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Melt! Festival 2008

Während der letzten zwei Jahre strömten die Menschen in Scharen vom Melt! gen Heimat, in höchster Begeisterung. Allerdings nicht nur der erlebten Artists wegen, sondern auch aufgrund des Blickes auf den gebräunten Körper und der Erinnerungen an erfrischende Vormittage im Badesee. Das diesjährige Melt! sollte sich also gewissermaßen zur Bewährungsprobe entwickeln. Kann dieses Festival auch überzeugen, wenn Komponenten wie das Wetter gegen die Veranstalter spielen?

Doch letztlich war es nicht nur das Wetter, das dieses Jahr eine deutlich andere Form hatte als während der letzten Male. Auch im Aufbau des Geländes gab es einige Veränderungen, die vor allem geschahen, um der deutlich vergrößerten Menschenmenge vor der Hauptbühne Platz zu machen. Mit „weit über 20.000 Besuchern“ (laut Pressebericht der Veranstalter) war das Melt! so gut besucht wie nie zuvor. Das umstrukturierte Areal lohnte sich also und zu keinem Zeitpunkt musste man das Gefühl haben, keinen Platz mehr vor der Bühne zu finden. Dem detailfreudigen Besucher sollte darüber hinaus aufgefallen sein, dass sich die Werbung während des Wochenendes in sehr angenehmen Grenzen hielt, gab es doch während des letzten Jahres kaum einen Punkt auf dem Gelände, der keine riesigen Getränke- oder Kommunikationsunternehmen bewarb. Sehr gut das!

Doch nun zum Wesentlichen Grund, gen Ferropolis zu reisen: Die weiterhin einzigartige Auswahl der Artists. Der zu Beginn noch regenfreie Freitag ermöglichte es den „Opening-Acts“ Fotos und Blood Red Shoes, die Stimmung bereits erkennbar anzuheben, wobei vor allem die sympathischen Briten dafür sorgten, dass das Tanzbein erstmals geschwungen wurde. Es folgte ein ausgiebiger Regenschauer, der den Auftritt der Königin des Akzents, Kate Nash, um über eine Stunde verzögern sollte. Jener erwies sich letztlich auch als nicht allzu spektakulär. Für eine erste Überraschung sorgten dEUS, die das Publikum gänzlich im Griff zu haben schienen und weit mehr darstellten als nur ein Aufwärmact für die folgenden Editors. Jene betraten die Bühne aufgrund der Verzögerungen erst um 02:00 Uhr am Morgen, präsentierten sich dennoch wie gewohnt energiegeladen und u.a. mit zwei neuen Songs im Gepäck. Mit dem Ausklingen der Gitarren für diesen ersten Festivalabend begab sich ein Teil vor die kleine Bühne, um Ellen Allien zu feiern, während ein anderer die nächste Überraschung in Form der Schwedin Robyn und ihrer tanzfreudigen Mischung aus Hip Hop und Elektro genoss.

Den Samstag durfte Herr PeterLicht eröffnen. Da musste man in der Tat ein Wenig staunen: War das wirklich der PeterLicht, der vor zwei Jahren im Melt! Klub verschüchtert auf der Bühne stand und, abgesehen von seinen Songs, wenig von sich gab? Derselbe PeterLicht wie der, der nun über eine Stunde lang mit einem breiten Grinsen im Gesicht und nicht tanz-abgeneigt Songs seiner alten und seines neuen Albums präsentierte? Aber schön war es, ja! Bevor die Indie-Darlings von The Notwist mit ihrem Set beginnen konnten, geschah dann letztlich doch das, was sich niemand wünschte: Das Wetter wurde zu einem Unwetter mit Starkregen und Gewitter, das leider so stark war, dass die Weilheimer infolge dessen nur sehr kurz spielen durften. Während die Stereo MCs die Hauptbühne bespielten, überzeugten vor allem Jape auf der Zeltbühne, bevor die Briten von Franz Ferdinand ihre Headlinerposition wahrnahmen. Jene präsentierten alte wie neue Songs im gewohnt arroganten Poserstil und schafften es, die Masse zum Kochen zu bringen. Zu einer wahrhaften Unannehmlichkeit kam es zuvor jedoch insofern, als der Auftritt von The Whitest Boy Alive aufgrund der kleinen Location nur für viel zu wenige Besucher, ausgeschlossen uns, zugänglich wurde. Bevor Herr Ridha alias Boys Noize um 05.00 Uhr in der Früh mit seinem Set begann, erwies sich vor allem Róisín Murphy, die mitsamt großer Band und Sänger-/Tänzerinnen kam, als ein weiteres Highlight.

