Es ist noch sehr warm um 21 Uhr. An der Konstabler Wache auf der Frankfurter Einkaufsstraße Zeil tobt ein spanisches Straßenfest, als sich nach und nach gut 300 Freunde schwedischer Indiepopmusik hinab begeben in die unterirdischen Räumlichkeiten des Nachtlebens. Auf wen die Scharen warten, zeigen die bunten, geometrischen Fahnen, die das Bühnenbild säumen. Die ersten dreizehn Symbole, die auch das Albumcover von „Our Ill Wills” zieren – die internationalen Signalflaggen der Schifffahrt – buchstabieren das, was hier wenig später den Club zum ausgelassenen Tanzen und Schwitzen bringen wird: Shout Out Louds!Im Vorprogramm spielen zum wiederholten Male die bärtigen Schweden von Nervous Nellie angenehm lässigen bis krachenden Countryrock, der den Großteil des Publikums im Tanz- oder zumindest Mitwippzentrum trifft.
Auf ihnen unverständliche deutsche Begeisterungsrufe antworten sie verschmitzt mit „No hairjokes, please”. Zusammen mit den Außen- und mittlerweile auch gefühlt vervielfachten Innentemperaturen heizen sie dem Publikum schon mal ordentlich ein und versuchen netterweise sogar, den auf die Bühne gerichteten Ventilator kurz auf die ersten Reihen zu
drehen.
Während das Glockenspiel des instrumentale Titelstück ihres zweiten Albums Our Ill Wills ertönt, betreten dann Adam Olenius (Gesang, Gitarre), Bebban Stenborg (Keyboards, Perciussion, Backing Vocals), Ted Malmros (Bass), Carl von Arbin (Gitarre, Backing Vocals) und Drummer Eric Edman um etwa zwanzig nach zehn die verdunkelte Bühne.
Schon zu Beginn des Sets werden zwischen neue Stücke (und zukünftige Hits…) wie You Are Dreaming, Suit Yourself und Time Left for Love die mit Freude erwarteten und mit ausgelassener Energie gefeierten Hits The Comeback und Please Please Please gestreut. Die Menge ist nicht mehr zu halten, die Hitze nur durch eigenes Tanzen zu verdrängen. Dabei fällt vielen auf, dass man auf der Tour im letzten Jahr noch mehr Bewegungsfreiheit hatte. Umso verwunderlicher ist es, dass man das Nachtleben aus allen Nähten platzen lässt, wo sich eine Band wie die Shout Out Louds, die letztes Jahr auf fast allen großen Festivals vertreten war, auch in einem größeren Club wie der Batschkapp nicht hätte verstecken müssen.
Gerade die neuen Songs wirken teils viel kraftvoller als auf der Platte, während man bei den dargebotenen Stücken von Howl Howl Gaff Gaff ein bisschen Leidenschaft vermisst. Sänger Adam entschuldigt sich nach Please Please Please mit den Worten „I woke up with a fever this morning” – zur Abkühlung ertönt später das etwas ruhigere Impossible, bei dem die bezaubernde Bebban längere Gesangparts übernimmt. Sehr elegant muten auch die Versuche von Adam und Gitarrist Carl an, das Tamburin mangels freier Hände mit dem Fuß vom Boden aufzuheben.
Die Shout Out Louds sind eine sehr instrumentale Band. Die exzessiven Glockenspiele und manchmal schon fast zu süßen Keyboardmelodien mögen nicht jedem gefallen, verleihen der Musik aber das gewisse zauberhafte Etwas. Als die Band nach vier weiteren Liedern und der aktuellen Single-Auskopplung Tonight I Have To Leave It die Bühne verlässt, will sie niemand schon so einfach gehen lassen.
Als Zugaben spielt das Quintett das ruhige „Meat is Murder”, um die Begeisterung der Besucher anschließend mit Very Loud auf den absoluten Höhepunkt zu bringen. Nach Hard Rain, dem man am meisten Produzent Björn Yttling (Mitglied von Peter, Björn & John) anhört, soll der Zauber vorbei sein. Doch die frenetischen Beifallsbekundungen holen die sichtlich erschöpfte, aber glückliche, Band noch ein drittes Mal auf die Bühne, die die erhitzten Gemüter mit Hurry Up, Let’s Go in die Frankfurter Nacht entlässt…
Setlist
1. Our Ill Wills (Intro)
2. You Are Dreaming
3. The Comeback
4. Suit Yourself
5. Please Please Please
6. Time Left For Love
7. Impossible
8. South America
9. 100 degrees
10. Your Parents Livingroom
11. Oh, Sweetheart
12. Tonight I Have To Leave It
Zugaben
13. Meat Is Murder
14. Very Loud
15. Hard Rain
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16. Hurry Up, Let’s Go freda