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The Presidents of The United States of America – These Are The Good Times People

CoverIm Jahr 1995 waren hässliche Holzfällerhemden total in Mode. Schuld daran war der Grunge, dieser Musikstil aus Seattle. Der auch dazu führte, dass nahezu jeder, der eine Gitarre halbwegs bedienen konnte und aus Seattle kam, einen Plattenvertrag erhielt. Aber eine Band stach damals schon aus dem Einheitsbrei heraus. Nicht nur, weil sie keine Flanellhemden trugen. Denn The Presidents of The United States of America hatten nicht nur einen außergewöhnlichen Namen, sie machten auch außergewöhnliche Musik. Denn diese Typen nahmen scheinbar nichts und niemanden ernst. Und so erschien damals ein Album mit Songs über Kätzchen, übers Pfirsiche Essen und andere bis dahin vernachlässigte Themen. Nicht zu vergessen der Mega-Hit Lump. Ebenso sang man damals „We’re not going to make it ‚cause there’s a million better bands“. Nun, heute sind die Grunge-Bands zum größten Teil verschwunden, während die Presidents ihr 5. Studioalbum veröffentlichen.

Allein diese Tatsache wäre Grund genug, gute Zeiten zu verkünden. Denn auch die Presidents standen vor dem endgültigen Aus. Nach dem dritten Album war man ausgebrannt und hatte genug von der Musikindustrie, so dass im Jahr 2000 die Auflösung bekannt gegeben wurde. 2005 kam es aber zur überraschenden Reunion. Mit dem Comebackalbum „Love Everybody“ machte man deutlich, dass man nichts verlernt hatte. Und die Touren wurden ein voller Erfolg, man spielte ausverkaufte Konzerte rund um den Erdball. 2008, pünktlich zum Wahljahr in den USA, erscheint mit „These Are The Good Times People“ nun also der nächste Meilenstein.

Das Album beginnt so, wie man das von den Presidents gewohnt ist. „Mixed Up S.O.B.“ ist ein Rocksong, der ordentlich knallt, ganz in der Tradition des Überhits Lump. Nichts neues also, könnte man meinen. Aber wird eines besseren belehrt. Denn TATGTP ist das abwechslungsreichste und bunteste Album der drei Präsidenten. Wobei alle anderen Alben nie in irgendeiner Weise langweilig waren, aber man traut sich diesmal mehr, man bedient sich eines viel breiteren Musikspektrums. Und bleibt sich dabei trotzdem treu. Denn eines wird niemals passieren, die Presidents werden nie ihren wunderbaren Sinn für Humor verlieren. Diesen tiefgründigen Humor, der manchmal fälschlicherweise einfach erscheint, aber dann doch vielschichtiger ist und mehr beinhaltet. Texte mit feiner Ironie und sprühendem Witz sind damals wie heute das Markenzeichen der PUSA.

Musikalisch hat sich aber etwas verändert. Während man damals immer sehr am Punkrock und dessen Einfachheit zugetan war, überschreitet man heute diese Grenzen. Wobei sich an der Instrumentierung im Großen nichts geändert hat, es bleibt bei Schlagzeug, Basitar und Guitbass. Ja, richtig gelesen. Wobei den Guitbass jetzt offizielle Andrew McKeag bedient, der ja schon seit Jahren immer wieder mal Gründungsmitglied Dave Dederer an diesem einmaligen Instrument vertrat. Natürlich sind die meisten Songs noch in erster Linie Punkrocksongs. Kein Wunder, man bedenke nur, dass der Guitbass drei und die Basitar zwei Saiten besitzen. Trotzdem sind auf TATGTP auch Songs wie beispielsweise „Loose Ballon“ zu finden, welcher nicht nur textlich an das wunderbare „Australia“-Video der Shins angelehnt ist, sondern auch musikalisch sehr leicht und locker, wie eben bei den Shins, daher kommt. Während „Truckstop Butterfly“ logischerweise im Countrystil gehalten ist, inkl. Mundharmonika-Solo. Und dann sind da noch die echten Überraschungen, so wie „Flame is Love“, einer fetzige Swing-Nummer. Die nur noch vom Abschluss „Deleter“ an Schwung und Energie überboten wird. Während „Ghosts Are Everywhere“ wiederum an die Musik der später 70er Jahre erinnert. Insgesamt ein reiches, farbenfrohes und interessantes Album, ohne jede Form von Langatmigkeit. Ein Potpourri der guten Laune sozusagen. Aber Vorsicht, diese ist ansteckend.

Klar ist, es braucht eine Band wie die Presidents im Musikgeschäft. Eine Band, die sich selbst nicht ernst nimmt, die sich nicht zu fein ist, selbst die eigenen Songs zu parodieren. Und wer sonst soll Textzeilen wie „I’m gonna rot in the sun.“ oder „I wish there were more bad times.“ fabrizieren. Dies alles wirkt trotz fortgeschrittenen Alters der Band und der Protagonisten so frisch wie eh und je. Wahrscheinlich stimmt es doch, dass Lachen jung hält.

These are the good times, people. No, really.

VÖ: 14.03.08 bei Cooking Vinyl/Indigo

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