Es gibt wenige Bands, die wirklich jeder mag. Das ist in der Mainstage Redaktion nicht anders: Nicht jeder teilt oder versteht die musikalischen Vorlieben des Anderen. Bei einer Band sind wir uns wirklich alle einig, dass sie grandios, sympathisch, Gänsehaut erzeugend, atemberaubend (weitere positive Adjektive hier einfügen) sind: Die Redaktionslieblinge sind die drei New Yorker von Nada Surf. Das lange Warten auf etwas Neues hat ein Ende, „Lucky“ steht ab Freitag in den Läden. Ob das Album die Erwartungen erfüllen kann?
Nach den Überalben „Let Go“ und „The Weight is a Gift“ sind die Erwartungen an den Nachfolger sehr groß. Bereits im Oktober konnte man einen ersten Eindruck bekommen mit dem kostenlosen Download von „See these Bones“ und verfehlte seine Wirkung nicht: Allein diese vertraute Stimme wieder im Ohr zu haben, löste Glücksgefühle aus… Mit eben diesem großartigen Song beginnt auch „Lucky„.
„Whose Authority“ ist die erste Singleauskopplung und so etwas wie der klassische Nada Surf Song: Starke Headline und sehr eingängig. Bei den beiden Konzerten im Dezember rutschte er bereits ins Liveset und bewies seine Qualitäten mit noch mehr Druck. Danach folgt gleich „Beautiful Beat„, der Lieblingssong von Schlagzeuger Ira Elliott, wie er uns im Interview verriet. – „Try to remember when I could fix anything with sound“ – Ein Lied über die Liebe zur Musik und darüber, was eine kleine Melodie alles bewegen kann, wenn es einem schlecht geht. „Wheightless“ ist wirklich schwerelos und entwickelt sich zu einem der schönsten Lieder des Albums, kraftvoll und mitreißend. „Are you lightning“ ist eine typische Matthew Caws-Metapher, mit zarter Stimme singt er die Zeilen. Es erinnert ein bisschen an die Kraft von „Your legs grow„, die der Song zum Ende hin immer mehr entwickelt und einen aufwühlt. Dieses Lied hat mich gleich beim ersten Hören verzaubert, quasi lighted on first sight.
Die Stücke zum Ende des Albums sind schwieriger zu Greifen. „The Fox“ erinnert an die düstere „The Proximity Effect„-Phase und ist als politischer Song zu verstehen:
We’re in a different war with ourselves and with some of you
„Lucky“ ist im wahrsten Sinne des Wortes glücklicher ausgefallen als die Vorgänger. Die tief traurigen Texte sind dem Optimismus und neuen Themen gewichen, das Cover hätte nicht passender gewählt werden können. Was gibt es schöneres, als einen sternenklaren Himmel in einer lauwarmen Nacht? Eins ist aber gleich geblieben: Die Schönheit mancher Nada Surf Lieder erschließt sich einem sofort, bei anderen braucht es dafür etwas Zeit. Die ‚Hymnen‘, bei denen man immer sofort an Nada Surf denkt und bei denen einem sofort das Herz aufgeht, wie „Inside of Love“ oder „Always Love“ fehlen diesmal allerdings. Matthew, Ira und Daniel haben hier trotzdem ein rundes und gelungenes Album abgeliefert, das voller Herzblut steckt und mit dem Hören wachsen wird, so dass es bald an seine Vorgänger ranreichen und seine Zwecke nicht verfehlen wird.