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Morrissey – Years Of Refusal

Morrissey - Years Of RefusalEs ist getan! Nun endlich erschien das bereits für den vergangenen Herbst angekündigte Album „Years Of Refusal„. Es ist das mittlerweile neunte Album Morrisseys, seines Zeichen einer der letzten großen Chameure der internationalen Musikbranche. Und es soll sich schnell zeigen: Das Warten war nicht vergeblich.

Mit einem Schmunzeln erinnerte mich der Titel der neuen Platte (dt.: „Jahre der Verweigerung“) unweigerlich an das letzte Tocotronic-Album „Kapitulation„. Morrissey verweigert sich? Morrissey hat Jahre der Ablehnung durchschritten? Aber nein, ein typischer Kandidat für eine tocotronische Kapitualtion ist dieser skandalträchtige Trotzkopf dann doch nicht. Vielmehr deutet der Titel eine etwas altersmildere Fortsetzung der symbolisch auf die Presse gerichteten Waffe des 2004er „You Are The Quarry“-Covers an. Bei Morrissey ist Ablehnung immer mit der Bereitschaft zum Kampf verbunden.

So ist es nur allzu passend, dass der erste Satz aus dem Opener „Something is squeezing my skull“ dann eben heißt: „I’m doing very well“. Neben einer Vielzahl an pathetischen Selbstmitleid-Songs liefert Morrissey beständig die dandyesken Egotripps: „All You Need Is Me„, „I’m OK by myself„. Egal ob Leid oder Selbstliebe – dabei ist klar: Das solipsistische Ich-Sagen ist bei Morrissey schon immer Programm gewesen.

An der neuen Platte fällt beim ersten Durchlauf sofort auf, dass Morrissey im Vergleich zum Vorgänger „Ringleader Of Tormentors“ noch einmal etwas in puncto Rockfaktor zugelegt hat. Die andächtige Pose des Solisten ist einer Stolz geschwellten Brust gewichen, vor der Morrissey das Baby seines Tour-Managers hält. Das ist durchaus auch in der der Musik spürbar.

Morrissey Augenmerk lag schon zu Zeiten der Smiths mehr auf den Singles als auf den Alben. „All You Need Is Me“ und „That’s How People Grow Up“ erschienen schon auf einer „Best-Of„-Platte, bevor sie auf einem Studioalbum veröffentlicht wurden. Doch, dass soll nicht die Qualität der ersten Single-Auskopplung schmälern. Wundervoller als „I’m Throwing My Arms Around Paris“ kann eine Hommage an eine Stadt eigentlich nicht mit einem Liebesleidlied verbunden werden:

In the absence of your love
And in the absence of human touch
I have decided
I’m throwing my arms around, around Paris
Because only stone and steel accept my love

[…]

Nobody wants my love
Nobody needs my love

Weitere Perlen dieser Platte ist mit seiner Heavy-Lead-Gitarren-Einlage das rockige „Black Cloud“ oder das swingende „When I Spoke To Carol„, in dem man auch mal zur Trompete griff – was dem Song wahrlich gut tat! Bis auf die Ballade „It’s Not Your Birthday Anymore“ und dem düster angehauchten „You Were Good In Your Time„, wird das Tempo ziemlich hoch gehalten und die Gitarren-Verstärker werden vergleichsweise ungewohnt ausgelastet. Dieser Sound steht Morrissey gut und entkräftigt die angedeutete Altersmilde glücklicherweise. Und irgendwie hat es ja auch sein gutes, wenn beinahe alle Songs eines Albums Single-Qualität aufweisen.

Years Of Refusal“ erschien am 13. Februar 2009.

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