alltags und den Alkohol, der tatkräftig dagegen ankämpft. Ein Leben wie im Rausch und wahre Freundschaften, die letzten Endes alles auffangen können.
„Herzlichen Glückwunsch, alte Männer. Und der Rücken ist im Arsch!
Das ist das, was wir bekommen. Das ist das, was wir verdienen!
Hier im Wartezimmer und die Schmerzen werden hart.
Kein Valium im Haus und die Schmerzen werden hart!
Wir wollen alles und das anders! Wir wollen tanzen!
Auch wenn wir nicht mehr gerade stehen!“
Eigentlich reichen schon Songtitel wie „Moschverbot vom Arzt“, „Promillemillionär“, „Suffdepression“ oder „Sozialneid“ aus, um sich ein Bild von dem zu machen, was dahintersteckt. Für den einen mag es sinnloses Geknüppel sein, für den anderen die rettende Musik in dunklen Zeiten. Wie auch immer man es sieht: Ludger schaffen es, der Hamburger Musikszene frischen Wind zu verleihen. Im Meer der Gefühle und dazu rosa Aspirin. Sekt auf Eis war gestern – Heute ist Ludger auf Eis angesagt!
VÖ: „Auf Eis“ erschien am 25.11.2010 im Eigenvertrieb.
Reinhören kann man auf Bandcamp.com
geil. darauf hat ich gewartet. super text, trifft den nagel aufn kopf und tape is hoffentlich morgen endlich in meinem briefkasten