Nahtlos ließe sich das Projekt Scars on Broadway in die System Of A Down Diskographie einreihen, denn weit entfernt sich der kleine Egotrip von Daron Malakian nicht von seinem Hauptprojekt. Zusammen mit SOAD Schlagzeuger John Dolmayan nahm er im Alleingang das selbstbetitelte Debut auf, hat weiterhin das besondere Gefühl für makellose Melodien und drückt dem Album mit seinem bekannten überdreht-hysterischen Gesang den entscheidenen Stempel auf.
Seiner ausdruckstarken, aber oft dünnen Stimme fehlt jedoch über die Länge des Albums das entscheidene Pendant: Zum Beispiel Serj Tankian?
Deshalb machen System of a Down Platten auch so viel Sinn. Das Spiel der zwei völlig gegensätzlichen Stimmen.
Aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Scars on Broadway macht klar, was man bei System of a Down Platten bereits vermuten konnte.
Daron Malakian, mittlerweile zum vollbärtigen Nerd mutiert (siehe diverse Promopics), ist ein wunderbarer Bauchmusiker.
Wenn es gut klingt und sich gut anfühlt, dann kommt es auf die Platte.
Das sein Gefühl ihn nicht trügt, beweisen die vielen gelungene Momente und einige echte Hits, die auch zu System of a Down gepasst hätten (Die Single They Say, sowie 3005 oder der Opener Serious).
Diese pausiere allerdings und ist man ehrlich sorgen beide Soloausflüge der beiden SOAD Hauptdarsteller in erster Linie für eine angenehme Verkürzung der Wartezeit, auch wenn die Band verlauten ließ, eine weitere SOB-LP sei wahrscheinlicher als eine neue von System Of A Down.
Das Malheur: Das unberechenbare von Malakian fehlte auf der Platte von Serj Tankian, wo dessen Lyrics die Scars on Broadway noch veredelt hätten.
Denn Malakian scheint als Texter nicht so sehr auf textliche tiefe zu setzen, sondern, und das wurde schon angeführt, lässt auch hier eher ein Bauchgefühl walten und legt mehr wert auf die Melodie, als auf den Text.
Wer eine Platte mit Hits möchte, die hochmelodisch sind und trotzdem aggressive Parts nicht ausspart, wird bei Scars on Broadway bedient, jedoch sei gesagt, dass eine abgespecktere Platte vermutlich mehr Durchschlagskraft gehabt hätte.
An manchen Stellen wünscht man sich förmlich eine etwas tiefere Stimme herbei, die Malakians Stimme untermauert, wie im melodieverliebten Wh*ring Street. An anderen Stellen aber lösen sich Scars on Broadway besonders dank elektronischer Elemente (Chemicals) vom großen Schatten der Hauptband.
Alles in allem hat sich Malakian bereits in der Schaffensphase zu Hypnotize und Mezmerize immer mehr in den Bandfokus gerückt, seine Songkompositionen in den letzten Jahren weiterentwickelt und am sich nun endgültig in der Rolle eines Bandfrontmann eingefunden. Eine homogene Entwicklung also.
Und der Erfolg sei ihm gegönnt.