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Olli Schulz & Der Hund Marie – Warten auf den Bumerang

Wie vielen Musikern gelingt es, über ihren eigentlichen Zuständigkeitsbereich auch in anderen Ecken Erfolg zu haben? Und wie vielen misslingt es? Für Letzteres gibt es in unregelmäßigen Abständen immer wieder Paradebeispiele, Ersteres ist hingegen seltener. Wer Olli Schulz einmal live gesehen hat, weiß jedoch, dass es möglich ist. Neben schön verpackter Live-Musik präsentiert Herr Schulz nämlich gerne sein Talent als Comedian der Extraklasse. Bisher hat das besonders gut funktioniert, weil schon ein großer Teil seiner Lieder die Lachmuskeln gut strapazieren konnten. Nun erscheint das dritte Album, „Warten Auf Den Bumerang“, das sich deutlich ernster zeigt als es die Vorgänger taten.

Während das Debut „Brichst du mir das Herz, dann brech’ ich Dir die Beine!“ noch fast durchgehend positiv, frohmutig und witzig gestimmt war, ging der Nachfolger „Das beige Album“ zumindest schon ansatzweise in eine andere Richtung: Da gab es plötzlich Songs wie „Jetzt gerade bist du gut“ oder „Schon lange was defekt“. Nichtsdestotrotz gingen die Mundwinkel bei anderen Stücken schnell wieder nach oben. „Warten auf den Bumerang“ zeigt sich überwiegend von einer ganz anderen Seite.
Nicht dass ein falsches Bild entsteht. Olli Schulz war nie ein Mensch, dessen Worte mit Leichtigkeit oder gar oberflächlich wahrgenommen wurden. Doch „Warten auf den Bumerang“ geht einen Schritt weiter und zwingt einen, noch genauer zuzuhören.

Den Beginn macht „In jede Richtung“ und bereits hier werden die angedeuteten Änderungen deutlich: Nach einem kurzen, lediglich von akustischen Akkordanschlägen begleitetem Beginn, werden Schlagzeug, Gitarre und auch Bass deutlich hervorgehoben, was sich nahezu ausnahmslos im kompletten Album fortsetzt. Olli hat seine aus Band, die inzwischen auch offiziell neben Max Schröder (Der Hund Marie) weiterhin aus Dennis Becker (Tomte) und André Frahm (Marr) besteht, wesentlich stärker in die Albumproduktion eingebunden als es bei den zuvor erschienenen Alben der Fall war. Und auch verbal wird der neu eingeschlagene Weg ersichtlich: Der Opening-Track ist geprägt von deutlichen Sätzen wie „Er steht da, wo die Funken sprühen, mit einem Herz aus Dynamit“ oder „Viel zu lang’ war’n die Falschen dran und haben die Wirklicheit benutzt / Der Feigling sagt, er kann nichts dafür, er ist ja auch nur reingerutscht“. Olli hat einiges zu sagen.

Beeindruckend zeigt Herr Schulz erneut Storyteller-Qualitäten der Extraklasse, welche sich vor allem in „Keiner hier bewegt sich (Wir fallen)“, einer Geschichte über einen fehlgeschlagenen Bankraub, präsentieren. Doch nicht nur das. Auf der Basis eines tiefen, bassreichen Elektrobeats stehen sich Engel und Teufel gegenüber und präsentieren zusammen eine weitere der vielen Überraschungen, die „Warten auf den Bumerang“ im Petto hat.

Die stärkere Einbeziehung der Band zeigt sich spätestens bei „Medizin“ wieder. Insbesondere im Zwischenteil bringen die Bandmitglieder Teile ihrer „Ursprungsbands“ ein: André Frahm baut die Spannung gekonnt auf, wie wir es von Marr gewohnt sind, bevor diese von den Gitarren von Max Schröder und Dennis Becker zum Explodieren gebracht wird.

Deutlich pathetisch und dabei in aller Wahrheit sprechend gibt sich „Rückspiegel“ als erste Single: Ein sich durch das Lied schleichendes, zum Augenschließen und tiefen Seufzen anregendes Gitarrenriff prägt das Lied, in welchem Olli tut, was ihm liegt: Über das Leben reden. „Wie hässlich werden Menschen, wenn sie gar nichts mehr bewegt“ spricht er, ohne dass dieser Satz auch nur annähernd fragenden Charakter annimmt.

Und an dieser Stelle ist noch kein Ende in Sicht, ebenso wenig wie ein Richtungswechsel.

„Wenn das Leben dich beißt“ beschreibt, wie es ist, wenn man plötzlich realisiert, wie es um einen steht, nachdem man vermutlich viel zu lange verdrängt hat, wie mies es einem wirklich geht. Vom Scheidungskind bis zur betrogenen Frau variieren die Beispielcharaktere seiner Geschichte, die in großer Aufmache von Streichern mit liebe zum Detail begleitet und insbesondere ab dem Refrain auch vom Rest der Band ergänzt wird.

Mit „Warten auf den Bumerang“ veröffentlichen Olli Schulz & Der Hund Marie also ein zwar deutlich ernsteres, darunter aber keinesfalls leidendes drittes Album. Entgegen mancher Erwartungen brachte der Labelwechsel vom „Grand Hotel“ zu „Labels“ keine negativen Spuren mit sich und auch das stärkere Einspannen der Band hat sich als gut erwiesen.
Und nach genauem Hören des Albums wird sicher niemand mehr vermuten, dass die Livequalitäten dieses beeindruckenden Mannes unter der Veränderung dieses Albums leiden werden.

Alles Weitere zu Olli und Band gibt es auf der entsprechenden Homepage.

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