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Placebo – We Come In Pieces

Placebo haben 2004 eine Live-DVD herausgebracht. Sie hieß „Soulmates Never Die“ und dokumentierte einen Auftritt ihrer Tour zum damaligen Album „Sleeping With Ghosts“. Seitdem sind einige Jahre ins Land gezogen und es hat sich eine Menge verändert. Nicht nur zwei weitere Alben wurden in der Zwischenzeit veröffentlicht, sondern auch Steve Hewitt hat die Band verlassen. Zeit, ein weiteres Mal inne zu halten, mit der neuen DVD „We Come in Pieces“.

Ein kurzer Rückblick: Das Album „Meds“ haben Placebo noch im ursprünglichen Trio aufgenommen, aber die Differenzen innerhalb der Band wurden immer größer. Aus persönlichen Gründen hat sich somit Drummer Steve Hewitt von der Band getrennt. Für das Album „Battle For The Sun“ haben sich Brian Molko und Stef Olsdal dann Steve Forrest mit ins Boot geholt. Dieser ist noch sehr jung und hat bereits auf dem Album für frischen Wind gesorgt.

In der Dokumentation „Coming Up For Air“, die dieser Live-DVD beiliegt, wird die Situation noch weiter beleuchtet. Placebo erzählen von ihrer Welttour 2008 bis 2010. 143 Konzerte in 44 unterschiedlichen Ländern. Das Ganze wurde mit sehr viel Feingefühl festgehalten und an privaten Geschichten wird nicht gespart. Brian Molko erzählt, dass er sich von den Drogen zunehmend verabschiedet hat und wie sich das auf sein Leben und auf die Musik ausgewirkt hat. Die Dokumentation handelt von den Gefühlen innerhalb der Band. Da sind die unterschiedlichen Länder, die im Hintergrund vorbeifliegen, fast Nebensache. Aber man fragt sich doch, ob es nicht etwas zu viel Einblick ist, wenn man den Jungspund Steve Forrest filmt, wie er weinend im Backstage unter dem Druck einer Welttournee zu leiden hat. Manche Szenen sollten besser ungefilmt bleiben… Doch kommen wir zu dem eigentlichen Thema der DVD, dem Live-Mitschnitt. In den Song „Every you every me“ darf man bereits online reinschauen:

Es handelt sich um den letzten Auftritt der Tour. In der Londoner Brixton Academy beendeten sie ihre fast zweijährige Reise mit einem Heimspiel. Der Fokus des Konzerts liegt auf den Songs des aktuellen Albums „Battle For The Sun“, aber auch ältere Lieder wie „Special Needs“ oder „Taste In Men“ oder sogar ganz frühe Stücke („Nancy Boy“, „Teenage Angst“) werden zum Besten gegeben. Placebo schämen sich nicht für ihre Vergangenheit und spielen die alten Lieder mit genau so viel Leidenschaft wie die neueren Songs. Besonders beeindruckend ist, wie Steve Forrest sich in das Bandgefüge eingearbeitet hat. Er ist impulsiv am Schlagzeug und verleiht dem Konzert eine Menge Energie. Doch, was die Musik ausmacht, ist der Gesang von Brian Molko. Wenn er singt und unzählige Menschen seine von Selbstzweifel geprägten Texte aus voller Seele mitgröhlen, dann nimmt einen das emotional ziemlich mit, im positiven Sinne. Selbst wenn 90% des Publikums aussehen, als hätten sie sich auf eine Gothic-Karneval-Party verirrt, so ist diese Art von Gruppengefühl doch tausendmal mehr wert als all die Pop-Grütze, die sonst Hallen solcher Größe füllt.

Wie beider jeder Live-DVD gibt es natürlich auch hier wieder den Zwiespalt: Das, was man auf dem Bildschirm zu sehen bekommt, kann niemals dem Gefühl eines echten Konzerts das Wasser reichen. Aber diese Live-DVD erreicht schon ziemlich das Maximum von dem, was man aus einem Konzertmitschnitt herausholen kann. Die Kameraführung orientiert sich an den Blicken, die man als Zuschauer auch unternehmen würde. Teilweise wird sogar mitten aus dem Publikum heraus gefilmt. Wenn man schon nicht live dabei sein kann, dann doch bitte so nah wie möglich. Und das ist bei dieser DVD gelungen! Alles in einem eine gelungene Fortsetzung zu „Soulmates Never Die“.


VÖ: „We Come In Pieces“ erscheint am 28.10.2011 bei Edel als DVD und Blu-ray.

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