Spätestens seit dem Bundesvision Song Contest 2007 ist die Erfurter Band Northern Lite mit ihrer Mischung aus Elektropop und Rock den meisten ein Begriff. Dass Northern Lite auch schon bevor sie mit Chapeau Claque den sechsten Platz bei Stefan Raabs Wettbewerb belegten, vier Studioalben aufgenommen hatten und bereits eine zehnjährige Bandgeschichte vorweisen konnten, wussten außerhalb von Thüringen die wenigsten. Nun nachdem endgültigen kommerziellen Durchbruch erscheint ihr neues Album „Super Black“. Angesichts der jüngsten Ereignisse ein spannender Moment.
Hat sich der gestiegene Bekanntheitsgrad und der wachsende Erfolg auf ihre Musik ausgewirkt? Schaffen es die vier jungen Männer immer noch krachende Hits aus dem Ärmel zu schütteln? Oder zeigt sich allmählich Stagnation? Das werden wohl die Fragen sein, welche diese Veröffentlichung so außergewöhnlich machen.
Mit dem Stück „Liar“ eröffnen Northern Lite ihr Album traditionell mit einem Song, der sich in der Musikalität und mit elektronischen Klängen noch zurückhält und das Augenmerk eher auf den Gesang richtet. Umso effektvoller bricht der folgende Song „Girl with a Gun“ los. Man spürt sofort, dass es sich hier um die erste Single-Auskopplung handelt und fiebert dem explosiven Refrain entgegen. Das Gefühl, was hinter dem neuen Album steckt, wird in Stücken wie „Different“ oder „Enough“ wohl am besten ausgedrückt. Hier wird der Tanzflächensound, wie auch schon auf „Unisex“ das ein oder andere Mal, zurückgenommen und den Stücken eine bis dato unbekannte Schwere verliehen. Ob das auf Dauer zu einer Band wie Northern Lite passt, beziehungsweise wie das bei den Fans ankommt, wird sich zeigen.
And I feel
The night is falling down
For my wounds to heal
The night is falling down
And it’s different…
Einerseits lässt sich auch auf „Super Black“ eine immer stärkere Hinwendung zum Elektronischen, zum Beatlastigen feststellen. Ungewöhnlicherweise schaffen es die Songs trotz dieses Umstandes nicht immer, den Hörer mitzureißen oder ihn auf die Tanzfläche zu drängen. Techno-Fans wird es bei Stücken wie „I’m So Glad“ anders ergehen – aber dieser Song ist das beste Beispiel für die Entwicklung, die ich hiermit meine: Eine Abkehr vom Liedhaften hin zum flachen elektronischen Sound.
Mit dem Hit „My other self“ packt mich „Super Black“ dann allerdings doch noch in den letzten Zügen. Allerdings ist das beste Album von Northern Lite nach wie vor die 2003 erschiene Scheibe „Temper“. Hierauf gingen der Gitarrensound und die akzentuierten Beats eine perfekte bis dato ungekannte Synthese ein, die bisweilen auf eine charmante Weise beinahe schüchtern wirkte. Das letzte Studioalbum „Unisex“ schaffte es nicht mehr, diese Platte zu übertreffen oder an sie heranzukommen. Im Jahr 2008 entfernen sich die Erfurter mit „Super Black“ noch ein Stück davon. Sie präsentieren ein gutes Album, das allerdings nur zwei, bis drei wirklich starke Nummern zu bieten hat. Damit bleib es hinter den vergangenen Alben zurück und vermittelt mir als Hörer ein Gefühl der Stagnation. Daran ändert auch das Cover „Please“ des legendären Popmusikers Chris Isaak nichts.
Im Gesamten erscheinen die elektronischen Klänge weniger durchdacht und flacher als man gewohnt ist, die Gitarren weniger abwechslungsreich als man erwartet. Das perfekte Zusammenspiel ist gestört. Trotzdem wird Northern Lite immer populärer werden, das ist abzusehen.
Im Pressetext heißt es, die Songs auf „Super Black“ handeln alle von Sehnsucht und Erschöpfung. Leider kann ich nur letzteres auf eher ungewollte Weise heraushören.
„Super Black“ erscheint am 14. März in einer normalen Edition und als Limited Edition mit Bonus DVD auf dem eigenen eigenen Label 1st Decade.