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Sugarplum Fairy – First Round, First Minute

Bands, die von Beginn an unter einem starken Vorurteil stehen, haben es zweifelsfrei nicht leicht. Die einen „sterben“ während des Versuchs, sich von diesem zu lösen, andere wiederum machen einfach weiter ihr Ding, ohne sich darum zu kümmern, was böse Zungen behaupten. Sugarplum Fairy gehören wohl in letztgenannte Kategorie. Nachdem sie zurzeit ihres Debuts „Young & Armed“ als die kopierende Mando Diao-Brüderband abgestempelt wurden, schrieben die fünf Schweden von der Kritik unbeeindruckt weiter ihre Songs. Nun ist ihr Zweitwerk, „First Round, First Minute“, das die Eigenständigkeit der Band ohne Probleme beweisen kann, erschienen und plötzlich ist man fernab von vergangenen Vorurteilen.

Diejenigen, die nach dem Kauf des Albums mit einer Tasse Tee und der Hoffnung auf ein wenig Gemütlichkeit in ihrem Sessel versinken, werden schon nach dem Drücken des Playknopfes schnell zurechtgewiesen. Mit „Last Chance“ wird das Album von einem Stück eröffnet, das keine Probleme haben wird, sich auf den Tanzflächen der Indieclubs zu etablieren. Das liegt einerseits daran, dass es von einer typischen Clubsituation berichtet, vielmehr jedoch ist es der progressive und zum Tanzen auffordernde Charakter des Songs, der von Beginn an nicht überhörbar ist und einen schon nach wenigen Sekunden aus seinem Sessel ziehen wird und einen dazu zwingen wird, die Vorhänge zu schließen und auf dem Boden des eigenen Zimmers umherzuwirbeln. Der Text des Liedes steht dabei keineswegs auf einem tiefgründigen Boden, doch fragt sich, ob das überhaupt erwartet wurde. Schade vielleicht, dass Zeilen wie „I saw you on the crowded dancefloor – Dark blond hair and tight blue jeans“ am üblichen Rock’n’roll-Klischee hängen bleiben, doch schadet auch das dem Lied nicht, das im Gesamten das tut, was es zweifelsfrei kann: Zum Bewegen zwingen!

Während die folgenden Songs nicht weniger tanzbar sind und dabei trotzdem individuell bleiben, wird der, der nach etwas tiefer gehenden Lyrics sucht, nur schwer fündig. Das ändert sich mit „My Savior, My Secret“, das außerdem das erste Stück ist, das sich als wesentlich ruhiger erweist und durch die Töne einer Akustikgitarre eingeleitet wird. Bereits die ersten Worte,

You’re not the one i thought you’d be –a twofaced person is what I see – Did you change with time?”,

zeigen neue, nahezu ungekannte Seiten der Schweden auf. Nichtsdestotrotz erreicht das Stück während des Refrains einen durch E-Gitarren unterstützten Höhepunkt, der zeigt, dass die Jungs nicht bei ausgelatschten Mustern hängen bleiben, sondern darüber hinausgehen.

Wer die Scheibe bereits bis zu diesem Punkt gehört hat, wird keinen Zweifel mehr daran haben, dass Sugarplum Fairy inzwischen weit weg vom Mando Diao-Klischee sind. Da sind die Gitarren, die individuell klingen und teilweise sogar über den Glanz des Bruders hinausgehen und die Texte, deren Inhalt trotz der „Oberflächigkeit“ nie plump oder primitiv wirken und schon sehr viel weiter gehen als die des Debuts. Nichtsdestotrotz wird gleichermaßen schnell deutlich, dass man sich noch inmitten der Entwicklung befindet, was sich vor allem darin zeigt, dass es nur wenige Songs schaffen, etwas wirklich Neues zu präsentieren. Nun mag man sagen, dass man von einer sehr klassischen Rock’n’roll-Band nicht verlangen sollte, aus der Bahn zu hüpfen um etwas völlig Abgefahrenes zu präsentieren, doch wünscht man sich trotzdem, auf einem Album das ein oder andere Lied zu finden, das den Hörer schon aufgrund etwas Ausgefallenes zum genauen Hinhören zwingt. Und genau das ist, was dieses Album erst im Ansatz vorweisen kann.

Doch sehr genau hinhören wird man bei „Left, Right, Black White“. Nicht wegen des Textes, der wieder einmal nichts besonders Aufregendes ist, vielleicht nicht einmal wegen der Gesamtheit des Songs, der doch sehr an das Debut erinnert, doch dem intensiven Hörer wird hier nicht entgehen, welche Band stets großen Einfluss auf die Schweden hatte. Und wer den Song bei etwa 2 Minuten und 31 Sekunden startet, wird vielleicht sogar als größter Fan von OASIS denken, irgendeine B-Seite der Briten verpasst zu haben, denn das Gitarrensolo, das dort stolz präsentiert wird, muss einfach als Gallagher-esk bezeichnet werden, ohne es dabei als eine Kopie abzustempeln. Hier wurde einfach ein Einfluss verarbeitet und in die eigene Musik integriert, womit erneut gezeigt wird, wozu Sugarplum Fairy fähig sind, wenn erstmal alles zusammenpasst.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass bei der Konzeption des Albums wenige Gedanken an Kritiker und ungenaue Hin- bzw. Reinhörer verschwendet wurden, zeigt „It Takes Time, It Takes Two“, das nämlich zur Befriedigung derer, die nur ungenau hinhören und vielleicht bei der Hälfte des Albums aufgrund des Mangels an Individualität auf Stop drücken, wesentlich weiter vorne hätte platziert werden müssen. Unerwartet und völlig plötzlich schießen einem Ziggy Stardust und die Monkeys in den Kopf und man fragt sich, woher die Sugarplum-Jungs nun plötzlich die Fähigkeit hernehmen, etwas „ganz anderes“ zu präsentieren und dabei nicht zu fehlzuschlagen, sondern verdammt großartiges zu sein. Nun also doch!

Man mag die Coolness der Jungs, die anscheinend in der Familie liegt, als nervend empfinden, doch sollte man diese Band spätestens jetzt in ihrem Können nicht mehr unterschätzen. „First Round, First Minute“ beweist neben der bereits erwähnten Boden- und Selbstständigkeit die Fähigkeit des Weiterentwickelns, die hoffentlich auch nach diesem Album nicht verschwinden wird. Wenn sie das nicht tut, sollten wir gespannt auf das sein, was da noch kommen wird, denn wenn man die hier zu findenden Fragmente der unantastbaren Großartigkeit irgendwann zu einem Gesamten zusammenbringen kann, wird es ein Album geben, das nicht mehr hinter Oasis stehen bleiben muss.

Alles Weitere zu Sugarplum Fairy gibt es auf deren Homepage.

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