Das Phänomen Silversun Pickups zu beschreiben ist nicht einfach. Man könnte natürlich den ewigen „die klingen doch ein bisschen wie die Smashing Pumpkins“ Vergleich bemühen, doch damit würde man den vier bescheidenen Charakteren der Band nicht gerecht werden. Ein weniger greifbares, aber zumindest für jeden Fan nachvollziehbares Kriterium, ist die Anziehungskraft der Songs der Kalifornier. Ein ewiger Geheimtipp, der den Hörern Geduld abverlangen kann.
Die Single Panic Switch war der erste Vorbote des Albums Swoon und kam mit dicken Sound und hochwertigen Video daher, in dem man die Band u.a. durch schummrige Gänge hetzen sah. Wem auch immer diese Idee nun entsprang, und es sei vermutet, dass es nicht Vorschlag der Band war, sie konnte stutzen lassen.
Ist das die Band, die mit Carnavas dieses leichtfüßige Album veröffentlicht hatte, dass gleichzeitig so unnahbar wirkte? Ehrlich gesagt nein und so konnte sich vielmehr der Eindruck erwehren, man habe dem hitverdächtigen Song Panic Switch ein ebenso hitverdächtiges Video auf den Leib schneidern wollen, dass man schon irgendwie in die Heavy Rotation bei MTV schleusen kann.
Die andere Sache, die an Panic Switch verwunderte und gleichzeitig als positive Entwicklung notiert werden konnte, war der plötzlich dichte und kraftvolle Sound. Waren die Silversun Pickups seit ihren Vorgängeralbum Carnavas eher für ihren zurückgenommenen und schwebenden Sound und gute, wenn auch überschaubare Arrangements bekannt, ist 2009 alles anders. Das bisherige Soundkonzept radikal aufgebrochen. Gleich ein ganzes Orchester veredelte die Songs von Swoon und das opulente steht der Band hervorragend, ohne das die Charakteristischen Merkmale der Band verloren gehen. Charakteristisch sind dabei vor allem Brian Auberts androgyne und elektrisierende Stimme, sowie der stetig und unermüdlich voranpreschende Schlagzeuger Christopher Guanlao und diese kleinen Spielereien an der Gitarre, die so einfach wie eindringlich sind. Swoon erscheint wie eine natürliche Weiterentwicklung zu seinem Vorgänger Carnavas. Der Band wurden mehr Möglichkeiten eingeräumt ihren Sound zu erweitern. Ob das der endgültige Weg sein wird, den sie beschreiten werden, gilt es allerdings abzuwarten. Songs wie The Royal We und Growing Old Is Getting Old werden bei den Hörer sich große Anerkennung bekommen, da das Klangkollosseum aus Pop, Noise und puren Indierock makellos funktioniert. Im Vergleich aber gewinnt Carnavas gegen seinen neuen Bruder. Der Grund: Allein der damalige Eindruck nur diesen vier verschworenen Köpfen zuzuhören, wie sie diese Magie entfachen, ohne die orchestrale Walze aufzufahren, war groß. Denn jegliche Intensität, sei es Wut, klangliche Schönheit, die langsam aus dem Nebel auftauchenden Soundspielereien ihres Keyboarders und Soundtüftlers Joe Lester oder der rumpelige Bass von Nikki Monninger, deren süßer Gesang sich gerne an die Stimme Auberts schmiegt: All das wirkte homogener, war anziehender, war gefühlter maßen näher am Kern der Band als Swoon. Dieses ist dennoch groß und birgt viele Perlen. Einfach nur ein Ohr zu riskieren wird nicht reichen. Bei Erstkontakt sei vor allem viel Zeit empfohlen.