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1000 robota & selfish cunt, kassel, schlachthof, 13.02.2009

1000robota_avaEin Abend voll harter und lauter Musik und zwei Überaschungen, von denen eine dann fast nicht kommt, und die andere eigentlich doch gar keine ist.

Der Rummel um 1000 Robota ist eigentlich ziemlich schadlos an mir vorbei gegangen, oder sollte man sagen, erst im Nachhinein wurde mir der Wahn, mit dem hier von beiden Seiten aufeinander los gegangen worden ist, bewusst. Nichtsdestotrotz freue ich mich irgendwie auf 1000 Robota, manchmal tut auch wütende Musik mal ganz gut.

Weniger gefreut hatte mich eigentlich die Tatsache eines Supports, da ich Selfish Cunt nach kurzem Reinhören voreilig als mal-wieder-irgendeine-britische-hype-band abgetan hatte, die eher nervt als alles andere. Das erwies sich als großer Fehler und so war ich umso überaschter, diese Show zu sehen. Zunächst war mal wieder warten angesagt, Beginn auf Punkt 21 Uhr gesetzt, wann kommen Selfish Cunt? Um kurz vor halb zehn wuchten auf einmal ein paar Gestalten Verstärker, Schlagzeug udn Gitarren auf die Bühne. In Eile aufbauen, kurzer Soundcheck, dann aber los. Schlagzeuger, Bassist und Gitarrist wirken wie eine Mischung aus Alt-Punk und kanadischem Holzarbeiter und machen vor allem eins: Musik arbeiten. Breitbeinig und mit schweren Schuhen an einem Ort stehen bleibend bearbeiten Basser und Gitarrist ihre Instrumente und produzieren einen Lärmteppich. Darunter das nicht müde werdende Schlagzeug.

Das komplette Gegenteil dann aber Sänger Martin Tomlinson, die Energieausbrüche des androgynen Londoners, der sich auch schon mal mit Pete Doherty prügelt, sind nicht zu zählen, schwer zu beschreiben und gehen bis zur Erschöpfungsgrenze. Das bekommen Bandkollegen und Publikum bis zum physischen zu spüren, wenn er wiedermal in die Masse (wenn man jene so nennen mag, im gefüllten, aber nicht zu vollen Schlachthof) springt oder torkelt. Natürlich alles verbunden mit hohem, hysterischem Gesang, Geschrei. Man kann nur stehen, staunen und wippen. Und überascht sein, wie gut das funktioniert, und wie wenig das mit UK-Hype zu tun hat.
1000robota_balken
Nach so einem Vorband aufzutreten ist nicht einfach, und irgendwie tun sich die drei Hamburger schwer, bei mir Begeisterng hervorzurufen. Dies gilt aber scheinbar nur für mich, den schon beim zweiten Song sind die ersten beiden Reihen mit tanzenden Jugendlichen gefüllt. Jene bewegen sich altersmäßig wahrscheinlich noch unter der Band und sind begeistert. Ähnlich wie bei der Vorband bleibt es musikalisch eher im einfachen Rahmen, Gitarre, Schlagzeug, Bass, fertig. Bratzig und schnell, wütend eben.

Die Texte sind weder intellektuell noch politisch, haben aber oft etwas plakatives, Zeilen bleiben stehen. Sänger Anton Spielmann bringt das auch ganz gut rüber, wenn er im Sprechgesang bleibt, oder aber schreit. Lieder mit wirklichem Gesang gehen eher unter.

Das alles ist nicht so ultra spannend, aber durchaus ok. Was irgendwann seltsam wird, dass die drei eben um diesen ganzen Rummel trotz gegenteiliger Aussagen immer noch nicht hinwegkommen. Das überascht mich dann doch, denn unahängig vom Alter hätte ich 1000 Robota zugetraut, sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Es bleibt auch nicht dabei, wiedermal auf Uhlmann rumzuhassen, oder zu erzählen wo man sich wie benommen hat und nie wieder spielen wird. Obwohl eigentlich niemand angreift, geht es zu Rechtfertigungen über, die dann sogar in neuen Liedern enden, die wiederum in der eigenen Erkenntnis Spielmanns endet, eine Band geworden zu sein, die eben jene Grabenkriege in Songs umwandelt, was ja eigentlich der Tod jeder Band sei. Aber Sterben müssen man ja eh.

Es zeichnet sich das Bild einer Band die – wie Kollege Hartmann das in der Spex mal so treffend formuliert hat – gekommen ist um sich irgendwie zu beschweren, allerdings auch nicht so wirklich weiß, worüber. Selfish Cunt beschweren sich vielleicht nicht, sind irgendwie auch verrückt, werden aber so definitiv länger im Gedächtnis bleiben.

Bilder findet man hier.

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