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1000 Robota – ufo

Vor nunmehr zwei Jahren tingelte ein jugendliches Trio aus dem hamburger Umkreis durch einschlägige Etablissments der Hansestadt und schrie seine plakativen Parollen fortan gleichermaßen dem empfänglichem Hörer sowie dem abgeneigten Kritiker entgegen. Die Presse stilisierte die drei jungen Herren zum intelligentem Sprachrohr einer Generation. Dabei waren 1000 Robota vor allem eines: ungestüm laut. Lärmende Gitarren und agressiver Sprechgesang – all das sind die drei Nordeutschen immer noch, jedoch nicht mehr dermaßen brachial, unüberlegt und impulsiv, sondern weitsichtiger und konzipierter. „Ufo“ als Produkt der musikalischen Adoleszenz.

Diplomatie wäre als Begrifflichkeit sicherlich deplaziert und dennoch scheint es, als hätte sich das Kollektiv auf eine sachlichere Ebene begeben. Skizzen aus Erfarhrungen werden entworfen und vorgetragen. Grund zur Anklage gegen die verkrustete, eingefahrene gesellschaftliche Situation gibt es schließlich immer. Was auf der Debüt-EP „Hamburg brennt“ expliziet und in einer gewissen Eindimensionalität ausgespuckt und auf dem ersten Lanspieler „Du nicht er nicht sie nicht“ konsequent fortgeführt wurde, findet nun in einer subtileren Form Ausdruck. Was lyrisch ungeschliffen, fast primitiv wirkt, besticht durch emotionale Dringlichkeit, die vor allem aus dem Spießbürgertum und der damit einhergehenden Komfortzone eines jeden resultiert.

„Geh nicht zu weit damit du dich selber noch stoppen kannst“ („Geh nicht zu weit“)

Demnach hat das Trio in punkto literarischer Gestaltung nur minimal, auf allzu wutentbrannte Phrasen wurde nahezu gänzlich verzichtet, im Bereich musikalischer Stilistik jedoch entschlossen Hand angelegt. Anstatt der sägenden Gitarren, des bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Basses sowie dem minimalistischem Schlagzeug, bieten 1000 Robota auf instrumentaler Ebene eine bemerkenswerte Weiterentwicklung an. Facettenreicher sind die Songs geworden, ironischer, erwachsener. Synthesizer wabern um sauber arrangierte Bass-Linien und ein akzentuiert herrausgestelltes Schlagzeug. Spielmann und Hinnerkort flüstern ihre Texte förmlich dem Hörer zu, während peut à peut die Gitarre nach ihrem Recht verlangt, durchbricht und ein zuckendes Finale einleitet und bereitet.

Das Trio vermag sowohl auf musikalischer, ideologischer und sozialer Ebene zu spalten. Ein düsteres Extrem auf stilistischer Ebene, das sicherlich insofern wohltuend reguliert, da die Band mit einer feinen Auffassungsgabe ausgestattet ist, die ihnen zugleich ermöglicht, derartige Problematiken ohne Umschweife zu artiklulieren. Dass dieses nicht mehr in vormals beschriebener Banalität geschieht, ist zu dem der Qualität des Albums zuträglich.

Sozial galt das Kollektiv oft als arrogant und selbstverliebt, was sicherlich nicht gänzlich aus der Luft gegriffen sein dürfte. Bestimmt verfügen 1000 Robota über ein gewisses Maß an Arroganz, dass die Formation in manchen Belangen anecken lässt. Wobei gerade dieser Umstand den Künstlern mehr als recht sein dürfte. Schließlich provoziert das Trio gezielt, setzt Nadelstiche, ist unbequem. All das in einer bemerkenswerten Konsequenz. Somit verwundert es wenig, dass die „alten“ 1000 Robota nach dem vermeintlichen Ende des Langspielers nochmals, in Form eines nicht gelisteten Songs, in ihrer ganzen Frustration zu Tage treten: „Lieber mach ich mir tausend Feinde, als mit dir falsche Freunde.“

Diese Band verdient gerade deshalb Anerkennung, weil sie nicht selbstverschwenderisch darum buhlt, sondern ihren eigenen Idealen in dieser schnelllebigen Zeit treu bleibt.

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„ufo“ erschien am 3. Sep. 2010 via Buback Tonträger.

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1000 Robota auf Deutschland Tour.

26. 10. 2010 Leipzig- Moritzbastei

27. 10. 2010 Berlin- Festsaal Kreuzberg

28. 10. 2010 Dresden- Scheune

29. 10. 2010 Heidelberg- Karlstorbahnhof

09. 11. 2010 München- Atomic Café

10. 11. 2010 Wiesbaden- Schlachthof

11. 11. 2010 Köln- King Georg

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