Sarsaparilla sind immergrüne Sträucher, meist mit starken lang bewurzelten knolligen Rhizomen, holzigen und stark verzweigten, meist stacheligen Stängeln. Die zweizeiligen Blätter sind oft herzförmig. Das sagt Wikipedia. Jedoch kann man diese Beschreibung problemlos auf Scumbucket ummünzen. Den Stachel im Herzen und dabei stets lebendig. Immergrün. Sie sind wieder da.
Nach einem -gefühlt ewigen – vierjährigen kalten Winter tanken Scumbucket nun wieder Sonne und Wasser, um erneut zu beweisen, dass sie von ihrer Innovationskraft für deutsche Rockmusik keinen Deut verloren haben. Bereits letztes Jahr erschien als verführerischer Aperetif das erste Album „Heliophobia“ in einer neu eingespielten und abgeänderten Fassung. Zudem kehrte Bassist Dylan Kennedy zur Band zurück, die alte Urbesetzung steht also wieder. Und „Sarsaparilla“ legt gleich ordentlich vor.
„Staring At Open Skies“. Das textliche Himmelszelt wird sogleich von einem wahren Donnersturm aus Gitarren verdunkelt. Auf wie vielen Alben und Compilations hat Sänger und Gitarrist Kurt Ebelhäuser (Ex-Blackmail) bereits mitgewirkt? Trotzdem, jedes Mal freut man sich von neuem über diesen frischen Gitarrenverve. Unverkennbar. Spätestens beim zweiten Übertrack „Con Moto“ wundert man sich: wo holt der sich bloß die ganzen großartigen Melodien her? So gesehen ist „Sarsaparilla“ voller Hits.
Ja, die Melodien. Sie sind um einiges einprägsamer und abgerundeter als auf früheren Alben. Sogar ganze Männerchöre gibt es im euphorischen „Call Me Anyone“ auf die Ohren; Trompeten auch. Bei „Spitting Speed“ fühlt man sich ob der sich wehmütig windenden Slide-Gitarren fast wie in einem Western mit Musik von Ennio Morricone. Manchmal wünscht man sich ein gelegentliches Ausbrechen aus dem Strophe-Refrain-Strophe-Bridge-Schema, aber für Freunde des Abdriftens sind ja die frühen Blackmail-Alben bestens geeignet. Der Verzerrungsgrad von „Sarsaparilla“ verläuft dabei gleich einer umgekehrten Parabel. Anfang und Ende rockig, in der Mitte mehr „Pop“ und Experimente. Ebelhäusers Handschrift haftet dabei allen Songs unverkennbar an. Lediglich „Kennedy’s Blues“ stammt offensichtlich aus der Feder von Bassist Dylan Kennedy. Das dies der schlechteste Track des Albums ist – es spricht Bände.
„Sarsaparilla“ sind 45 Minuten astreiner melodienverliebter, ehrlicher Rock. Und der Beweis dafür, dass nach dem plötzlichen Ende von Blackmail niemand fürchten muss, dass Koblenz seine musikalische Geltung in Deutschland verliert. Der Rhein fließt. Langsam, aber beständig und stets an sein Ziel gelangend. Eine schöne Metapher, auf Scumbucket ist Verlass. Von Heldenverehrung und Rockstargetue will allerdings wollen die drei Herren jenseits der vierzig jedoch nichts wissen. Das Leben geht vor, denn neben der botanischen Komponente hat der Albumtitel noch eine andere, trivialere Bedeutung. Also, wie nennen denn nun die Australier aus down under ihr Bier? Genau: „Sarsaparilla“! Prost!
„Sarsaparilla“ erscheint am 16.04.2010 via Nois-O-Lution / Indigo.
Hier könnte ihr euch einen Trailer zu „Sarsaparilla“ anschauen:
Scumbucket auf Tour:
30. 07 – Beelen – Rock Am Bach
31.07 – Grossefehn – Omas Teich Festival
06.08 – Horb am Neckar – Mini Rock Festival
14.08 – Oberhausen – Olgas Rock Festival
21.08 – Hohenstein – Voice Of Art Festival
08.10 – Köln – Underground
13.10 – Stuttgart – Die Röhre
14.10 – Zürich – Hafenkneipe
15.10 – München – Backstage
16.10 – Wien – Arena
Hey, die Songs sind nicht alle vom Kurt.
Der Opener „Staring at Open Skies“ stammt auch vom Basser Dylan (nicht Nigel)!!!
hab‘ endlich mal gelesen und mich gefreut. nach dem lesen grinsen müssen auf grunde des letzten satzes. ein super feier-abend-beginn. mit der betonung auf feiern. hoffentlich zu gitarrenriffs.
der text wirkt wie vorgelesen, wenn selbst gelesen. das ist gut!