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The Soundtrack Of Our Lives – Communion

tsool_coverWenn ein pensioniertes Ehepaar im Bademantel gekleidet, ein Glas mit hellgrünem Inhalt in die Kamera hält und dabei ein Lächeln aufsetzt, als hätte Barack Obama gerade die Weltwirtschaftskrise und alle Kriege dieser Welt während eines Spaziergangs mit Bo beseitigt, dann glaubt man eher daran, das Titelbild der Apotheken Umschau in den Händen zu halten, als „Communion“ – das neue Album von The Soundtrack of Our Lives. Aufs Neue ein Beweis für die alte These „Don’t judge a book by it’s cover„, denn hier steckt so viel mehr dahinter als nur New-Age-eske Bilderkunst.

Die Entstehungsgeschichte von The Soundtrack of Our Lives hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Bereits 1986 lernten sich Sänger Ebbot Lundberg und Gitarrist Ian Person, während ihrer Zeit in der schwedischen Band Union Carbride Productions kennen. Abseits von jeglichem kommerziellen Erfolg einigte man sich 1993 jedoch darauf, eigene Wege zu gehen und die Band aufzulösen. Nur ein Jahr später fanden sich Lundberg und Person in Göteborg wieder zusammen und entschlossen sich dazu, eine neue Band zu gründen – die Geburtsstunde für The Soundtrack of Our Lives. Mit den ersten beiden Alben Welcome to the Infant Freebase (1996) und Extended Revelation for the Psychic (1998) landeten sie einige Erfolge in Schweden, bis sie dann 2001 mit Behind the Music auch Fuß in anderen Ländern fassen konnten. Gerade in Amerika wurde die Platte so positiv aufgenommen, dass es sogar für eine Nominierung als das beste Alternative Album bei den Grammy Awards 2003 reichte. Erfolge auf denen die Schweden mit den darauf folgenden Platten Origin Vol. 1 (2004) und der Raritätensammlung A Present from the Past (2005) aufbauen und ihre Stellung festigen konnten. Mit Communion liegt nun das neuste Werk im Doppel-CD-Gewand vor, mit dem The Soundtrack of Our Lives auch nach so langer Zeit noch beweisen, dass genügend Energie in ihnen steckt, um abseits eines großen Feldes an Künstlern und Bands in ihrer eigenen musikalischen Liga zu spielen.

24 Stücke sind es insgesamt geworden, jeweils gleichmäßig auf beide CDs verteilt. Ein Konzept, das seine Berechtigung nicht nur alleine aufgrund von einer ausreichenden Platzverteilung hat, wirken beide Albumhälften doch schon vom musikalischen Inhalt her wie ein Wechsel zwischen Tag und Nacht. So steht dort direkt der Opener „Babel On“ als Sonnenaufgang im Raum und läutet in die folgenden 24 Stunden ein, die in all ihrer Form den Rhythmus des Alltags innewohnen lassen. Keine großen Experimente oder die Suche nach dem Superlativ, stattdessen die Schönheit der Konvention, verpackt in ein musikalisches Gewand, das mehr als einmal an die alten Helden erinnert: Beatles, Rolling Stones, The Who, Byrds and so on and on and on. Ein so facettenreiches Wechselspiel zwischen Blues-, Stoner-, Southern-, Psych-, Folk-Rock und was sonst eben noch im Interessensbereich der Band liegt, dass es schon als Kunstgriff angesehen werden muss, wie stimmig und harmonisch doch die gesamte Songkonzeption im Allgemeinen funktioniert. Alles hat seinen richtigen Standort und wirkt zu keinem Zeitpunkt fehlplatziert.

soldiers of fortune and soldiers of fame
why does this scam do not be afraid
say you believe in somethin' that's wrong
now all your senses just lay off to explode

(aus „Ra 88“)

Es gibt verschiedene Traditionen im Leben, Konstanten, auf die man sich verlassen kann, egal wie tief die Sonne steht. The Soundtrack of Our Lives beweisen mit ihrem sechsten Album, dass sie zu dieser Gruppe der eigenen Rückhalte gehören. Denn auch mit Communion hat man wieder das Gefühl, nach Hause zu kommen, gerade weil hier nicht auf Trends gesetzt und fernab von einem zu erreichenden Leistungshorizont musiziert wird. Das haben The Soundtrack of Our Lives nicht nötig, werden hier doch eh so viele Facetten abgedeckt, dass es sich niemals auch nur ansatzweise lohnen würde, auf die aktuellen Pferde der Musikszenen zu setzen. Hier mag vielleicht jeder meckern, der immer direkt nach den alten Helden schreit, wenn es um hörbare Einflüsse geht. Der Rest hingegen weiß, dass The Soundtrack of Our Lives nicht kopieren wollen, sondern lediglich die Gewohnheit neu interpretieren und das auch auf Communion in bester Art und Weise demonstrieren, oder um es in den Worten Ebbot Lundbergs zu sagen: „Your ratings we shall overcome, ‚cause we love to sing that same old song„. Da bleibt einem aber auch wirklich nichts anderes übrig, als das Glas zu heben und ein Zahnpasta-Lächeln aufzusetzen.


„Communion“ erschien am 24. April 2009 auf Haldern Pop Recordings.

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