Minor Majority füllen in Norwegen Stadien, in Deutschland Bäder. Und das im Februar. Bei dem Volksbad in Jena handelt es sich aber glücklicherweise um eine ehemaliges Hallenbad, in dem der Autor dieser Zeilen vor vielen Jahren qualvoll Schwimmen gelernt hat. Aber dies nur nebenbei. Außerdem ist das Volksbad ein sehr schönes, altes Gebäude und wird heute für diverse Veranstaltungen genutzt. So steht man an der Stelle, wo früher ein Schwimmbecken war, und genießt beispielsweise Konzerte.
Angenehme Konzerte, denn angenehm beschreibt diesen Abend recht treffend. Zuerst betrat ein gewisser Thom Hell die Bühne, berichtet kurz, dass er derzeit mit Minor Majority unterwegs ist und spielt drei seiner Songs. Eigentlich ganz unauffällig, wäre da nicht erstens seine klare, direkte und trotzdem weiche Stimme, die schon beim ersten Ton ein angenehmes Gefühl beim Hörer bewirkt. Und zweitens, im Gegensatz dazu, die düsteren und bedrückten Texte seiner Lieder. Von denen es leider nur drei Stück zu hören gab, aber Thom erschien ja kurz darauf wieder auf der Bühne.
Er unterstützte nämlich auch das Quintett von Minor Majority, welches sehr freundlich vom doch recht zahlreichen Publikum begrüßt wurde. Und diese brauchten auch gar nicht lange, bis sie eben dieses Publikum völlig auf ihrer Seite hatten. Spätestens nachdem Sänger Pål seine Geschichte zu she gave me away von den Wirren eines verliebten Teenagers erzählte, waren alle bei ihm. Nun sind Minor Majority keine Rockband, die ihr Publikum zum Ausflippen oder ähnlichem bringt. Nein, es ist etwas anderes, was dieses Konzert zu etwas besonderem macht. Da ist erstens dieser Sänger, bei dem man sich schon fragt, wie aus so einem recht unscheinbaren Mann so eine wunderbare, gehaltvolle Stimme kommen kann. Und dann dieses allgegenwärtige, zufriedene Lächeln aller Bandmitglieder. Bis auf Headgitarrist Jon, welcher mit voller Leidenschaft und mit höchster Konzentration sein Instrument spielt. Und dabei an einen Rockmusiker der 70er Jahre erinnert, der gerade das Solo seines Lebens zum Besten gibt. Bei jedem Lied. Aber der Rest der Band zeigt dieses Lächeln, welches einen Seelenfrieden ausstrahlt, der wohl direkt mit der Musik zusammen hängen muss. Auch wenn diese Musik meist von den eher unangenehmen Seiten des Lebens und der Liebe handelt. Trotzdem scheint diese Zufriedenheit bei allen zu bestehen. Und dies ist es auch, was in erster Linie hängen bleibt. Natürlich waren da die Lieder. Manchmal schnell, manchmal ruhig. Manchmal laut, manchmal leise, weil nur zu zweit vorgetragen. Manchmal ruhig begonnen und dann immer weiter bis nahezu zur Ekstase gesteigert. Dazwischen dieses ungewöhnliche Cover von West End Girls. Aber über all dem lag dieses Gefühl von Wohlbehagen, welches das Publikum dann auch gern mit nach Hause nahm. Und natürlich die Band vorher mit viel Applaus verabschiedete, so viel, wie man es in Jena selten erlebt.
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