Drei Jahre ist es her, das mit „Close To Paradise“ jenes Album erschien, dass Sänger und Songwriter Patrick Watson über die Grenzen Kanadas bekannt machte. Es war die Mischung aus tagträumerischer Leichtigkeit und seiner hellen klaren Stimme, welche die Hörer_innen zum Dahinschwelgen einlud. Der Goldstatus der Platte und international gefeierte Konzerte waren die Folge. Nun erscheint nach mehr als zwei Jahren andauernder Tourneen der Nachfolger „Wooden Arms„.
Mit dem neuen Album knüpft Patrick Watson beinahe nahtlos an den Sound des Vorgängeralbums an. Das Ganze präsentiert sich noch ausgetüfftelter, noch detailreicher. Mittlerweile dürfte offenkündig sein, dass Watson auch ein überaus guter Komponist ist, der ein Gespür für komplexe Liedstrukturen besitzt. So fügt sich der orchestrale Streichersound, der auf „Wooden Arms“ immer wieder heraufbeschworen wird, perfekt ein – gerade so als wäre er schon immer Teil der Band oder des Arragements gewesen. Das eigentlich Schöne jedoch ist, dass sich Watson beim Komponieren „nicht festlegt“, mit den Stilen und Genrebegriffen spielt und auch ab und an im Lied im Verlauf bricht. Das orchestrale „Tracey’s Waters„, das wabernde und dreckige „Travelling Salesman“ und das zum Wippen und Tanzen einladende „Machinery Of The Heaven“ stehen hier – um nur einige zu nennen – in ihrer Eigenheit und Unterschiedlichkeit nebeneinander. Dennoch gelingt es dabei ohne Weiteres, ein äußerst harmonisches, zum Entschwinden einladendes Album aufzunehmen, das sich aus einem Guss präsentiert. Ein nicht unwesentlicher Grund dürfte die sphärische (Kopf-)Stimme Watsons sein, der alles zusammenhält und dem Eskapismus der Instrumentierung die Krone aufsetzt.
In der Pressemitteilung heißt es: „Beim Anhören von Wooden Arms hat man die ganze Zeit das Gefühl, mit der Band auf Tour zu sein.“ Das Album wird hier als Tourtagebuch geschrieben, das Ergebnis vielschichtiger und disparater (Tournee-)Erfahrungen sei. Unterschiedliche Städte – unterschiedlicher Sound. Dieser Aussage kann man in Teilen beim Hören der Platte zustimmen. Hier mischen sich teilweise wirklich auf ganz filigrane Weise Soundstrukturen, denen man in ihrer Einzelheit gemeinhin des Prädikat „europäisch“ oder „amerikanisch“ zuschreibt. Hinzu kommt nicht selten ein, manchmal exotisches, bisweilen transzendental anmutendes Anderes. Und dann ist da noch die gewisse Ver/Rücktheit, die Experimentierfreudigkeit, die das Album immer wieder aus dieser „Coldplay-Pop-Depression“ herausholt (zu der die Musik von Watson aber natürlich auch Parallelen aufweist): So bricht der aufgeweckte und springende Song „Beijing“ plötzlich in ein nervöses und ekstatisches Trommel-, Blech und Hölzerschlagen aus, um dann wieder von Klavier und zitternden Streichern eingefangen zu werden. Beeindruckend!
Mit den Songs von „Close To Paradise“ gelang es Patrick Watson mit Künstlern wie Feist oder Steve Reich aufzutreten und den kannadischen Polaris Award abzustauben, bei dem er sogar Arcade Fire und auch Feist hinter sich ließ. Mit „Wooden Arms“ müsste sich der Erfolg dieses jungen Mannes und seiner Band „The Wooden Arms“ – wenn man der Annahme folgt, dass er jeweils auf das musikalische Werk beschränkt sei – noch um weiteres steigern.
„Wooden Arms“ erscheint am 15. Mai 2009 bei VERTIGO / Universal Domestic.