Getreu dem Motto „Drei Tage Wach“ gab es das Melt! erstmals mit einem Sonntag. Jener beinhaltete überraschend sehenswerte Auftritte von Get Well Soon und BATTLES sowie einen im Vergleich zum Vorjahr leider sehr schwachen der Briten von Hot Chip. Um 22.30 Uhr des Sonntagabends betrat letztlich Björk zum ersten Mal seit fünf Jahren eine Bühne dieser Republik. Mit einem sehr vielfältigen und pompösen Set, das sowohl zahlreiche isländische Musikerinnen als auch eine sehr sehenswerte Lichtshow umfasste, gelang es ihr, ihrer Über-Headlinerposition gerecht zu werden und spätestens mit Jóga jedem Besucher eine Gänsehaut zu beschaffen.

Wieder einmal war das Melt! Festival also insbesondere im Hinblick auf die Künstler eine Zusammenkunft der Spitzenklasse, die in jedem Punkt überzeugen konnte. In Kombination mit dem wie bereits während der Vorjahre sehr herzlich und aufwändig gestalteten Gelände (inkl. wunderbarer Lichtshow an den Riesenbaggern) bleiben vergleichbare Events dieses Landes in weiter Ferne zurück. Die Bewährungsprobe darf also durchaus, trotz der Verzögerungen vor manchen Auftritten, als größtenteils gut bestanden bezeichnet werden.

Gespannt darf man nun auf das blicken, was im nächsten Jahr kommen wird, jedoch auch in der Hoffnung, dass die Veranstalter bei der Aussage bleiben, nur noch besser, nicht jedoch noch größer werden zu wollen.

Keinen Deut geringer als nach den letzten Malen verneigen wir uns auf ein Neues vor den Organisatoren dieses einzigartigen Festivals und sagen Danke! Please Melt! my heart again!

8 comments

  1. _aeh_ says:

    auf welchem melt warst du denn?

    allein die bands machen kein gutes festival aus.
    es wurden menschen ohnmächtig erdrückt bei der chaotischen bändervergabe (die für normale besucher, u know? nich für so presse-snobs), die klos waren schon am freitag nachmittag überschissen, wer am samstag duschen wollte, musste mindestens ne stunde anstehen, die nebenbühnen waren viel zu klein für die vielen tausend menschen, eine band im melt-club sehen viel völlig flach. wieso wurde nichts gegen den matsch getan? wer ist noch mit seinem auto stecken geblieben? wieso gab es verzögerungen auf der mainstage des regens wegen? hat man nach 11 jahren melt nicht genügend erfahrung gesammelt, um mit vielen widrigkeiten klar zu kommen?

    sorry ey. melt 2008 ist eine große enttäuschung gewesen.
    schade dass du nichts dergleich in deinem bericht erwähnst. wurdest du von den melt-veranstaltern dafür bezahlt oder tut so ein bisschen rumschleimem gut, um auch im nächsten jahr akkreditiert zu werden?

    was seid ihr doch gleich?
    ein fanzine?

    seid mal mehr fan als wanna-be-journalists.

  2. Alex says:

    nun gut, ich lass die ganzen persönlichen vorwürfe mal beiseite.
    dass man nicht in den melt! klub kam, hab ich persönlich nur whitest boy alive erlebt und, wie du vielleicht gemerkt hast, habe ich das auch erwähnt.
    ebenso die lange verzögerung vor notwist und kate nash. ich versteh nicht ganz, wo ich da deiner meinung nach „rumschleime“.

    und DU solltest dir überlegen, was für ansprüche du an ein festival stellst! bei allen anderen festivals hättest du nach dem ersten tag schon nicht mehr ohne sehr wetterfeste schuhe vor der hauptbühne stehen können. und dass es überhaupt normale toiletten gibt (indoor-toiletten mit waschbecken und fließendem wasser) ist mir auch von keinem anderen festival bekannt.

    nun denn. im übrigen ist es mir herzlich egal, ob ich im kommenden jahr wieder akkredtiert werde. ich würde jederzeit auch als normaler gast für das ticket zahlen, weil es ein ganz großartiges festival ist.

    solltest du dann eines gefunden haben, auf dem jederzeit für knapp 30.000 besucher eine saubere indoor-toilette zur verfügung steht, du sofort unter die dusche kommst und es zudem weder matsch noch wetterbedingte verzögerungen gibt, kannst du mir gerne bescheid geben. das schaue ich mir dann doch auch mal an.

    cheers,

    a.

