„Ron Sexsmith? Du meinst diesen abgehalfterten Altmetaller?“
Verbuchen wir diese Frage einer schreibenden Kollegin mal als mittelschweren Fauxpas. In der Tat bedient des Künstlers Name ja schon irgendwie Assoziationen an solche zu Wacken & Co. „Please welcome on stage! Way back from the 80es: Babylon Panzer featuring Roooooon Sexsmiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiith!“ Wem dieses Bild indes ein feistes Lächeln entlockt, kommt der Wahrheit schon um ein Vielfaches näher.
Kaum eine Quelle, die es nicht eilig hat, Sexsmith in den dunstigen Kreis um Elvis Costello einzuordnen. Weitere prominente Namen tropfen noch im selben Augenblick. Sie haben es ja schon immer gewusst. Oder wünschen ganz insgeheim sich in den Status des ewigen Geheimtipps zurück? Seit dreizehn Jahren geht das nun schon so. Sexsmiths Songwritertalent wird auf silbernen Tabletts herumgereicht. Folk, Pop, Melancholie. Getränkt in latenter Traurigkeit. „Poor Helpless Dreams“ ist vielleicht nicht zufällig heute einer seiner neuen Songs betitelt. In „Brandy Alexander“ rückt er dem Leidensgenossen Caputo („Brandy Duval„) für Momente nicht nur in Sachen Intensität ganz nah auf die Pelle. Geschrieben allerdings hatte Sexsmith den Track ursprünglich für (Leslie) Feists Lamettabehängten „Reminder„. Und geht im nicht vorhandenen Duell doch als Sieger der Disziplin „Authentizität“ vom Platz. Ob die kanadische Chanteuse ihn zu den in der Form bisher nicht gekannten orchestralen Low-Fi-Arrangements inspiriert hat? So, wie Sexsmith in „Chased By Love“ für seine Verhältnisse fast schon ausgelassen über die Wiese springt, läge nichts näher. Pläne schmiedend dastehen, anfangen zu tanzen und erstmal alles umwerfen. Mitunter klingt „Exit Strategy of the Soul“ als habe Sexsmith seine Audrey Hepburn gefunden.
Ron Sexsmith – „Exit Strategy of the Soul“ ist am 4. Juli erschienen.