Viel besser als mit einer liebevoll aufgemachten CD kann ein Briefkasten gar nicht gefüllt sein! Diese Tatsache bestätigte sich auch diese Woche wieder, als die EP „blips“ der Newcomer-Band miumi bei mir eintrudelte. Die vier jungen Musiker aus Wiesbaden beweisen darauf eindrucksvoll, dass man nicht aus Island oder den USA kommen muss, um die musikalischen Feinheiten des Post-Rocks zu beherrschen.
Die Band, die sich selbst „nicht als reine Band, sondern als polymediales Konstrukt“ versteht, präsentiert mit der EP „blips“ die viel versprechende Spitze eines musikalischen Eisbergs. Das wird die hiesige Musiklandschaft spätestens wenn das erste Album von miumi erscheint, erkennen. Darauf Brief und Siegel. Bereits „blips“ lässt Großes erahnen und weckt mein Interesse für die Newcomer aus Hessen.
Eine Mischung aus einer Art elektronischem Tropfen und leichtem Rauschen eröffnet die EP. Ein warmer Flächensound ertönt und geht schließlich in den ersten der vier Songs, „progressive yoga“, welcher sich als bester Song herausstellt, über. Ein leichter Beat setzt ein. Dazu flirrendes Klacken. Dann meditatives, in sich gekehrtes Gitarrenspiel. Zum ersten Mal ertönt die wohlig warme Stimme des Sängers Petros Paikos, die den Hörer von Anfang an gefangen nimmt. Es folgen leicht verfremdete Schnipsel von Original-Tondokumenten. Alles beginnt sich miteinander zu vermischen. Schlagzeug setzt ein. Ein heulender elektronischer Ton erklingt und schwingt sich immer höher auf, bis er im höchsten Tonbereich ekstatisch zu flirren beginnt. Der Song bricht aus und verblasst schließlich im Rauschen. Was für ein Stück Musik!
Auf ähnliche intensive Weise lassen sich auch die nachfolgenden drei Songs beschreiben. Charakteristisch ist dabei die gelungene Mischung aus dezenten elektronischen Klängen, ruhigen, in sich kreisenden, hallenden Gitarrenklängen und treibendem Schlagzeug. Auffallend auch der latente Wechsel zwischen musikalischem Innehalten und Explosion.
Am Ende von „blips“ steht mit dem Song „bordeux“ ein weiteres Highlight, das durch sanfte Klavierklänge eröffnet wird und in einem Stimmengewirr endet. Paikos begeistert diesmal nicht durch englischen, sondern durch griechischen Gesang. Wie gut diese Sprache zum Charakter der Musik passt, hätte ich wirklich nicht vermutet.
Mit „blips“ schaffen es die Newcomer von miumi in 27 Minuten eine kleine eigene Welt im Stile des Post-Rocks und Ambient aufzubauen, die man gerne betritt, in der man gerne verweilt. Damit brauchen sie sich nach meinem Geschmack vor Bands wie „Mogwai“ oder „Sigur Rós“, die in diesem Zusammenhang gerne genannt werden, nicht verstecken.
Besser spät entdeckt als nie: „blips“ erschien bereits im Jahre 2006.
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