Tilman Rossmy, ehemals Sänger und Songwriter bei der Band „Die Regierung“, bringt von seinem Projekt „Tilman Rossmy Quartett“ mit „In einem fremden Land“ bereits das fünfte Album heraus. Und neben zwei Coversongs findet man hier einige schöne, positive Folk/Pop-Perlen und eine Grundstimmung, die unterschwellig sogar noch an die Neunziger erinnert.
Rossmy kann man wirklich als einen erfahrenen Musiker bezeichnen. Mit „In einem fremden Land“ bringt er insgesamt bereits sein elftes Album heraus. Viele davon mit seiner alten Band „Die Regierung“, aber auch Solo-Alben und Anderes. Der große Erfolg blieb bisher trotzdem aus, was an dem Gesang liegen könnte. Tilman Rossmy singt stets etwas „näsig“, was man als gewöhnungsbedürftig empfinden kann. Hat man sich aber mit dieser Stimme angefreundet, dann mag man sie auch nicht mehr missen. Und was für schöne Sachen sie dann singt! Das aktuelle Album handelt, wie üblich, von Zwischenmenschlichkeit, Liebe und Beziehung.
„Liebe sagt: Ich will nicht, dass du gehst
Liebe sagt: Ich wünsch mir, dass du bei uns lebst
Liebe sagt, Liebe fragt
Wie war das eigentlich bei euch damals?“
Wer bei solchen Textzeilen nicht dahinschmilzt, muss entweder taub sein oder kein Herz haben. Denn genau da trifft die Musik hin. Schlagzeug, Gitarre, Piano, Gesang. Eine verlässliche Kombination, auch in diesem Fall. Stets gutes Mid-Tempo, man findet keinen Song, der sonderlich in der Schnelligkeit variiert. Also keine schnellen Rocknummern oder Balladen. Die Melodien sind sehr fröhlich und offen, man hat das Gefühl, dass Rossmy nach einigen, wohlverdienten, Ausrutschern nun endlich seinen Stil gefunden hat.
Und abseits der eigenen Songs covert Rossmy, der auch schon von Musikern wie Jens Friebe gecovert wurde („Es hat keinen Namen“), auf diesem Album selbst zwei Songs. Unter anderem das Lied „Fragezeichen“ von Nena, welches er wunderbar ungesetzt hat. Und desweiteren „Sonnige Seite der Straße“, im Original „Bright Side Of The Road“ betitelt, von Van Morrison. Beide Coversongs sind wirklich gelungen. Und einen guten englischen Song findet man auf dem Album ebenso, „Let there be mercy“. Im Titel eventuell eine Anleihe an Tocotronics „Let there be rock“, mit Sänger Dirk von Lowtzow sang Tilman einst den Song „Dieses gute wilde Leben“, der Zusammenhang ist also gar nicht so abwägig.
Allen, die sich seit dem schlager-esken „Willkommen Zuhause“ von Rossmy entfernt haben sollten, sei es ans Herz gelegt, in dieses Album wieder hinein zu hören. Ich will ja nicht „retro“ sagen, aber er singt selbst:
„Ich vergess nicht,
nenn mich Altfreak!“
Insgesamt ein schönes kleines Meisterwerk aus Hamburg, oder auch einem anderen fremden Land.
VÖ: Am 14.03.2008 auf Popappeal