Die einstigen musikalischen Helden werden alt und brennen größtenteils aus. Ab und an ein Kräftesammeln der Reunion und erneuten Geldsammlung wegen, aber als Resultat dann doch nur wieder das altbekannte Material für die Fans, die eh alles kaufen, was der Name so hergibt. Doch manchmal klingen auch frische Künstler wie ein Who is Who der Musiktitanen und schon steckt man selber in einer schweren Meinungsbildungskrise.
Frisch bedeutet in diesem Fall allerdings keineswegs unbefangen, denn mit seinen 32 Jahren ist Richard Swift schließlich kein unbeschriebenes Blatt mehr. Bereits 2001 begann er an seiner Musikerkarriere zu schrauben und nahm in den darauf folgenden Jahren im Alleingang die beiden Alben The Novelist und Walking Without Effort auf. In guter alter DIY-Manier versuchte er sie anfangs, auf seinen Konzerten zu verkaufen, wandte sich aber dann doch dem Indie-Label Secretly Canadian zu und brachte 2007 sein vielgelobtes Album Dressed Up For The Letdown heraus. Knapp zwei Jahre später liegt nun mit The Atlantic Ocean der Nachfolger vor, den Richard Swift im Aufnahmestudio der Band Wilco aufnehmen durfte, nachdem diese ihn im Vorfeld schon in das Vorprogramm ihrer US-Tour aufgenommen hatten. Die besten Voraussetzungen für ein Anknüpfen an die alten Erfolge.
Dabei ist The Atlantic Ocean allerdings kein Album, auf das sich eine Szene stürzen wird, das im Gegenzug aber jedoch auch nicht gleich frei ist von jeglichem Hit- oder Hypepotenzials. Hier trifft alte Songwriter-Kunst („Ballad Of Old What’s His Name„) auf die neuzeitliche Neigung zu musikalischen Experimenten („Hallelujah, Goodnight„) und das in einer Art und Weise, als ob Ryan Adams zusammen mit Randy Newman an einer Bar sitzend Lieder trällert, Jamie Lidell währenddessen alles live abmischt und Prince im Hintergrund den Takt mitschnippt.
Nach so vielen „Endlich ist der Frühling da und das ist die passende Musik dazu“-Alben, wirkt das alles erfrischend unpassend und man genießt bei jedem Song den Moment des Aufatmens. Ein Album, an das man sich unbedingt erinnern muss und das ein wenig länger als einige Monate Bestand haben wird, ist The Atlantic Ocean allerdings nicht geworden. Aber für so ein Werk hat Herr Swift schließlich noch etwas Zeit. Heutzutage kann eine Musikerkarriere immerhin auch mal einige Jahrzehnte dauern.
„The Atlantic Ocean“ erschien am 08. April 2009 auf Cooperative Music.