Es ist ihre experimentellste Platte. Die, die am weitesten vom bisherigen Sound abrückt und sich mehr Zeit nimmt. Hypnotisch sind sie weiterhin. Und besonders und eigen. Censored Colors ist ein Indie-Prog-Soul-(Gospel)-Rock Album das in vielen bunten Facetten schimmert. Es ist das schwierige Dritte Album und Portugal. The Man machen das Beste draus und experimentieren nach Herzenslust.
Während einen die Hits auf ihrem Debut noch ansprangen, war das Zweitwerk Church Mouth bereits etwas bodenständiger und greifbarer. Und diese Entwicklung setzt sich auf Censored Colors auf angenehme Weise weiter fort, ohne dass das besondere Portugal. The Man Gefühl verloren geht.
Immer noch schließt man die Augen, genießt jede Wendung, genießt jede dieser homogenen Melodien und weiß am Ende jeden Songs: Die Band nimmt einen besonderen Status in der Musiklandschaft ein.
Jedem, der sich nicht von seinem Alltag lösen kann sei diese Platte empfohlen, denn sie vermag einem den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Jedem, der sich die Mühe machen möchte, mit einer Platte zu wachsen, sei Censored Colors empfohlen, denn sie ist ein grower.
Und am Ende sei diese CD jedem empfohlen, der einen weiten, weiten Blick über den Tellerrand des Mainstream tun möchte, denn Censored Colors ist eine Entdeckungsreise, deren Ziel jeder für sich selbst bestimmt. Allein All Mine ist wie eine kalte Dusche nach schweren Tagen und fokussiert die Gedanken auf das wesentliche.
Es ist aber auch die dritte Platte im dritten Jahr und man musste befürchten, dass ihnen die Ideen ausgehen.
Das es so sein könnte, kann man nicht ganz abstreiten, so hat Censored Colors als erstes Album der Band seine verzichtbaren Momente und einige Länge. Zudem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, als könne man einen Part vom Debutalbum (Stables&Chairs) 1:1 auf einem der neuen Songs (And I) singen.
Aber nicht etwa das endgültige Ankommen war das Ziel der Söhne von Alaskas, die mittlerweile übrigens offiziell zu viert unterwegs, da man den bisherigen Tourmusiker Ryan Neighbors in den Kreis der Band aufgenommen hat, sondern das freischwimmen von jeglichen Erwartungen, denen sie mit schierer Experimentierfreude begegnen.
Auf Censored Colors regiert oftmals die Akustikgitarre und die hohe Stimme Baldwin Gourleys, die von verschwurbelten Chören getragen wird.
Was Censored Colors also ist? Ein Richtungsweiser.
Die Band experimentiert mit Saxophon, das Hard Times zu einem der besten Songs der Band macht und Baldwin Gourley entfaltet seine soulige Stimme wie noch nie zuvor. Und auch Streicher finden ihren Weg auf die Platte und machen Our Times wahnsinnig groß und erhaben.
Wenn sie alte Stärken mit den neu gewonnenen Elementen vereinen, könnte die vierte Portugal. The Man Platte bald größer werden als je zuvor.
Vielleicht ja schon in etwa einem Jahr.