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The 101 – Numbers

theoneMit the 101’s zweitem Album Numbers steht ab heute ein neues Meisterwerk in den Musikgeschäften unseres Vertrauens – regaltechnisch höchstwahrscheinlich irgendwo zwischen Pop, Indie und Emo zu orten. Welchen Zusammenhang es zwischen Kalender und Musik gibt, warum wohl jedes Review über Numbers mit einem Ausflug in die Vergangenheit des Frontmannes beginnt und was das Ganze mit Füßen zu tun hat, …

Auch wenn wir ins momentan in wahren Hochtemparturen befinden – so wirklich davor weglaufen kann man wohl nicht: Sobald sich das Jahr seinem kalten Ende neigt steht man vor der schwierigen Aufgabe sich adequat auf Schnee, Dunkelheit und Kälte einzustellen. Wir können uns nach dem Zwiebelprinzip in unzählige Schichten von Kleidung hüllen, die nicht sonderlich attraktiven Winterschuhe aus den tiefsten Tiefen des Kellers hervorkramen oder den Wasserkocher im Akkord arbeiten lassen, um die schier unerschöpflichen Möglichkeiten des warmen Getränks völlig auszukosten. Doch spätestens wenn auch noch die Heizung trotz steigender Kosten auf neuen Rekorden läuft, stellt sich die schwierige Frage welche Musik einen da eigentlich so durch den Winter geleiten soll – für viele von denjenigen, die bereits Mitte der 90er lieber mit Vans und Chucks als mit eben besagten festen Winterschuhwerk durch Schnee und Matsch glitten, lautete die Antwort wohl lange Zeit recht eindeutig: „Christie Front Drive“.

Doch auch wenn Christie Front Drives meisterliche Epen zwischen ruhigem, melancholischem und lautem, intensiven Indierock ( alias „Midwest-Emo“ ) ewig hätten weiter klingen können, entschloss sich die Band 1996 getrennte Wege zu gehen. Ganz untätig wollte man Sänger und Mastermind Eric Richter aber natürlich auch nicht sehen und so kam wohl irgendjemand mal auf die gloreiche Idee, ihm Synthie und Computertastatur in Hände zu legen. Völlig verliebt in die sich ihm nun neu eröffnenden, elektronischen Klangwelten veröffentlichte Eric in der Folgezeit zwei Alben unter dem Projekt-Namen Antarctica. Im neuen Jahrtausend brachte es jemand anderes aber zum Glück zu Stande, ihm eben jenes digitale Spielzeug wieder zu entwenden und die Gitarre erneut in den Mittelpunkt seines musikalischen Lebens zu stellen. The 101 war geboren – und die wiedergewonne Spielfreude merkte man Eric wahrlich an. Seine neue Dreier-Combo zauberte schon auf der ersten EP fünf treibende Lieder aus dem Ärmel, die den schlichten und ehrlichen Charme der alten Christie Front Drive in drei-minütige Indie-Sommerhits verwandelten. Erics zweifellos schon immer sehr melodiöse Musik wurde etwas, was sie bis dato noch nicht war: tanzbar. Und so führte das Debut-Album Green-Street allerorts bei alten Christie Front Drive Freunden zu wahren Euphorie-Zuständen – hatte man schließlich nun etwas gefunden, das die alten Vans auch durch die warmen Sommertage geleitet.

Auf ihrem neuen Album Numbers verfolgen die New Yorker den bereits eingeschlagenen Pfad weiter in Richtung Perfektion und wirken dabei nicht selten so, als wollten sie Michael Stipe mal zeigen wie sich REM heute anhören könnten, wäre der gute gerade in seinen Mitzwanzigern und hätte noch nen ordentlichen Schuss Indie im Herz. Die Aufnahmen wirken wesentlich professioneller, das Gitarrenspiel ein wenig ausgefeilter und hier und da wird auch mal ein kleines Sample eingespielt – selbstredend ohne dass the 101 dabei jemals protzig oder überladen klingen würden. Ganz im Gegenteil, denn nach alter Eric Richter-Manier macht man Gold nur aus dem, was einem wirklich mitgegeben ist. Und so bleiben Ehrlichkeit und Einfachheit die Devise im Poparragement und the 101 dabei eine der charmantesten Bands, die die Musikwelt fern der großen Posen heute so zu bieten hat.

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