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10 Jahre mainstage | 02.04.11 | Molotow (Bar), Hamburg

Samstagnacht, Hamburg, St. Pauli, Reeperbahn, Molotow. Es gibt keinen denkbar besseren Rahmen, um das 10-jährige Jubiläum unseres Musikmagazins zu begehen. _pappmaché, Valke, Der Don und… sind als hochkarätigen Gäste geladen, die die Veranstaltung zu dem musikalisch prägen. Kurz um: Was für eine Nacht!

Vorab gilt es darüber zu informieren, dass anbei kein objektiver Bericht, sondern vielmehr eine verschriftete Woge der Begeisterung folgt. Wer der Veranstaltung beigewohnt hat, wird das verstehen. Wer nicht dabei war, darf sich nachträglich gerne von dieser Euphorie anstecken lassen.

Wie bereits erwähnt, sind die Vorzeichen äußerst vielversprechend. Schon allein das mythische St. Pauli vermag in seinen Bann zu ziehen und das Molotow steht seit je her für fulminante Nächte auf der Reeperbahn. Und wenn dann noch eine Festivität wie die heutige ihre Schatten voraus wirft, steht Großes an. Die Pforten öffnen sich pünktlich um 20 Uhr und ziehen bereits Gäste an, die sich zunächst mit einem Getränk versogen und sich anschließend wieder in den Außenbereich des Clubs begeben, um dort die letzten Sonnenstrahlen eines wunderbahren hamburger Frühlingstages zu genießen.

Das gleichermaßen gutaussehende sowie fähige weibliche mainstage DJ-Team versorgt das entspannte Publikum derweil zunächst mit seichten, später mit pulsierenden Klängen aus der Konserve. Auf Elvis folgt Egotronic. Crossover! Um 21 Uhr schließlich erklimmt _pappmaché-Sänger Chris die Bühne der Molotow Bar, greift sich seine Ukulele und beginnt sein 30-minütiges Programm. ClickClickDecker und Gisbert zu Knyphausen grüßen dabei augenzwinkernd mittels der Stilistik des Gitarristen und Sängers, was wenig verwundert da dieser bei Omaha beworben wird, dem Label, das Gisbert zu Knyphausen aus der Taufe hob. In einer seiner raren Ansagen erwähnt der Barde, dass er kürzlich auf den Travestiekünstler Oliver Knöbel alias Olivia Jones getroffen sei. Die Drag Queen läuft prompt wie bestellt am weit ausladenden Schaufenster des Molotows vorbei. Situationskomik die so nur auf dem hamburger Kiez funktioniert und breites Gelächter erntet. Die Bar ist während des gesamten Auftritts nicht übermäßig, sondern angenehm gefüllt.

Es folgen Valke aus Berlin, die kürzlich ihre Debüt-Kassette veröffentlicht habt. Ein erster Eindruck der augescheinlich „retro“ vermuten lässt, zementiert sich anhand der ersten Klänge des Quartetts. Mit Violine und Trompete interpretieren die vier Musiker ihre englischsprachige Popmusik mal schleppend schwermütig, mal rhythmisch noch vorne strebend. Einer Gitarre bedarf es dabei nicht, aber eines Basses, Keyboards und jeder Menge Samples. Die Atmosphäre wird hitziger, die Stimmung steigt. In der ersten Reihe findet sich zufällig eine Gruppe von sechs Engländern wieder, die just in dieser Nacht einen Jungesellenabschied feiert und der Band lautstarke Belobigungen entgegen grölt. Eine Zugabe spendet die Band dennoch nicht.

Wieder einige Minuten später, genauer gesagt um kurz nach 23 Uhr, steht Deniz, seines Zeichens Sänger des Kollektivs Herrenmagazin auf der Empore. Eigentlich soll der Musiker als Hauptprogrammpunkt mit seinem Compagnon Daniel den letzten Live-Auftritt des Abends bestreiten. Allerdings macht die derzeitige Grippewelle dem angekündigten Duo Der Don und Daniel einen dicken Strich durch die Rechnung, sodass der Liedermacher kurzerhand auf familiäre Unterstützung zurück greift, nämlich die seines Cousins. Das Auditorium ist mittlerweile prächtig gefüllt. Einige Menschen müssen sogar mit einem Platz im Flur Vorlieb nehmen, um wenigstens einen Blick auf die Band zu erhaschen. Deniz arbeitet sich eindrucksvoll durch ein abwechslungsreiches Set, in das sich hin und wieder ein Song des Herrenmagazins einschleicht. „Ich strecke das Programm mit Lieder meiner Zweitband“, kündigt der bereits stark schwitzende Sänger an. Dass er schwitzt ist gut, dass er Songs seiner „Zweitband“ spielt genial. „Lüneburg“ fegt über die Köpfe des Publikums und Deniz verbiegt sich während seines Gitarrenspiels vor dem Mikrofon. Spielt der Mann gerade tatsächlich solo? Manchmal braucht es eben kein Orchester, sondern nur eine Akustik-Gitarre und eine melodische Stimme. Der Side-Kick des Frontmannes gestikuliert während dessen entspannt und scheint die Musik pantomimisch untermalen zu wollen. Dass sich einzelne Konzertbesucher für den Geschmack des Duos etwas zu ungestüm in ihren Gesprächen ergehen, quittiert der Sänger mit einer lapidaren Ansage, die ihre Wirkung nicht verfehlt:“Ja, so ist das. Aber ihr hört mich gar nicht. Ihr Wickser!“ Dies ist kein Abend, um Worte auf die Goldwaage zu legen und so spielt das Duo schließlich noch weitere 20 Minuten plus anschließender Zugabe. Danach ist Schluss. Deniz kündigt an, jetzt große Lust auf Bier zu haben und setzt dieses Vorhaben konsequent in die Tat um. Der Sänger teilt die Menge auf seinem Weg zur Bar, wie Moses einst das Meer.

Der Abend ist indes noch nicht zu Ende. Ganz im Gegenteil: die Nacht ist noch jung! Unsere mainstage-Mädels Chrissie und Kerstin machen sich als Stimmungsgaranten hinter dem DJ-Pult verdient, was letztlich etliche Besucher zu Ausdruckstänzen nötigt. Das Bier fließt in Strömen, genau wie andere nicht alkoholfreie Getrinke. Wobei jedoch nicht von einer stupiden Bierseeligkeit die Rede sein kann. Vielmehr spielen sämtliche Faktoren zusammen: die Bar, die Menschen, die Getränke, die Musik, die Stadt, St.Pauli, die Reeperbahn…

Um 5 Uhr endet schließlich der erste runde Geburtstag unseres Musikmagazins und wir hoffen inständig, dass es nicht der letzte gewesen sein wird. Wir schlendern allesamt beschwingt und glücklich in Richtung U-Bahn, während über dem Heiligengeistfeld schon langsam die Sonne aufgeht.

An dieser Stelle noch einige Worte des Dankes in eigener Sache: Wir danken dem Molotow für die großzügige und charmante Gastgeberschaft. Ein herzliches Dankeschön gilt ausßerdem den Bands, die wunderbare Auftritte gespielt und den Abend musikalisch immens bereichert haben. Und zu guter! Letzt danken wir Euch, die Ihr mit uns bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, und einen Geburtstag zu einem richtigen Fest gemacht habt.

Die Fotos des Abends findet Ihr hier.

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