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Stray From The Path – Die Guillotine des Metalcore | 01.11.23 | Felsenkeller, Leipzig

Der Felsenkeller wird zur adrenalingeladenen Hüpfburg dank scharfkantiger Songs. Die Band Stray From The Path ist mit geballter Energie und vielen Freunden zurück in Leipzig. Gemeinsam rollen so einige Köpfe.

Bereits diesen Sommer hatte Stray From The Path auf dem FULL FORCE Festival für aufbrausende Auftritte gesorgt. Mit einem explosiven Mix aus Hardcore-Punk und Metalcore sind Circle Pits bei jedem Gig vorprogrammiert. Auch an diesem unscheinbaren Mittwochabend riss die Band aus New York das Publikum mit.

Allerdings wurden diejenigen, die bereits um 18 Uhr gespannt vor den Toren des Felsenkellers standen, überrascht: Keine Menschenseele, nur eine Handvoll Securitys und der wohl entspannteste Einlass überhaupt. Haben die Fans etwa vergessen, dass die sagenumwobene Band Knosis den Abend eröffnen wird?

Auge um Auge

Wer noch nichts von dem japanischen Metalcore Voract gehört hat, könnte sich eventuell an Ryo Kinoshita, den ehemaligen Frontmann von Crystal Lake, erinnern. Mit seiner neuen Band Knosis erkundet er nun frische musikalische Gefilde. Doch die vierköpfige Vorband hat bei ihrem ersten Auftritt in Sachsen für Verwirrung gesorgt:

Die Show begann mit einem schreienden und mikrofonlosen Drummer, während die gesamte Band dem Publikum den Rücken kehrte. Ungefähr vier Minuten schwebten regelrechte Fragezeichen über den Köpfen der Zuschauenden. Ein äußerst holpriger Start für die eigenwillige Truppe. 

Doch kaum wurde das Gewirr mit einigen Gitarrenriffs überlagert, verflog die ungewöhnliche Stimmung und verwandelte sich in ansteckende Motivation. Mit durchaus hüpfbaren Songs konnte sich Knosis von Song zu Song steigern, bis der Frontsänger schlussendlich zur vordersten Reihe stürmte. Sein eindringlicher Blick richtete sich auf einen Mann im Publikum. Kein Blatt hätte mehr zwischen die beiden gepasst. Aus voller Inbrunst brüllte der Sänger ihn an und fragte “What do you want from me?”. Der Mann tat es ihm gleich und so entstand ein spannender Schlagabtausch, welcher den letzten und gleichnamigen Song der Gruppe ankündigte.

Zerrissenes Leder

Im roboterartigen Stil á la Bring Me The Horizon Style folgte das Intro der Band Void of Vision. Die beeindruckenden Outfits der Australier fielen direkt ins Auge. Eingehüllt in dunkles Leder, sammelten sich hitzige Schweißtropfen zwischen Nieten und nackter Haut.

Doch was die Band an Fashiontauglichkeit zu bieten hatte, fehlte ihr an kreativen musikalischen Ausbrüchen. Das Bedürfnis der Band, eine klangvolle Hommage an den kontroversen Künstler Marilyn Manson zu errichten, wurde ihnen zum Verhängnis. Ihr gesamter Auftritt fühlte sich wie ein verzweifelter Kopierversuch an. Selbst die akrobatischen Bewegungen des Sängers, welche letztendlich seine Lederjacke zerrissen, konnten die Monotonie der präsentierten Songs nicht aufpeppen.

 

Öffnet das Moshpit

Bevor Make Them Suffer die gemeinsame Tour 2024 mit Bring Me The Horizon und Sleep Token antritt, konnten Stray From The Path Fans sie bereits als dritte Vorband bewundern. 

Die Band aus Perth in Australien lockte zahlreiche Menschen an, und die Reihen füllten sich, während die Moshpits immer größer wurden. Schnell wurde deutlich, dass sich die Stimmen von Alex Reade und Sean Harmanis unglaublich gut ergänzen. Zusammen mit eindrucksvollen Synthesizer-Elementen und lockigen Headbang Einlagen konnte die Deathcore Band abwechslungsreiche musikalische Momente schaffen, die im Gedächtnis hängen blieben.

“Are you in or in the way?”

Wer eine Performance mit einer waschechten französischen Fallschwertmaschine beginnt, setzt direkt ein klares Statement. Der namensgleiche erste Song “Guillotine” drang wie ein gezielter Schnitt in das Trommelfell der Zuhörerschaft ein. Damit legte Stray From The Path die bestmögliche Grundlage für einen Abend voller wutentbrannter Themen wie Polizeibrutalität oder die Rekrutierungsstrategien des US-Militärs.

Das Album Euthanasia bildete den Aufhänger der gesamten Darbietung. Mit Songs wie “Needful Things”, “May You Live Forever” und “Chest Candy” wurden die Opfer der modernen Gesellschaft, politische Missstände und Unmut besungen, kritisiert und angeprangert. Von rasender Wut angetrieben, vergaß der Frontsänger Andrew Di Jorio glatt den richtigen Wochentag. Das Publikum korrigierte ihn daraufhin lautstark und erhob nach einem kurzen, amüsanten Plausch die Fäuste, als Zeichen für Solidarität, Stärke oder Widerstand. 

Der Höhepunkt des Abends entstand dadurch, dass Stray From The Path den Sänger Ryo Kinoshita von Knosis auf die Bühne einlud, um „First World Problem Child“ gemeinsam zu performen. Während die beiden wie wilde Flummis über die Bühne sprangen, grölte das Publikum enthusiastisch mit. Ein kollektives “Shut The Fuck Up!” lies die Lichter schließlich verglühen und die Show ausklingen.

Frankreich, Spanien, Großbritannien und die Schweiz haben Stray From The Path im November noch auf ihrer Clubtour vor sich. Genauere Infos dazu sind auf der offiziellen Webseite zu finden.

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