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Kasabian – West Ryder Pauper Lunatic Asylum

kasabianWenn Serge Pizzorno, der Sänger und Gitarrist von Kasabian erzählt, dass es immer das dritte Album sei, nach dem eine Band beurteilt werde, ist das nichts Neues. Dieser Zeitpunkt lasse die Leute erkennen, wer man wirklich sei und wo man seinen Platz gefunden habe. Mit „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ platzieren sie sich, entgegen aller Erwartungen von einer britischen Band dieser Tage, weit weg von all dem was die Insel derzeit musikalisch zu bieten hat und klingen dabei großartiger denn je.

Nach zwei Jahren Arbeit erschien Anfang Juni das 52-minütige Album, dessen Name zunächst einmal ein großes Fragezeichen aufwirft. Der Titel „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ ist nach einem inzwischen geschlossenes psychatrisches Krankenhaus in Leeds, das Drehort für mehrere Film-&Fernsehproduktionen war, benannt. Der Zusammenhang zur Band aus Leicester lässt sich dadurch erklären, dass sie beim Komponieren von Filmen wie „Holy Mountain“ beeinflusst wurden. Das Album stelle, so Serge, den Soundtrack zu einem imaginäre Film dar, der nur im Ganzen gehört werden solle.

Damit stellen sich Kasabian bewusst gegen den 99cent pro Lied- Trend im Internet. Überhaupt scheint es, Kasabianals hätten die Briten sich eine Scheibe vom Klang der Filmmusikwelt abgeschnitten.
Kein Wunder, dass man zum Beispiel beim Intro von „Take Aim“ die Bilder einer weiten Landschaft vor Augen hat und sich auch mit dem einsetzenden Gesang irgendwie in vergangene Zeiten versetzt fühlt.
Mit Zeilen wie „Bribe them and give them star prizes/Lock them away in high rises“ beschreibt der Song eine Gesellschaft, in der alte Klassenunterschiede durch Fernsehshows weiter verschlimmert werden.

„Wir waren vier Jahre ununterbrochen auf Tour. Am Ende waren wir wie Vampire und die Auftritte unser Blut. Und dann sitzt du plötzlich wieder zuhause und hast nichts zu tun. Das hat mich wahnsinnig gemacht.“

KasabianMit dieser Ausgangssituation begann Serge, die Kompositionen in seinem Kopf auf Band zu bringen und verbrachte seine Zeit zu Hause und im bandeigenen Studio in einer ehemaligen Schuhfabrik mit der Vorbereitung des neuen Albums, das schon Mitte letzten Jahres fertig zur Veröffentlichung schien. Es entstand ein Konzeptalbum, denn Serge merkte, dass er Songs schreiben wollte, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Lyrische Tiefe findet man, soweit man sich von der Musik nicht ablenken lässt, in „Secret Alphabets“. Einem Song, der das Interesse der Band an der Gegenkultur der Sechziger Jahre darstellt und zu der Atmosphäre beiträgt, die einen roten Faden durch das Album zieht. Doch bevor das Album der Öffentlichtkeit präsentiert wurde, machte Serge einen Schritt zurück und überarbeitete es gemeinsam mit der Hip Hop-Legende Dan Nakamura, wobei Toms Gesang mehr betont und den Songs Raum zum Atmen gegeben wurde.

„Ganz plötzlich enthüllte sich die wahre Natur des Albums.“

Eine oft düstere, manchmal auch verwirrende Natur, die Kasabian in den sehr melodischen Songs präsentieren, welche mal psychopop-Schlaflied-Atmosphäre, mal Elektropunk-Riffs bieten. kasabian
„Underdog“ stellt als erster Song des Albums einen mitreißenden, einprägsamen und voller Energie strotzenden Track dar, der ohne Zweifel Ohrwurm-Qualitäten besitzt.
„Fast Fuse“ ist der Vorgeschmack, der im September 2007 als Download-Single veröffentlicht wurde und als moderner Rock‘n’Roll-Klassiker gefeiert wurde. Der Song handelt von einem wilden Jungen in einem Heim, aus dem dieser unbedingt, ohne zu wissen wie, raus will und wurde von Liam Gallagher direkt zu seinem Lieblings-Kasabian-Track erklärt.
Das Duett „West Ryder Silver Bullet“ zwischen Tom und „Sin City“-Schauspielerin Rosario Dawson beschreibt ein Liebespaar, das auf einem völlig abgefahrenen Trip Richtung Sonnenuntergang rast und ist zugleich das Kernstück des Albums.

Im Ganzen ginge es, so die Band, um Menschen, die an einen anderen Ort fliehen, indem sie Drogen nehmen.Einen Platz, an dem Bettler zu Prinzen werden könnten.
Es lässt sich vermuten, dass Kasabian dem Hörer mit diesem Werk zu viel zumuten. Eindeutig dagegen spricht allerdings, dass dies nur dazu beiträgt, dass man auch nach mehrmaligem Hören immer wieder neues entdecken kann.
Diese Eigenschaft macht das Album zu einem besonderen Werk, mit dem Kasabian ihren Platz finden, von dem sie in nächster Zeit verdiente und zahlreiche Komplimente entgegen nehmen werden.

3 comments

  1. Jul says:

    die review lässt sich gut lesen! ich kann nur zustimmen. die songs passen als album gut zueinander sind aber als einzelstücke auch fantastisch.
    west ryder silver bullet ist in meinen augen am schwächsten, ansonsten sind die songs gut bis sehr gut. 8/10 mind. es wächst und wächst dir über den Kopf!

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