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Two Gallants – What The Toll Tells

What The Toll TellsWieder so eine Band aus nur zwei Leuten – Gitarre, Schlagzeug, Gesang. Was kann man da groß erwarten? Die Antwort: Einiges (und sicher mehr als diese Konstellation erwarten lässt)

Am Anfang sind die Fakten: Two Gallants sind Adam Stephens (Gesang und Gitarre) und Tyson Vogel (Schlagzeug). Der eine sieht aus wie jeder zweite Typ in deiner Indiedisco und der andere könnte sich ohne Probleme unter die Kings of Leon mischen. Sie kommen aus San Francisco. What The Toll Tells ist ihr zweites Album. Veröffentlicht ist es auf Saddle Creek. Und ab hier wird die Sache interessant. So sind sie die erste Band auf dem Label, welche nicht zur „Familie“ gehört, außerdem hat der Name Saddle Creek zumindest bei mir sofort den Beigeschmack „reinhören, das kann nicht schlecht sein“.

Der Opener Las Cruces Jail fängt erstmal ruhig an – Wind. Dann plötzlich fängt Stephens an zu singen, eine Gitarre rumpelt, ein Schlagzeg scheppert. Sind das nicht… genau, die Kings Of Leon!? Der Eindruck verwirft sich aber schon nach den ersten Sekunden, nur die Stimme hat tatsächlich Ähnlichkeit (klingt halt nach einigen Zigaretten und Whiskeys zu viel). Las Cruses Jail ist ein passender Auftakt: Man erzählt von Verbechen, Gefängnissen, vergessener Liebe.
Dieses Konzept zieht sich über alle 9 Songs (die auch gerne mal neun Minuten lang sind) – hier erzählt jeder seine eigene, amerikanische Geschichte. Referenzen zum Sound fehlen mir, größtenteils muss es wohl die Beschreibung „Alternative Country mit Blues-Prägung“ tun. Die einzige Ausnahme stellt 16th St. Dozens dar, ein smarter Bastard, der noisig anfängt, sich dann dem Album fügt und furios im Ska endet. Was wollen uns Two Gallants damit sagen? „Wir sind nicht altmodisch“? Purer Spaß? Vollkommen egal, denn Fakt ist, dass sie „das“ tatäschlich auch können. Wie gesagt werden die restlichen Lieder durch ein eher minimalisiertes Klangbild bestimmt, was keinesfalls negativ zu werten ist – ganz im Gegenteil: Man hat den Eindruck, dass die Jungs tatsächlich Abends bei einem vorbeischauen und ihre Geschichten vortragen. Das alles wird mit dieser wunderbaren Stimme erzählt, die singt, wenn sie muss und krächzt (im guten Sinn), wenn sie kann.

Letztendlich liegt hier ein Album einer jungen Band vor, welches besonders mit seiner Atmosphäre punkten kann. Letztendlich bewährt sich der Name Saddle Creek als Qualitätsstempel und bietet uns eine Platte, die man vor allem am Stück und mit Kopfhörern genießen sollte.

8.75 / 10

2 comments

  1. benni says:

    ich finde das album auch sehr gut, nur irritiert mich folgender textauszug immer wieder:

    And a summer day make a white man feel lazy
    […]
    But the summer day make a nigger feel crazy

  2. Martin says:

    Oh, hab’s jetzt erst gelesen. Also der Text ist a aus der Sicht eines schwarzen (Sklaven?-)Arbeiters geschrieben. Das Wort „NIgger“ müsste das belegen. Außerdem hab ich das mal irgendwo anders schon gelesen, hehe.
    An heißen Tagen sitzt der weiße Arbeitgeber entspannt auf der Terrasse seiner Farm und die Schwarzen müssen schuften. „Crazy“ kann somit das Unverständnis über die krassen Gegensätze (vor allem an einem heißen Tag unter so Bedingungen) ausdrücken oder auch einfach für einen Hitzeschlag stehen.

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