Vor fast genau einem Jahr waren der Olli und der Walter, wie man sie seitdem in Jena liebevoll nennt, schon einmal in der Stadt. In der gleichen Konstellation, aber in einem anderen Club und vor einem anderen Publikum. Aber an diesem Abend, im bis zum Rand gefüllten Rosenkeller, will das Publikum in der Mehrzahl nur eines: Unterhalten werden. Obwohl das Konzert überall als „Lesen & Singen“ angekündigt ist und man am Einlass des Rosenkellers darüber witzelt, dass wohl noch nie so viele und so junge Menschen zu einer Lesung kamen. Die Erwartungen des Publikums sollten aber befriedigt werden.
Im Rosenkeller war es dann laut, eng, selbst erste „Olli, Olli“-Gesänge waren zu hören, bis zwei Gestalten sich ihren Weg durch die Menge zur Bühne bahnten. Olli Schulz eröffnete den Abend dann in gewohnt lässiger Manier und ließ sich vom Publikum nicht weiter beeindrucken. Im Gegenteil, er erzählte vom apathischen Publikum in einer Stadt ohne Fußballstadion (übrigens Partnerstadt Jenas) am Vortag und natürlich wie schön es wäre, wieder in Jena zu sein. Das Publikum reagierte natürlich wohlwollend auf solche Aussagen. Und bereits beim ersten Lied war es voll dabei, es wurde laut mitgesungen und jedes Lied, jede Geschichte, jede Aktion ausgiebig beklatscht. Und auch wenn die Grundlautstärke vor der Bühne anfangs noch recht hoch war, so pegelte sich dies im Laufe des Abends auf ein angenehmes Niveau ein. Und so war es dann wie immer beim Herrn Schulz, er erzählt seine Geschichten, über die man auch gern noch lacht, wenn man sie schon kennt. Und von diesen Geschichten hat er ja eine Menge im Repertoire. Deswegen ein Vorschlag für den nächsten Olli Schulz-Konzertbesuch, wünscht euch einfach mal Ansagen statt Liedern. Beispielsweise die Deathkick-Ansage, dann darf auch ein Besucher auf die Bühne.
Zwischendurch durfte auch der Walter Schreifels ab und an das Mikrofon übernehmen, leider viel zu selten. Und der Walter kann eben auch herrliche Geschichten erzählen, beispielsweise von den Eisbären, die sich in Deutschland sonderbarerweise besonders gut vermehren. Aber in erster Linie ist der Walter eben Musiker. Und das merkt man auch. Seine Lieder sind viel dynamischer, er kann von ganz leise bis ganz laut singen und spielt damit wieder einmal den Olli Schulz zumindest im musikalischen Bereich an die Wand. Und natürlich hat er mit einem Agnostic Front-Cover, „Audrey“, einem „Summertime“-Cover, einem Quicksand-Song, seinem „Bicycle Song“ und „Used For Glue“ die bessere Liedauswahl. Aber Olli Schulz hat das Publikum auf seiner Seite. Auch wenn dieses gleichzeitig nie gegen Walter eingestellt war, waren trotzdem Sätze zu hören wie: „Das klingt ja alles nach Teenage Dirtbag.“.
Natürlich wurde auch zusammen musiziert, was die Olli Schulz-Lieder dann eben doch sehr aufwertet. Aber es ist auch nicht die Musik, die bei diesem Menschen im Vordergrund steht. Es sind in erster Linie die Texte. Vor allem diese schöne Traurigkeit und bedrückte Freude im Leben. Man schmunzelt über Dinge, die gleichzeitig nachdenklich machen. Leider ging dies an diesem Abend ein wenig verloren, man lachte eher lauthals als still vor sich hin zu schmunzeln. Aber das ist ja nichts schlechtes. Dafür wurde man ja gut unterhalten. Und damit waren dann auch alle zufrieden, als nach über 2 Stunden der Olli und der Walter wieder die Bühne verließen.
Walter Schreifels kann man am 11. Mai wieder in Jena sehen, dann ohne den Olli, sondern als Support von Muff Potter im Kassablanca.
ein schöner bericht. viel mehr gibts fast nicht zu sagen, wenn man nicht das stereotyp olli schulz konzert wiedergeben möchte.
mein persönliches highlight war natürlich ’schlafen‘. sollte der herr öfter bzw immer spielen.
„Schlafen“ war auch das Lied, wo das Publikum am ruhigsten war. War wirklich ein schöner Moment.
ich möchte glatt behaupten, dass das nicht unbedingt am lied lag. oder doch. aber wohl eher eben, weil das wohl kaum jemand kannte. wir wurden ja auch gefragt, wieso wir das mitsingen können und woher wir das kennen würde.
bestätigt das bild des publikums nur mehr. olli zwar kennen. aber kaum lieder oder so.
Ja, es war wohl eher Unkenntnis als Innehalten, aber schön war er trotzdem, der ruhige Moment. Nur neben mir haben zwei Knalltüten mitgesungen.
Ich möchte hiermit den Auto anprangern, dass er das Opus-Cover gemixt mit Bongo Bong nicht erwähnt hat.