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Son Of The Velvet Rat – Animals

Es ist selten, dass bereits ein Plattencover lautmalend wirkt und eine Geschichte schreibt, die der Musik hinter der Oberfläche verblüffend ähnlich ist. Son Of The Velvet Rat hat dies bei seinem neuen Werk „Animals“ allerdings geschafft: Eine Taube hockt mit dem Rücken zu einem verlassenen Strand gedreht einsam am Abhang, während im Hintergrund ein Freizeitpark das blühende Leben repräsentiert. Das Foto ist natürlich in s/w gehalten. Klingelt es schon in den Ohren?

Bei wem nichts klingelt: Stichwort melancholische Popmusik. Man kennt sowas aus Amerika ja zur Genüge, aber in diesem Fall kommt die Musik aus Österreich und klingt überhaupt nicht österreichisch, sondern extrem international. In einem Song wird sogar französisch gesungen! Das Album besteht aus mitreißenden chansonartigen Hymnen und warmen Melodien, powered by Gesang, Akustikgitarre, Akkordeon und unzähligen Saiteninstrumenten. Die Stimmung auf dem Album ist stets ruhig und lässt die Gedanken hinfort treiben. Lediglich das Lied „Hotel Song No. 2“ fällt aus diesem Muster heraus – und ist leider auch der schlechteste Song, zumindest im Konzept der Platte. Mit seinem groovenden Gitarrenriff reißt der Track einen aus der Lethargie heraus, in welcher man sich grad so schön eingelullt hat. Wäre als Outro ja vielleicht noch angebracht gewesen, aber so mitten im Album leider gar nicht passend.

Was den Gesang angeht: Die Stimme vom Kopf hinter dem Projekt, Georg Altziebler, kann sich wirklich sehen lassen und ich schäme mich an dieser Stelle nicht, Vergleiche zu Johnny Cash oder Will Oldham zu ziehen. Angenehme Stimme, verrucht und verraucht, aber trotzdem noch so untergeordnet und zögerlich dargeboten, dass man denkt, er würde gern alles rausschreien, darf das aber nicht. Die Texte dazu behandeln das Leben und seine Tücken. Sie decken auf, führen dem Hörer Alltäglichkeiten in all ihrer Härte vor, aber nehmen ihn dann wiederum an die Hand und machen deutlich, dass man diesen Weg doch bitte nicht allein gehen müsse.

„The room looks cheap, but I don’t really care.
Green blanket on the bed and a broken chair.
The no TV, of course. I told you it was cheap.
But there’s a mirror on the wall,
so I won’t my forget my face…“

Man könnte jetzt wunderbar den sich mit unaufhaltsamen Schritten nähernden Herbst als Aufhänger verwenden, aber nicht jedes Klischee muss Verwendung finden. „Animals“ von Son Of The Velvet Rat ist einfach ein überzeugend Album, zu dem man schwelgen, (mit)leiden, verstehen lernen und… nun ja… warmen Tee bei Kerzenlicht trinken kann. So ist es eben.


VÖ: „Animals“ erscheint am 11.09.2009 auf Monkey.

1 comments

  1. gisela bradshaw says:

    auf klassikradio (CLASSIC LOUNGE)entdeckt, habe ich mir einige cds von son of the velvet rat zugelegt und bin von diesen melancholischen, mit einer wunderbaren, dunklen, zerbrechlichen stimme vorgetragenen stücken einfach hingerissen. wer melancholische, leise chansonartige musik liebt, sollte sich diese musik einmal anhören. es besteht suchtgefahr. ganz besonders toll das stück „play ghostnote on my soul“..zum abheben!

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