Es war ein kalter Februarabend in Berlin, über der Stadt lag ein Nebelschleier. Dies trug nicht unbedingt dazu bei, dem Kesselhaus eine warme Atmosphäre zu verleihen. Diesem alten Industriegebäude, das im Inneren eine Kühle und Leere ausstrahlt, die so einem Bauwerk naturgemäß anhaftet. Aber es gab eine Band, die dieses Gefüge durchbrechen sollte.
Diese Band, die Stars aus Montreal, einer Stadt wo zu dieser Zeit meist Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt herrschen, erwärmte das Kesselhaus und damit auch das zahlreiche Publikum. Es flogen Blumen durch die Luft, in welcher überall, aber vor allem in den ersten Reihen direkt vor der Bühne, Herzenswärme, Liebe und Freude lag. Liebe zur Musik dieser Band. Zu den Lieder, die mit so viel Engagement und Leidenschaft vorgetragen wurden. Trotz aller Abgeklärtheit, die die Stars ohne Zweifel besitzen. Die ausgefeilten Arrangements, diese Musik, die trotz ihrer Komplexität so eingängig wirkt, das alles kommt ja nicht von ungefähr. Natürlich sind das alles ausgebuffte Musiker, denen man aber trotz ihrer Professionalität ansieht, mit wie viel Herzblut sie bei der Sache sind.
Begonnen hatte der Abend allerdings weniger herzlich. Leider musste aufgrund von Krankheit die eigentliche Vorband, Apostle of Hustle, ihren Auftritt absagen. So machte sich Jade McNelis an diese Aufgabe. Eine junge Dame, die sich hinter ihr Keyboard setze, um ihre Lieder zu spielen, aber lange Zeit vom Verantwortlichen für den Sound ignoriert wurde. Als sie dann doch endlich spielen durfte, bzw. das Publikum ihr auch dabei zuhören durfte, war man von ihrer schönen, gehaltvollen Stimme durchaus angetan. Auch das Bandmitglied von Apostle of Hustle, welches genauso ein paar Lieder allein und mit Jade zum Besten gab, besaß ein sehr angenehmes Stimmorgan. Leider ging dies alles zum großen Teil im Publikum unter. Was vielleicht auch an der speziellen, schon erwähnten, Atmosphäre des Kesselhauses lag.
Welche die Stars jedoch dann erwärmen konnten. Wobei diese Wärme sicherlich nicht Jedem im doch sehr gemischten Publikum erreichte. Aber wie schon erwähnt, in den ersten Reihen wurden Herzenswärme und Leidenschaft ausgetauscht. Was durch die kaum vorhandene Distanz zu den beiden Hauptakteuren auf der Bühne, Amy Millan und Torquil Campbell, stark potenziert wurde. Und gerade dieser Torquil, bekanntermaßen ja auch Schauspieler, geht beim Gesang so sehr mit. Er leidet, liebt, hasst je nach Lied und man sieht ihm dies immer an. Und fühlt es selbst mit, wenn man sich darauf einlassen kann. Und trotz aller Abgeklärtheit dieser Band, ist sie in der Lage, diese Gefühle zu transportieren. Das ist es auch, was die Stars meiner Meinung nach so besonders macht. Da ist es fast schon egal, welche Lieder sie spielen und in welcher Reihenfolge. Auch wenn der Auftakt mit ‚the night starts here‘ nahezu unschlagbar ist. Und wenn die großen Hits wie ‚ageless beauty‘ und ‚what i’m trying to say‘ am Schluss kommen. Ja, und selbst wenn man dann liest, dass die zweite Zugabe mit ‚barricade‘, als Torquil und der Keyboarder allein auf der Bühne stehen, genauso am Tag zuvor und wahrscheinlich den anderen Konzerten der Tour gegeben wurde, ist man sich sicher, etwas ganz besonderes erlebt zu haben. Und dann soll man auch in diesem Glauben bleiben und im Zweifel das Können dieser Band bewundern, ihre Professionalität so frisch wirken lassen zu können. Aber am allerbesten denkt man gar nicht weiter drüber nach und genießt das Gefühl, ein Konzert dieser außergewöhnlichen Band erlebt haben zu dürfen. Und freut sich auf die nächste Gelegenheit, vielleicht ja dieses Jahr beim Hurricane oder Southside. Oder man nimmt die Einladung der Band zu Herzen und schaut sie sich in Montreal an. Bereuen wird man es ganz sicher in keinem Fall.
gemein – in Bristol haben sie „Ageless Beauty“ gar nicht gespielt obwohl die Atmosphäre ganz toll war..
Dafür hattet ihr Apostle of Hustle als Support, ein bisschen Gerechtigkeit muss auch sein.