Die Berlin/Kölner Band MIT sind keine Neulinge mehr in der elektronischen Szene. Nach der EP „Deine Eltern“, der Single „Goodbook“ und der (umwerfenden!) zweiten EP „Was war es“ bringen MIT jetzt endlich ein komplettes Album auf den Markt: „Coda“. Und der geneigte Hörer zeigt sich überrascht: Mit sowas hätte man nun nicht gerechnet!
Doch werfen wir zunächst einen Blick auf den Albumtitel: „Coda“. Ein Fachbegriff der Musiksprache, Wikipedia antwortet auf Nachfrage dazu:
„Wesentliches Merkmal der Coda ist ursprünglich die Herausstellung als angehängter, ausklingender Teil des Musikstückes, der oft auch zusammenfassende Charakterzüge trägt.“
Sehr treffend. Denn mag man sich an die vergangene Releases der Band erinnern, so erinnert man sich an jugendlichen Wahnsinn, an Disco-Geballere, Gefrickele und an Punk. Und jetzt haben wir es mit dem „ausklingenden Teil des Musikstückes“ zu tun, ganz richtig. Man sucht nach dem endlosen Exzess, nach der Hektik, der Panik und der Schnelligkeit. Doch das Album „Coda“ zeugt von einer Weiterentwicklung, die Musik ist ruhiger geworden, es werden häufiger Synthesizer verwendet als, die Beats sind monotoner, aber das Alles ist noch immer auf den Punkt. Manchmal frisst sich ein Sounsample lagsam durch das Lied, bis es immer aufdringlicher und intensiver wird, um dann schlagartig wieder zu verhallen. Gut zu bemerken beim Song „Merz“ udn eine interessante Vorgehensweise. Vom Gedankenkonstrukt her ist es auch noch immer punkig. Und natürlich ist da auch noch der Gesang von Edi Wirnani, der der Musik eine gute Portion Größenwahnsinn verleiht.
Die Texte werden parolenartig vorgetragen, teilweise geschrien, wie man es von MIT gewohnt ist. Aber was hier neu ist: Manche Passagen werden sogar gesungen, das kannte man von MIT bisher auch noch nicht. Was dann sehr paradox wirkt, wenn das Geschrei leise im Hintergrund verhallt und von den sphärischen Klängen getragen wird. Als würde Edi fordern
„Lieg auf der Straße oder tanze!!“
aber keiner ihn anhört. Und dann im nächsten Moment explodiert der junge Herr wieder und schreit
„Die Zeiten sind vorbei, aber ich tanze!“
so dass man ihm volle Aufmerksamkeit schenken muss.
Allgemein erinnert das hier durchaus an die guten Electroclash-Zeiten der Kölner „Von Spar“, bevor L’age D’or den Bach hinunterging und Von Spar sich für eine geordnetere Klangästhetik entschieden. Trotzdem blieb die große Resonanz für MIT im eigenen Land oder der Gründungsstadt Köln bisher aus, obwohl sie schon in London auftraten und im Vorprogramm von Test Icicles oder The Gossip spielten.
„Wiederholt sich alles ständig?“
Bleibt nur Daumendrücken, dass nicht und dass man dem Trio MIT nun endlich auch Hierzulande die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdient haben.
VÖ: „Coda“ wurde am 14.03. auf HauteAreal released.