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Tiefseetaucher im Interview

Dieser Tage erschien das Debütalbum „Sudoku“ des österreichischen Musikers Rainer Schöngruber aka Tiefseetaucher. Die wahnwitzigen und verquert-genialen Texte sowie die ungewöhnliche musikalische Stilmischung, die darauf zu hören sind, führten dazu, dass wir den Herren hinter diesem Projekt näher kennen lernen wollten. Gesagt, getan: Wir führte ein erheiterndes Ferngespräch zwischen Thüringen und Wien.

Tiefseetaucher ist nicht dein erstes musikalisches Projekt. Was kannst du uns zu deiner Vorgeschichte erzählen?

Vor vielen Jahren habt ihr eine CD von Surfdog7 rezensiert, dort spiele ich Gitarre und Keyboard. Musik allgemein mache ich seit ich ungefähr 13 Jahre alt bin, also schon sehr lange. Tiefseetaucher ist das erste Projekt, das ich alleine gemacht habe, sonst war ich immer Teil einer Band.

An „Sudoku“ hast du ein Jahr gearbeitet? Vor ungefähr einem Jahr hast du also Tiefseetaucher ins Leben gerufen?

Das war der Starpunkt, ja. Aber es war anfangs nicht geplant, dass das ein Projekt wird oder das es eine Platte geben soll. Ich habe einfach zu hause musiziert und aufgenommen. Das hat sich alles entwickelt, irgendwann ist es mehr geworden als nur ein paar Demo-Aufnahmen. Deshalb hat das Ganze auch ein Jahr gedauert. Ich bin ohne Stress und Ziel an die Sache herangegangen. Der Name Tiefseetaucher selbst kam sogar erst, als ich am Protestsong Contest von FM4 mit einem Song teilgenommen habe. Da brauchte das Ganze ja dann einen Titel.

Wie bist du auf Tiefseetaucher gekommen? Stand es im Zusammenhang auf den Song „Unterschicht„, den du eingesandt hast?

Ich finde, Tiefseetaucher passt gut zur Musik auf der CD. Was mir auch sehr gut an dem Namen gefällt, ist dass es sowohl ein Tiefseetaucher als auch mehrere sein können. Es könnte also auch ein Bandname sein. Damit wollte ich ein bisschen spielen. Auch wenn ich die Musik alleine aufgenommen habe, klingt sie ja letztendlich nach einer Band, zumindest habe ich das versucht.

Kannst du mit dem Vergleich zu Falco, Kraftwerk und Knarf Rellöm, der in der Rezension gezogen wird, etwas anfangen oder ist so etwas eher nervig?

Den Rellöm kenne ich nur vom Namen her, da habe ich noch keine Zeit gehabt, mir etwas anzuhören. Kraftwerk und Falco – ich finde nicht, dass es zu meiner Musik passt oder zumindest hätte ich nie daran gedacht. Aber es interessant, welche Assoziationen Leute herstellen. Ich bin überrascht und finde es eigentlich auch ganz witzig. Wie kommst du auf die beiden?

Als Nicht-Österreicher verbindet man alle österreichischen Sänger wahrscheinlich mit Falco. Aber die Vocals im Song „Funkenflug“ erinnerten mich wirklich daran, der rhythmische beinahe gerappte Sprechgesang. Und an Kraftwerk erinnerten mich elektronische Passagen, auch wenn sie nicht dauerhaft präsent sind. Und „Stan“ zum Beispiel hätte vielleicht auch von Knarf Rellöm sein können. Wer ist Stan?

Stan… okay. (lacht) Stan ist ein Affe. Der Text handelt von einer Reise durch Vietnam, die wir vor zwei Jahren mit dem Zug gemacht haben. Im Zug haben wir eine Australierin, eine Aborigine, kennen gelernt und die hat sich einen Stoffaffen namens Stan gekauft. Das ist eigentlich der ganze Text. (lacht) Es ist relativ banal. Und das „Ananaswasser“ kommt daher, dass sie irgendwann mal Deutsch lernen wollte – und das war eben eine Ananaslimonade. Das war es eigentlich, sehr trivial.

Trivial, wenn man es weiß. So ist es irgendwie auch abgefahren, mit dem Song zusammen.
Auf dem Album singt du selbst eher seltener, dafür hört man einige Gastmusiker/innen. Sind das alles Freunde von dir?

Das sind alles Freunde von mir. Fraidy Cat ist meine Freundin, deswegen ist sie viel vertreten auf der Platte. Sie war natürlich auch die erste, der ich neu aufgenommene Sachen vorgespielt habe. Die anderen Sänger, Gerald und Christian, sind zwei Freunde von mir und dann ist da auch noch mein Neffe Paul, der bei „Käfer“ mitsingt.

Wenn ihr live spielt, seid ihr dann doch irgendwie eine Band. Bis jetzt seid ihr einmal aufgetreten? Eine richtige Tour wird es aber vorerst nicht geben?

Mittlerweile sind wir schon zweimal aufgetreten. Eine Tour ist momentan nicht geplant. Das ist auch schwierig mit acht Leuten, weil wir ja alle auch noch arbeiten – nebenbei.

Ihr seid damals nicht nur mit „Unterschicht“ ins Finale des FM4 Protestsong Contest gekommen, sondern der Song „Theater, Bar, Tanzen“ ist auch fast täglich auf FM4 zu hören. Warum wollten sie gerade diesen Song?

Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich habe dem Sender die Platte geschickt und sie haben sich den herausgesucht.

FM4 hat die Single, auch wenn es keine im eigentlichen Sinn ist, aber den Hit gekürt?

Sozusagen, ja. Aber ich hoffe, dass sie noch zwei, drei andere „Singles“ auf der CD finden und noch etwas anderes spielen. Ich persönliche hätte noch ein paar Kandidaten, aber da müssen wir mal schauen.

Zuerst ins Theater, dann in die Bar und hinterher noch tanzen gehen“ – ist das euer Lebensstil?

Bar, ja. Nur Bar. (lacht) Tanzen vielleicht und Theater eher selten. Ja, aber man kann es sich schön vorstellen, so der gediegene Fortgang des Abends… Aber wir sollten wirklich mal wieder ins Theater gehen.

Im Kopf hängt mir auch immer noch der krude Text zu „Pfirsiche“. Was steckt hinter diesem Bild, das darin erzählt wird? Gibt es da überhaupt einen Hintergrund?

Es gibt schon einen Hintergrund und eine Inspiration. Das ist aber einer der wenigen Songs, wo ich den Anlass wirklich niemandem erkläre. Weil wie du schon sagst, der Text ist so kurz und so krude. Ich finde das ist ein sehr griffiges und intensives Bild. Interessant dabei ist, dass jeder ein anderes Bild zu diesem Satz assoziiert. Darum habe ich mir vorgenommen, es nie zu verraten, worum es in dem Lied eigentlich geht.
Zu diesem Lied wird es auch den ersten Videoclip geben, den hat eine Freundin von mir gedreht. Der ist auch sehr überraschend für mich, da sie den Text auch wieder ganz anders interpretiert hat. Das geht dann eher um eine Beziehungsgeschichte.

Sudoku“ erschien am 3. Juni 2008 und ist vorerst nur via Mailorder über tiefseetaucher.at erhältlich.

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