Stefan Hantel alias DJ Shantel hat nicht nur die Disko Partizani nach Jena gebraucht. Sondern auch das Bucovina Club Orkestar und Sängerin Vesna Petkovic im Schlepptau. Und alle zusammen haben dem KulturArena-Publikum mit feurigen Balkan-Klängen ordentlich eingeheizt und einen für diese Veranstaltung eher untypischen Konzertabend beschert.
Früher, in meiner Kindheit, gab es die Gulaschkanonen. Sie werteten jedes kleine Dorffest mit köstlich-scharfem Eintopf auf. Der Eintopf bestand damals aus allem, was an Essbarem gerade verfügbar war und halbwegs passte. An diesem Abend bestand der köstliche Eintopf aber aus verschiedenen osteuropäischen Folkloreklängen, gewürzt mit ein paar elektronischen Beats. Serviert mit viel Einsatz und Energie. Und dieser Mix zeigte schnell seine anregende Wirkung.
Es begab sich vor ein paar Jahren ein DJ namens Shantel auf die Suche nach seinen Wurzeln. Und reiste dazu in das Land seiner Großeltern, der Bukowina. Dieser heute nahezu verschwundene Landstrich im Grenzgebiet zwischen der Ukraine und Rumänien mit seiner reichhaltigen Musikkultur wurde zum persönlichen Schlaraffenland dieses Mannes. Und die Schätze dieser Kultur verarbeitete er und machte sie nach und nach in der ganzen Welt bekannt.
Mittelpunkt des Abends war der kleine Mann ganz in Weiß, also DJ Shantel, aber nicht. Auch wenn er sich redlich mühte und einiges aufbot. Ob er nun Wodka verteilte, eine Zuschauerin zum Tanzen auf die Bühne holte oder sogar selbst einen ausgiebigen Ausflug ins Publikum unternahm, er war doch nur der Mann mit dem Kochlöffel an der Gulaschkanone. Und der Gulasch, sprich die Musik, war Dreh- und Angelpunkt. Diese Musik entfaltete langsam, aber kontinuierlich, ihre Wirkung. Nahezu jeder im Publikum wurde früher oder später davon befallen.
Einziger Ruhepol im Meer der Euphorie war Trompeter Janez Vouk. Das muss einfach mal erwähnt werden, weil es so beeindruckend war. Dieser Slowene, ein Bär von einem Mann, sicher gute zwei Meter groß, blieb die gesamte Zeit absolut cool. Wenn die anderen auf der Bühne zum klatschen anheizten, bewegte dieser Mann seine Hände mit einer Gelassenheit gegeneinander, als würde ihn das alles nicht berühren. Aber weit gefehlt, denn gleichzeitig sah man ihm im Gesicht seine Freude und Zufriedenheit an. Das ist die osteuropäische Seele.
Als die zwei Stunden Konzertzeit fast vorbei waren, hatte die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht. Jeder, auch diejenigen, die nicht wussten, worauf sie sich bei diesem Konzertbesuch einlassen würden, schwang mehr oder weniger, mehr mehr als weniger, das Tanzbein. Es wurde endlich dunkel und so verschwanden auch die letzten Hemmungen. Es wurde das letzte Lied angestimmt. „Disko Partizani“. Schon zum zweiten Mal an diesem Abend. War die Reaktion beim ersten Mal noch eher verhalten, so sprang nun die gesamte KulturArena im Takt der Musik und skandierte: „Disko, Disko, Partizani!“
Fotoquelle: kulturarena.de
Shantel & Bucovina Club Orkestar sind großartig. Habe letztes Jahr im Matsch in der Sonne auf dem Herzberg Festival zu denen getanzt.
Schantall!
..und ich zuerst auf dem Herzberg und zuletzt beim Southside.
Du hast die auf dem Southside gesehen? Irgendwie ist das komplett an mir vorbei gegangen. Aber so früh sollte man ja auch noch keinen Wodka trinken.
ja.. ich glaube, als es bei Bell X1 zu heiß im Zelt wurde. jedenfalls eine der wenigen Künstler, die meine Mitfahrer und ich beide gesehen haben.. ;)