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Brother | 02.04.11 | Molotow

Die britischen Poser von Brother machten auf ihrer Europa-Tour auch im Molotow halt, um zu später Stunde ihre von der englischen Presse hochgepriesene EP „Darling Buds of May“ vorzustellen. Im Rahmen der hamburger Bastion für alternative Gitarren-Musik, Motorbooty, buhlten die Lads jedoch keinesfalls nachhaltig um die Gunst der zahlreich erschienenen Konzert-Gäste.

Mit Spannung starrt ein altersmäßig durchmischtes Publikum auf den noch geschlossenen Vorhang, der den Blick auf die Bühne des ehemaligen Luftschutzkellers versperrt. Die Minuten verstreichen, die Band sollte längst begonnen haben. Die Szenerie wirkt hingegen nicht so, als wäre demnächst mit dem britischen Quartett zu rechnen. Der DJ legt noch einen Song der Landsmänner des Kollektivs auf: Luke Pritchard von The Kooks nuschelt herrlich gelangweilt ins Mikrofon.

Dann endlich erklingt eine Fanfare, die just abbricht und um sich greifende Verwirrung stiftet. Der Vorhang öffnet sich und gewährt die Sicht auf die auf der Bühne stehenden Musiker- sechs sind es an der Zahl, denn live wird die Band durch eine Backroundsängerin sowie einen Organisten verstärkt. In punkto Arroganz bedarf Sänger und Gitarrist Leonard Newell allerdings keinerlei Unterstützung. So versucht der Fön-Frisuren-Träger das offensichtlich mangelhaft gebrannte Intro dem DJ in die Schuhe zu schieben:“What the fuck happened to him?“

Nach diesem verbalen Säbel-Gerassel erklingt mit dem ersten Song „Still here“ tatsächlich Musik, die eindrucksvoll verdeutlicht, dass diese Band nicht nur große Töne spukt, sondern defacto etwas auf dem Kasten hat. Das alles klingt jedoch verdammt nach Oasis, an die auch der komplette Gestus des Kollektivs angelehnt zu sein scheint. Ein überheblicher und sparsamer Habitus ist es, der ein zwiegespaltenes Bild der Engländer zeichnet. Nicht zuletzt weiß Sänger Newell durch seine spitzfindigen Ansagen fortwährend Öl ins Feuer zu gießen. Demnach kommt die Band aus Slough, einer Stadt, die Hamburg laut des Musikers sehr ähnlich sei: Alle Menschen seien Freaks. Ein Raunen geht durch das ansonsten gut gelaunte Auditorium.

Es folgen zwei weitere Songs, die die Setlist auf schlussendlich ganze fünf Songs anwachsen lassen. Fünf Songs, 20 Minuten! Spätestens in diesem Moment wirken die Gäste des zum Bersten gefüllten Keller-Clubs ratlos. Sollen sie Zugabe rufen und nach mehr verlangen oder gilt es sich damit abzufinden, dass eine allem Anschein nach lustlose Band genau so schnell wieder verschwindet, wie sie zuvor erschienen ist. Das sonst so euphorische Publikum entschließt sich für Letzteres.

Der verhältnismäßig geringe Eintrittspreis von 4 Euro hin oder her: das war definitiv zu dünn! Es ist eine Ehre im Molotow spielen zu dürfen, was viele Bands auch als solche auffassen. Einzig zu den Jungs von Brother scheint dieser Status noch nicht vorgedrungen zu sein. Etliche Bands reiben sich auf, um einmal auf den Brettern am Spielbudenplatz stehen zu dürfen. Wir geben der Band also Folgendes mit auf den Weg: musikalische Fähigkeiten gut, Visison befriedigend, Auftritt lustlos und somit mangelhaft.

Um es in einer für Brother verständlichen Art zu sagen: Der Nächste bitte!

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