Spannend wie eine Wundertüte und bunt wie die Kirmes. Musik mit der Konsistenz von Zuckerwatte, und dem Nachgeschmack von Zitronenglasur.
The Go! Team aus dem schönen Brighton geben auf Genre-Grenzen ungefähr… Gar nichts. Ein hyperagiles Vehikel namens Rolling Blackouts ist das Ergebnis dieser musikalischen Party-Kollaboration, dass den Frühling heraufbeschwört.
Elektro, Indie, Hip-Hop und lupenreiner Pop. Der Kosmos von The Go! Teams ist ausschweifend und manchmal auch etwas anstrengend. Aber eben so, wie sich eine enge Küche auch als gemütlich beschreiben lässt, ist diese Platte also nicht überbordend, sondern besonders facettenreich.
Der Kunstgriff der hier gelingt ist die Adaption und Verfremdung von Sounds, die frech zusammengeschustert ein neues Ganzes ergeben. Manchmal klingt das so, wie Konfetti aussieht, aber es bereitet auch genauso viel Freude.
Bestes Beispiel dafür ist der Opener. Mit T.O.R.N.A.D.O. legt die Band einen Schnellstart hin.Fast schon aggressiver, aber verspielter Hip-Hop meets Samples vom allerfeinsten, für die sich übrigens Band-Mitglied Ian Parton verantwortlich zeichnet. Was für eine Arbeit und vor allem, was für ein Vorstellungsvermögen dieser Parton besitzen muss, um diese perfekt arrangierten Songs zu entwickeln, wird an der Vielfalt an Stilen offenbar. Und egal, ob rumpelnder Garagensound oder elektronische Klänge, dank zweier gut aufgelegter Stamm-Sängerinnen (Ninja und Kaori Tsuchida) sowie zahlreicher Gast-Vocalisten, wirkt Rolling Blackout in sich geschlossen. Beide Sängerinnen, egal ob sie Rappen, singen oder experimentieren (und das klingt wirklich krank), fühlen sich immer wieder in jeden detailverliebten Song ein und verleihen ihm Charakter.
So geht manch ein Song runter wie runter wie warmer Honig, während sich die Vocals in anderen Stellen mit der breit gestreuten Instrumentierung duellieren. Herausragend dabei sind vor allem die eingängiges Songs geraten, wie das umwerfende Buy Nothing Day, die einen warmen, einnehmenden Sound versprühen. Auch das dieses Wechselspiel der Stile auf Dauer anstrengend sein kann wurde bedacht, so gibt es immer wieder instrumentale Zwischenspiele, die helfen durchzuatmen und Rolling Blackout zu einem sehr homogenen Album machen, aber die Platte in ihrer Gesamtdynamik auch manchmal etwas ausbremsen, wo gerade Fahrt aufgenommen wurde.
Live übrigens hat man es nicht etwa mit Musik vom Band, sondern mit einer echten Band in voller Besetzung zu tun. Ein Aspekt, den die Band betont wissen möchte. Die hohe Sample-Rate auf Rolling Blackouts übertüncht eben manchmal den Fakt, dass auch echte Instrumente zum Einsatz gekommen sind.
Wer sich von den Live-Qualitäten von The Go! Team überzeugen möchte, werden folgende Daten entgegenkommen:
10.03.2011 Düsseldorf – Zakk
11.03.2011 Frankfurt – Brotfabrik
15.03.2011 München – Atomic Cafe
16.03.2011 Stuttgart – Schocken
17.03.2011 Berlin – Lido
18.03.2011 Hamburg – Uebel & Gefährlich