  3. OnasJ says:

    Die Mecker-Fuzzies aus dem MELT-Forum schaffen es überall hin!

    Ich fand das MELT auch sehr großartig, dein Bericht passt gut zur Stimmung und ich finde dieses pingelige rummeckern ziemlich überheblich. Klar, ein paar Sachen waren schlecht organisiert, aber ich war schon auf so einigen Festivals wo die Dinge wesentlich beschissener waren!

    In diesem Sinne, weitermachen!

  4. Steffen says:

    „solltest du dann eines gefunden haben, auf dem jederzeit für knapp 30.000 besucher eine saubere indoor-toilette zur verfügung steht, du sofort unter die dusche kommst und es zudem weder matsch noch wetterbedingte verzögerungen gibt, kannst du mir gerne bescheid geben. das schaue ich mir dann doch auch mal an.“

    Southside 2008. Trotz drückender Hitze, waren die sanitären Anlagen (Jaa, auch richtige Keramik-Toiletten mit Spülung) fast jederzeit mit relativ kurzem Warten benutzbar.

  5. meera says:

    oh man alex, ich les jetzt erst deinen bericht und der ist wirklich verdammt unkritisch. versteh ich genau wie _aeh_ nicht wirklich. ich fand das melt im nachinein auch schön, aber das eher, weil ich mit tollen leuten da war und der sonntag noch mal alles rumgerissen hat. organisatorisch ist ne menge schief gelaufen und selbst das gelände fand ich mit der neuen aufteilung ziemlich traurig.

  6. Alex says:

    na, dann mach es doch mal konkret, damit ich wenigstens weiß, was ich alles so _nicht_ mitbekommen habe. ;-)
    also auch, was dir an der aufteilung nicht gepasst hat? ich fand die total okay so.
    und was noch?

  7. meera says:

    die aufteilung fand ich im jahr davor sehr super. diese jahr fand ich die fläche vor der hauptbühne zu groß, dafür wirkte die gemini stage wie eine volksfestzeltbühne.
    insgesamt war alles viel zu weit auseinander. grad zum melt club lief man ja ewig und grad beim engen zeitplan machte das keinen spaß.

    abgesehen davon schienen mir die veranstalter nicht gut auf den regen vorbereitet, was ich nicht nachvollziehen kann. nicht mehr zu wissen wann wer wo auftritt war als eine nebenkonsequenz ziemlich blöde, grad auch wenn man als fotograf auf die ersten drei lieder angewiesen ist. mir hat das manchmal die laune verdorben.

    viele andere dinge weiß ich auch eher durchs erzählen anderer, aber das hat mir schon gereicht.

    quantitative größe ist eben nicht alles.

  8. Alex says:

    zum ersten: gut, das ist sicher nicht optimal. andererseits: was soll man tun? die alternative wäre, EINIGE artists zu streichen. man kann bei einem solchen line-up auch nicht erwarten, alles sehen zu können. und manche sachen hätte man auch gar nicht näher zueinander bringen können.
    die sache mit der hauptbühne ist geschmackssache, ok. ich fand das besser so.

    und zu dem regen: ich habe nichts von der sache mitbekommen, dass es angeblich so extreme probleme bei der ticketausgabe während des regens gab. keiner meiner mitzelter/innen (und wir waren eine große gruppe) hatte auch nir irgendwelche probleme, alle sind innerhalb von 10 min. da durch gewesen und auch sonst hat mir niemand etwas dergleichen erzählt. warum soll ich dann über so etwas hier berichten?!
    und die sache mit dem Kate Nash-auftritt habe ich sehrwohl erwähnt. ansonsten fällt mir jetzt nichts ein, wo die veranstalter nicht auf den regen vorbereitet waren, sodass man es hier erwähnen müsste. während des gewitters vor Notwist wars ja wohl mehr als verständlich, dass nicht gespielt wurde und die herren haben sofort ihr set begonnen, als es auch nur etwas ruhiger wurde, da gabs keine verzögerung. in meinen augen war es also eine sache, die schief lief, und die hab ich erwähnt.

    also sorry, aber ich verstehe manche kritikpunkte auch einfach nicht.

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